Neue Ausstellung im Steiermärkischen Landesarchiv
Zagreb/Graz (lk) - Im Steiermärkischen Landesarchiv am Grazer Karmeliterplatz ist in den kommenden
Wochen die Ausstellung „Ysterreich im mitteleuropäischen Kontext“ zu sehen. Beim Begriff „Ysterreich“ handelt
es sich nicht um eine frühere Schreibweise von Österreich, sondern um eine unter diesem Begriff wenig
bekannte historische Landschaft im heutigen Kroatien: Der Großteil Istriens, besonders die Küstenbereiche,
war über Jahrhunderte venezianisch und kam erst nach den napoleonischen Kriegen 1815 dauerhaft zum Kaisertum
Österreich. Kleinere Teile Istriens inklusive der Hafenstadt St. Veit am Pflaum/Fiume/Rijeka standen allerdings
schon seit der Frühen Neuzeit unter habsburgischer Herrschaft, diese Gebiete wurden historisch als „Ysterreich“
bezeichnet.
Um die Lücken in der Forschung zur Geschichte der Region zu schließen, hat die Istrische Archivgesellschaft
bereits 2013 das „Projekt Ysterreich“ ins Leben gerufen. Im April 2018 begann dann auch eine Kooperation mit dem
Steiermäkischen Landesarchiv - aus gutem Grund: „Auf Grund der langen historischen Verbindung zwischen Istrien
und der innerösterreichischen Ländergruppe, die von Graz aus verwaltet wurde, stellt das Steiermärkische
Landesarchiv eines der wichtigsten Archive für unser Projekt dar“, erklärt der kroatische Historiker
Markus Leideck vom Staatsarchiv Rijeka, der intensiv im Rahmen des Projekts forscht und die Ausstellung kuratiert
hat. Innerösterreich als Länderkomplex war im Spätmittelalter im Zuge habsburgischer Erbteilungen
1379 und 1411 entstanden und existierte bis 1457 und nochmals von 1564 bis in die Zeit Maria Theresias. Es umfasste
die Kronländer Steiermark, Kärnten, Krain und das Küstenland, Residenzstadt und Verwaltungssitz
war Graz. Archivdirektor Gernot Peter Obersteiner, selbst Experte in der Verwaltungsgeschichte von Innerösterreich,
zeigt sich sehr erfreut über das Projekt: „Schon die Ergebnisse in der ersten Phase des Projekts beweisen,
wie wichtig es ist, die unterschiedlichen Quellen zusammenzutragen. Es hat sich gezeigt, dass die Verbindungen
einiger wichtiger steirischer Adelsfamilien, etwa der Herbersteins, mit der Region Ysterreich viel bedeutender
waren, als bisher angenommen“, so Obersteiner.
Die Ausstellung präsentiert Schlüsseldokumente und Bilder zu den neuesten Forschungserkenntnissen und
schildert auch die Konflikte und Verbindungen zwischen dem venezianischen und dem „ysterreichischen“ Teil von Istrien
über die Jahrhunderte hinweg. Zusätzlich ist zur Ausstellung ein dreisprachiges Buch (Kroatisch, Slowenisch
und Deutsch) geplant, das erstmals die Verwaltungs- und Justizgeschichte Istriens sowie die vielfältigen Verbindungen
zum mitteleuropäischen Raum thematisieren wird. Auch online werden die Forschungsergebnisse ständig präsentiert
und so einem größeren Kreis von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern zugänglich gemacht. „Wir
hoffen in Zukunft auch auf eine intensivierte Zusammenarbeit mit dem Steiermärkischen Landesarchiv auf diesem
Gebiet“, betont Leideck.
Die Ausstellung wurde im Beisein von Nikolaus Hermann, dem kroatischen Honorarkonsul in der Steiermark, eröffnet
und ist vorerst bis zum 5. November zu den Öffnungszeiten des Landesarchivs (Montag, Dienstag, Donnerstag
9 bis 15 Uhr, Mittwoch 9 bis 18 Uhr und Freitag 9 bis 12 Uhr) in den Räumlichkeiten am Karmeliterplatz bei
freiem Eintritt zu sehen. Zudem ist die Ysterreich-Ausstellung der heurige Beitrag des Steiermärkischen Landesarchivs
zur „Langen Nacht der Museen“ am 5. Oktober.
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