Schallenberg: „Seiichi Furuyas kulturübergreifende Sicht bereichert uns alle“
Wien (bka) - Seiichi Furuya erhält den Österreichischen Staatspreis für künstlerische
Fotografie. Die Auszeichnung, die seit 1991 in unregelmäßigen Abständen verliehen wird, ist mit
25.000 Euro dotiert und wird für ein besonders herausragendes Gesamtwerk einer Künstlerin oder eines
Künstlers zuerkannt, dessen Position national und auch international eine prägende Stellung einnimmt.
„Seiichi Furuya komponiert in seinen Bildern eine vielschichtige Realität mit einem präzisen Spektrum
an Leitgedanken. Er verweigert sich bewusst einer grellbunten Welt und setzt dagegen eine minimalistische Ästhetik
als künstlerischen Kontrapunkt. Seine west-fernöstliche Schau der Dinge lädt die Betrachter zum
Nachdenken ein, ohne die Richtung ideologisch vorzugeben. Seine kulturübergreifende Sicht bereichert uns alle“,
so Bundesminister Alexander Schallenberg.
Die dreiköpfige Jury, bestehend aus Monika Faber, Walter Moser und Urs Stahel, führt in ihrer Begründung
aus: „Seiichi Furuya zählt zur Generation österreichischer Autorenfotografinnen und -fotografen, die
ab den 1970er Jahren wesentliche und über die Landesgrenzen hinaus wirkende Impulse für die Neuentwicklung
der Fotografie setzten. In seinen vielfach auf Reisen in Europa und Japan entstandenen Fotos, verbindet Furuya
auf einzigartige Weise dokumentarische Strategien mit autobiografischen Fragestellungen.“ Weiter heißt es:
„Furuyas Perspektive als Japaner und damit als (zunächst) Außenstehender auf Österreich, ermöglichte
die Dokumentation von Aspekten, die hiesigen Fotografinnen und Fotografen entgingen. Durch die gesellschaftspolitischen
Umbrüche im Japan der 1960er und 1970er Jahre bereits politisch sensibilisiert und mit dem Phänomen der
Grenze zum ersten Mal in Europa konfrontiert, fotografierte er in seiner Serie „Staatsgrenze“ (1981-83) als einziger
den Eisernen Vorhang, den er über Landschaften, Wachtürme und Schilder erfasste. Wenn nun Furuya diese
Serie rezent weiterentwickelt hat, um sich der sogenannten Flüchtlingsfrage zu widmen, unterstreicht er nicht
zuletzt die politische Stoßrichtung dieser Arbeit, die im Umfeld österreichischer Fotografie damals
singulär war.“
Seiichi Furuya, geboren 1950 in Izu, Japan, lebt seit 1973 als freischaffender Fotograf überwiegend in Österreich
und seit 1987 in Graz. Seit 1975: zahlreiche Ausstellungen in den wichtigsten internationalen Galerien und Museen.
Zudem publizierte Furuya mehrere Fotobücher. Er ist Mitbegründer der Camera Austria und als Ausstellungskurator
tätig. So organisierte er bereits in den 1980er Jahren Ausstellungen japanischer Fotografen, wie beispielsweise
Daido Moriyama, Nobuyoshi Araki oder Shomei Tomatsu, lange bevor diese Künstler durch Präsentationen
in großen Museen einem breiten westlichen Publikum bekannt wurden. Auf diese Art und Weise trug er wesentlich
zur Internationalisierung der heimischen Fotoszene bei.
Seit 1991 haben acht Personen den Österreichischen Staatspreis für künstlerische Fotografie erhalten:
Inge Morath, Franz Hubmann, Erich Lessing, Harry Weber, Friedl Kubelka, Manfred Willmann, Peter Dressler und zuletzt
Margherita Spiluttini. Die feierliche Überreichung des Preises findet am 11. Oktober 2019 statt.
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