Exkursion führte Fachleute aus Gemeinden und der Landesverwaltung nach Nordrhein-Westfalen
– Neue Impulse für „Vorarlberg lässt kein Kind zurück“
Dortmund/Herne/Gelsenkirchen/Bregenz (vlk) - Ein informatives Exkursionsprogramm haben 16 Fachleute aus
Gemeinden und der Landesverwaltung in Nordrhein-Westfalen (NRW) absolviert. Vor Ort sind 40 Kommunen dabei, passgenaue
Präventionsketten aufzubauen, um so positiv auf die individuellen Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen
einzuwirken – lückenlos von der Schwangerschaft bis zum Eintritt ins Berufsleben. Nach nordrhein-westfälischem
Vorbild wird in Vorarlberg seit 2016 die Initiative „Vorarlberg lässt kein Kind zurück“ umgesetzt.
Zur Exkursionsgruppe gehörten der Schrunser Bürgermeister Jürgen Kuster sowie Expertinnen und Experten
des Landes, der Städte Bregenz, Dornbirn und Bludenz, der Marktgemeinden Wolfurt und Rankweil, vom Sozialsprengel
Raum Bludenz, der Region Vorderland-Feldkirch und dem Stand Montafon. In Begleitung von Vertreterinnen und Vertretern
des nordrhein-westfälischen Familienministeriums wurden mehrere Initiativen und Projekte besichtigt.
In Dortmund konnte die Jugendhilfeberatung in pädiatrischen Praxen besichtigt werden. Vor Ort wird auf eine
enge Zusammenarbeit zwischen Jugendamt, Gesundheitsamt und niedergelassenen Kinderärztinnen und -ärzten
gesetzt. In der Ruhrgebiet-Großstadt Herne besuchte die Vorarlberger Delegation unter anderem das Netzwerk
Familienzentren. Ziel des Netzwerks ist es, Kindern aus Familien mit unterschiedlichen Lebensbedingungen, Kulturen,
Bedürfnissen und Stärken zu fördern. Den Exkursionsabschluss bildete eine Stadtteil-Begehung in
Gelsenkirchen. Auf Basis eines kleinräumigen Datenmonitorings werden im Rahmen der Sozialraumstrategie Schalke-Nord
zahlreiche Formen der Beteiligung von Familien angewendet.
Wertvolle Eindrücke
Wichtige Erkenntnisse hat Jürgen Kuster, Bürgermeister der Marktgemeinde Schruns, von der Exkursion mitgenommen:
„Die Voraussetzungen bzw. Problemstellungen in NRW unterscheiden sich selbstverständlich vom ländlichen
Raum in Vorarlberg, den gesellschaftlichen Wandel und die Herausforderungen gibt es allerdings abgeschwächt
und zeitverzögert auf jeden Fall auch bei uns. Genau deshalb ist das Montafon beim Projekt mit dabei und startet
nach diesen wertvollen Eindrücken und Erfahrungsberichten im Herbst 2019 mit einem Familiengipfel als Auftaktveranstaltung.“
„Herzblut und Anpacken“
Für die Stadt Dornbirn haben Carla Frei, Ulrike Porod, Jasmin Spannring und Monika Thaler teilgenommen. Mit
der Exkursion würden sie die beiden Schlagworte „Herzblut und Anpacken“ verbinden – zwei Merkmale, mit denen
sich auch die Stadt Dornbirn stark identifiziere: „Die handelnden Personen in NRW zeichnen sich durch ihre Leidenschaft
und ihr Engagement für das Thema ‚Kindern und Jugendlichen ein gelingendes Aufwachsen zu ermöglichen‘
aus und gehen ständig neue Wege, um der bestehenden Armut und Verwahrlosung entgegenzuwirken.“ Im Unterschied
zu Dortmund gibt es in Dornbirn keine Brennpunktviertel. „Das soll bei uns auch so bleiben – gerade deshalb machen
primärpräventive Maßnahmen in Kommunen Sinn, um von Anfang an das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen
in den Fokus zu stellen und bewusst mitzugestalten.“
Von interessanten Einblicken berichtete nach der Exkursion auch Sabine Kessler vom Amt der Stadt Bregenz: „Prävention
ist eine Haltung, die von einer wertschätzenden und trägerübergreifenden Kooperationskultur des
Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen getragen wird. Dabei steht die Sichtweise vom Kind her zu denken und zu
handeln im Mittelpunkt aller Bemühungen. Prävention muss evidenzbasiert und sozialräumlich unter
Teilhabe aller Akteurinnen und Akteure sowie der Menschen aus dem Quartier angelegt werden. Die hohe Bereitschaft
zur Unterstützung und Stärkung der Familien im Jetzt war bezeichnend für die Erfahrungen, die ich
auf dieser Reise machen durfte.“
„Vorarlberg lässt kein Kind zurück“
Seit 2016 legen das Land und die Gemeinden mit dem Projekt „Vorarlberg lässt kein Kind zurück“ einen
weiteren gemeinsamen Schwerpunkt auf die Kinder- und Familienpolitik. Nach drei erfolgreichen Praxisjahren in den
Gemeinden Dornbirn, Rankweil und Wolfurt sowie den 24 Gemeinden der Region Bregenzerwald, schlossen sich kürzlich
die Stadt Bregenz sowie der Stand Montafon mit zehn Gemeinden der Initiative an. Ihr Ziel ist, unabhängig
der biografischen Ausgangs- und Lebenslage, jedem Kind eine optimale Entwicklung und aktive gesellschaftliche Teilhabe
zu ermöglichen.
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