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Eröffnungsprogramm vom 19. bis 22. September
Graz (steirischer herbst) - Am 19. September eröffnet der steirische herbst ’19 seine Tore in Graz und der
Steiermark. Unter dem Titel Grand Hotel Abyss (Grand Hotel Abgrund) – eine treffende Metapher, die der Philosoph
Georg Lukács prägte – präsentiert das Festival eine umfassende Betrachtung des Hedonismus in unruhigen
Zeiten.
Es ist dies die zweite Ausgabe des Festivals unter der kuratorischen Leitung von Ekaterina Degot und ihrem Team.
Die verschiedenen künstlerischen Beiträge bilden ein dicht gewobenes Narrativ, das sich in Form einer
erweiterten Gesamtausstellung auf rund 30 Orte in Graz und der Steiermark erstreckt. Installationen und Performances,
aber auch Diskursformate und Publikumsgespräche bilden einen übergreifenden Parcours durch Zeit und Raum.
Grand Hotel Abyss präsentiert Arbeiten von mehr als 40 Kunstschaffenden und Künstler*innen-Kollektiven.
Das Guidebook zum Festival, samt einem Kalender-Booklet, ist ab sofort erhältlich. Es führt Sie durch
das Kernprogramm Grand Hotel Abyss, und erzählt das übergreifende kuratorische Narrativ, das die einzelnen
Projekte miteinander verbindet. Präsentiert werden darin auch die beiden Festivals im Festival, musikprotokoll
und STUBENrein, sowie die Ausstellungen und Veranstaltungen lokaler Kulturinstitutionen, die gemeinsam das Parallelprogramm
des steirischen herbst ’19 bilden. Das Kernprogramm Grand Hotel Abyss kann mit dem Festival-Pass für 29/23
Euro besucht werden. Dieser ermöglicht auch ermäßigten Eintritt zu Veranstaltungen des musikprotokoll
sowie zum Großteil des Parallelprogramms des diesjährigen steirischen herbst.
Eine frei zugängliche Eröffnungszeremonie am 19. September (17:00) im Grazer Landhaushof bildet den Auftakt
zum steirischen herbst ’19: Der Rede der Intendantin und Chefkuratorin Ekaterina Degot folgt ein politisches Oratorium,
das von Zorka Wollny inszeniert wird. Ab 19:00 setzt sich die Eröffnung im Grazer Congress fort. Dort entfaltet
sich eine große Eröffnungs-Extravaganza mit einer immersiven Installation von Cibele Cavalli Bastos,
einem Tableau vivant von Jakob Lena Knebl und Markus Pires Mata sowie Interventionen von Jule Flierl, Manuel Pelmus,
dem Performance-Kollektiv Das Planetenparty Prinzip, von Alexander Brener und Barbara Schurz und mit einem ironischen
Beitrag des Künstlerduos Elmgreen & Dragset zu Österreichs Konfiserie-Landschaft. Den Höhepunkt
des Abends bilden eine Lecture-Performance von Gernot Wieland über die österreichische Genusskultur und
eine spielerisch-apokalyptische Performance des isländischen Duos Erna Ómarsdóttir & Valdimar
Jóhannsson. Ein Konzert von Fatima Spar & The Freedom Fries beschließt den Festivalauftakt.
Der Freitag, 20. September, beginnt mit einer Performance von Riccardo Giacconi am Schloßbergplatz (10:00-12:00,
mehrere Aufführungen). Sie spielt auf die Arbeit junger Zeitungsverkäufer*innen an, die früher tagesaktuelle
Nachrichten schreiend proklamierten. Jule Flierl interpretiert im Kunsthaus Graz (14:00) ein Propagandagedicht
von Werner Kunz. Abends um 19:00 zeigt der georgische Regisseur Guram Matskhonashvili seine Inszenierung von The
Global Congress of Post-Prostitution, eine beißende Satire auf den heuchlerischen Internationalismus der
zeitgenössischen Kulturtheorie von der Autorin und Philosophin Keti Chukrov.
Am 21. September lädt das Theater im Bahnhof zum Bauernmarkt in Eggenberg. Die Besucher*innen können
sich hier auf ein Rollenspiel einlassen, bei dem es um das Ausbrechen aus dem Teufelskreis der Armut geht (9:00
bis 13:00). Michiel Vandevelde baut mit seiner Inszenierung von Nâzim Hikmets Menschenlandschaften auf seinem
Beitrag zum steirischen herbst vom Vorjahr auf: Diesmal adaptiert er den zweiten Band, in dem der türkische
Dichter den Luxus der Reichen thematisiert (Großer Minoritensaal, 19:00).
Die Installationsprojekte des steirische herbst ’19 berühren an verschiedenen Standorten zahlreiche historische
Kontexte und decken verschüttete Konflikte auf. Eine Installation im Palais Attems mit Beiträgen von
Oscar Murillo, Giorgi Gago Gagoshidze und anderen kommentiert die grandiose Verfallsästhetik der Gegenreformation.
Eine Ausstellung im Grazer Künstlerhaus umfasst neue Filme von Jasmina Cibic und Jeremy Deller sowie Arbeiten
des 2006 verstorbenen britischen Künstlers Ian Hamilton Finlay. Nedko Solakov unternimmt mit seinen Interventionen
in verschiedenen Hotellobbys der Stadt eine Zeitreise in den Kalten Krieg und seine Spionagegeschichten.
Im Grazer Kunstverein betrachtet Riccardo Giacconi in einer recherchebasierten Installation die abgründige
„Option“, bei der die Südtiroler*innen Anfang der 1940er-Jahre zwischen zweierlei Faschismen wählen konnten.
Eine kuratorische Fantasie im Literaturhaus Graz über Georg Lukács, den Erfinder der Metapher des Grand
Hotel am Abgrund, und die Zeit, in der er lebte, beschäftigt sich ebenso mit der Thematik von Thomas Manns
Der Zauberberg wie eine neue Filminstallation von Daniel Mann und Eitan Efrat im Forum Stadtpark. Der polnische
Künstler Artur Zmijewski sucht in einem Geschäftslokal in der Girardigasse Zuflucht vor den aktuellen
politischen Katastrophen, und eine neue monumentale Videoarbeit des New Yorker Künstlers und Stand-up-Comedian
Michael Portnoy zeigt in der Helmut List Halle mit ironischem Optimismus, wie man in der Zukunft besseren Sex haben
könnte.
Auch im öffentlichen Raum werden im Rahmen von Grand Hotel Abyss Installationen und Performances präsentiert.
In der Gemeinde Puch bei Weiz errichtet Jasmina Wójcik mit einem Turm aus leeren Apfelkisten eine Hommage
für die Saisonarbeiter*innen aus Ungarn, Polen und Rumänien, die hier Jahr für Jahr auf den Plantagen
arbeiten (Eröffnung am 15. 9., 15:00). Andreas Siekmanns Installation am Grazer Griesplatz ist eine zeitgenössische
Interpretation von Albrecht Dürers nie realisiertem Denkmal für die besiegten Bauern.
Gegenpositionen ist ein Projekt, das der steirische herbst gemeinsam mit CLIO und dem Institut für Kunst im
öffentlichen Raum Steiermark entwickelte. Am 21. September wird Eduard Freudmann’s Installation Monumyth am
Befreiungsdenkmal im Grazer Burggarten enthüllt (10:45). Performative Interventionen im Rahmen von Gegenpositionen
kommen von Elizabeth Ward (Jahndenkmal im Stadtpark, 21. 9., 10:00) und von Thomas Geiger (Dr. Hans-Kloepfer-Büste,
Schloßberg beim Türkenbrunnen, 22. 9., 11:00).
Die gefeierte Soziologin und Theoretikerin des zeitgenössischen Kapitalismus der Gefühle, Eva Illouz,
wird am 20. September die Diskursreihe Ideen eröffnen. Illouz hält einen Vortrag über das Glücksdiktat
unserer Gesellschaft, das Thema ihres demnächst erscheinenden Buches (Orpheum Extra, 16:00). Das Büro
der Offenen Fragen durchzieht mit unterschiedlichen Tourformaten das Eröffnungswochenende und auch die herbstkantine
am Kaiser-Josef-Platz 4 nimmt ihren Betrieb auf. Am Freitag ist Keti Chukrov mit ihrer Stimmenintervention Rhythm
as the Prevention of Falling zu Gast, und am Samstag rufen Künstler*innen des Festivals An Evening of Political
Toasts aus.
Das Kernprogramm Grand Hotel Abyss wird von einem umfangreichen und vielfältigen Parallelprogramm lokaler
Kulturinstitutionen begleitet. Viele davon eröffnen ebenfalls während des ersten Festivalwochenendes,
darunter BRUSEUM/Neue Galerie, esc medien kunst labor, Haus der Architektur, kunstraum_8020, < rotor > Zentrum
für zeitgenössische Kunst, Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz und the smallest gallery – Ort für
Fotografie.
Das vollständige Programm des steirischen herbst ’19 und unser Magazin Vorherbst finden Sie auf unserer Website:
www.steirischerherbst.at.
Teilnehmende Künstler*innen Grand Hotel Abyss
Ariel Efraim Ashbel and friends, Cibelle Cavalli Bastos, Alexander Brener und Barbara Schurz, Keti Chukhrov
/ Guram Matskhonashvili, Jasmina Cibic, Das Planetenparty Prinzip, Jeremy Deller, Bojan Djordjev / Goran Fercec,
Elmgreen & Dragset, Ian Hamilton Finlay, Jule Flierl, Giorgi Gago Gagoshidze, Gegenpositionen (Eduard Freudmann,
Thomas Geiger und Elizabeth Ward), Riccardo Giacconi, Grupa Ee, Jakob Lena Knebl und Markus Pires Mata, The Life
and Adventures of GL, Daniel Mann und Eitan Efrat, Oscar Murillo, Erna Ómarsdóttir & Valdimar
Jóhannsson, Boris Ondreicka, Manuel Pelmu?, Michael Portnoy, Blanka Rádóczy / Vladimir Sorokin,
Hanna Rohn, Andreas Siekmann, Nedko Solakov, Andrei Stadnikov mit Vanya Bowden, Shifra Kazhdan und Dmitry Vlasik,
Theater im Bahnhof, Michiel Vandevelde, Gernot Wieland, Jasmina Wójcik, Zorka Wollny, Artur Zmijewski
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