Mehr Raum für Aufarbeitung der „Option“ und ihre Folgen
Jenbach/Innsbruck (lk) - Im Zuge von „Italienisierungsbestrebungen“ wurden deutschsprachige SüdtirolerInnen
1939 vor die Wahl gestellt, entweder als „OptantInnen“ Südtirol zu verlassen, oder aber in ihrer Heimat zu
bleiben und ihrer Sprache und Kultur den Rücken zu kehren. „Zahlreiche Familien und Freundschaften wurden
durch die ‚Option‘ entzweit, die Betroffenen vor Herausforderungen gestellt. Viele jener, die sich für ein
Auswandern aus Südtirol entschieden hatten, zog es in die Gegend rund um Jenbach“, sagte Kulturlandesrätin
Beate Palfrader im Zuge der Eröffnung des Dokumentations- zentrums „Option“ in Jenbach und betonte: „Sicherlich
ist es angenehm und richtig, die Glanzstunden der eigenen Geschichte in Erinnerung zu behalten. Ebenso wichtig
ist es aber auch, dass wir der dunkleren Kapitel in der Vergangenheit Tirols und Südtirols gedenken, diese
aufarbeiten und in der Auseinandersetzung mit dem Geschehenen aus der Geschichte lernen. Lernen, zu erkennen, dass
Nationalismen und Machtmissbrauch früher oder später immer die Gesellschaft spalten, Demokratie und Freiheit
bedrohen, und letztendlich Vertreibung, Leid und Not für die Menschen bringen. Ein Lehrsatz, der heutzutage
wieder mehr und mehr an Gültigkeit gewinnt!“
Das Dokumentationszentrum wird vom Land Tirol für die Dauer von drei Jahren mit insgesamt 51.000 Euro finanziell
unterstützt und beleuchtet Schicksale von „DableiberInnen“, „RücksiedlerInnen“ und „OptantInnen“.
„Der Bevölkerung Tirols wurde durch die ‚Option‘ ein Trauma zugefügt, dessen Folgen wir heute noch spüren
– nördlich und südlich des Brenners. Dieses Unrecht historisch aufzuarbeiten ist unsere Pflicht all jenen
gegenüber, in deren Familiengeschichte sich die Auswirkungen der ‚Option‘ bis in die Gegenwart niederschlagen“,
unterstrich auch der Südtiroler Landesrat für deutsche Kultur, Philipp Achammer.
Synergien in der Vergangenheitsbewältigung
Im Jenbacher Museum wurde ein Dokumentationszentrum mit Räumlichkeiten eingerichtet, in denen Zeugnisse der
„Option“ – Briefe, Dokumente, Filme und vieles mehr – gesammelt, digitalisiert und weiter erforscht werden. Die
Dokumentationsarbeit wird vom Museumsverein Jenbach, dem Tiroler Landesarchiv, dem Institut für Zeitgeschichte
der Universität Innsbruck sowie dem Gesamtverband der Südtiroler in Österreich getragen bzw. unterstützt
und unterliegt hohen wissenschaftlichen Ansprüchen. Der Ausstellungsbereich im Jenbacher Museum, der schon
vorher die Geschichte der Option von SüdtirolerInnen in Österreich zum Thema hatte, wird im Rahmen des
nun angelaufenen Projekts in Zusammenarbeit mit dem Gesamtverband der Südtiroler in Österreich modernisiert.
Er wurde bereits um ein multimediales Angebot ergänzt und mit zusätzlichen Exponaten bestückt.
Bei gleichzeitigem besonderen Augenmerk auf den Datenschutz steht beim Ausstellungsbesuch eine Fülle an
neu erschlossenem Quellenmaterial über die „Option“ bereit. Außerdem bittet das Dokumentationszentrum
„OptantInnen“ und deren Nachkommen, dem Projekt weiteres Quellenmaterial zur Verfügung zu stellen.
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