Von 19. September 2019 bis 6. Jänner 2020 im Oberen Belvedere
Wien (belvedere) - Zum dreihundertsten Geburtstag Josef Ignaz Mildorfers (1719-75) widmet das Belvedere
dem Barockmaler eine Ausstellung in der Reihe IM BLICK. In seinem Jubiläumsjahr erhält der gebürtige
Tiroler damit die erste Einzelpräsentation.
Im Besitz des Belvedere ist eines der musealen Hauptwerke des Künstlers, die Heilige Dreifaltigkeit mit
den Heiligen Rochus, Florian, Sebastian und Johannes von Nepomuk. Das Altarbild kam Anfang des 20. Jahrhunderts
als Schenkung in die Sammlung und wurde anlässlich der Ausstellung restauriert. Dies ist einer der Gründe,
warum das Belvedere das Œuvre von Josef Ignaz Mildorfer in der Ausstellungsreihe IM BLICK präsentiert. Seine
Kunst lässt sich überdies hervorragend mit der Barocksammlung des Belvedere vernetzen, die einen profunden
Bestand an Werken Kunstschaffender aus seinem Umkreis an der Wiener Kunstakademie aufweist.
Die Ausstellung im Oberen Belvedere legt das Augenmerk auf drei zentrale Aspekte des künstlerischen Wirkens
von Josef Ignaz Mildorfer: seine Rolle als Schüler und als Professor für Malerei an der Wiener Kunstakademie,
seine Aufträge für Kirche, Adel und Bürgertum sowie seine seltenen Schlachtenbilder.
Mildorfer als Schlachten- und Pandurenmaler
In frühen Jahren erprobte sich Mildorfer in einer kleinen Anzahl von Werken im Genre der Schlachtenmalerei.
Er reagierte damit auf den zeitgleich tobenden Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-48), den die junge habsburgische
Herrscherin Maria Theresia an verschiedenen Fronten des Reichs führte. Mildorfers sogenannte "Panduren",
Darstellungen von Kämpfern der militärischen Hilfstruppen aus den südöstlichen Grenzländern
des Habsburgerreichs, reflektieren das Zeitgeschehen und das rege öffentliche Interesse, das an den fremdartig
wirkenden und verwegenen Kriegern bestand.
Mildorfer und die Wiener Akademie
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts war die Wiener Kunstakademie ein Ort der Avantgarde. Ab den 1740er-Jahren prägten
rund zwei Jahrzehnte lang Maler aus dem Tiroler Raum wie Michael Angelo Unterberger, Paul Troger oder Mildorfer
die Institution. Künstler loteten dort Extreme in Bewegung, Ausdruck und Licht aus. Der sogenannte "Wiener
Akademiestil" konnte sich zeitweilig als künstlerisches Phänomen etablieren, wurde jedoch recht
bald vom Vormarsch der klassizistischen Tendenzen eingeholt. Mildorfer war - zunächst als Schüler, dann
als Professor für Malerei - Teil dieser Entwicklung, die die gängigen künstlerischen Konventionen
infrage stellte.
Mildorfers Aufträge für Kirche, Adel und Bürgertum
Mildorfer führte im Lauf seines Lebens zahlreiche Aufträge aus. Zu seinen Förderern der ersten
Stunde zählte die Kirche, später folgten Werke für Adel und Bürgertum. Besonders prominent
ist Mildorfer in der unweit von Wien gelegenen Marienwallfahrtskirche am Hafnerberg (Niederösterreich) vertreten,
für die er mehrere Altarbilder und Fresken ausführte. Das dortige Kuppelfresko zählt zu seinen Hauptwerken.
Hof und Adel forderten bei Mildorfer ab dem Ende der 1740er-Jahre immer wieder Werke an - Mildorfers Fresken für
Maria Theresia und Franz I. Stephan im Menageriepavillon in Schönbrunn und in der Maria-Theresien-Krypta der
Wiener Kapuzinergruft haben sich bis heute in situ erhalten.
Zur Ausstellung
Die Ausstellung im Oberen Belvedere umfasst etwas mehr als fünfzig Exponate, darunter Gemälde, Skulpturen,
Zeichnungen, Druckgrafiken und Archivalien. Den oben genannten Themenschwerpunkten von Mildorfers Schaffen ist
jeweils ein Raum gewidmet. Sein Œuvre wurde für die Schau im Oberen Belvedere aus verschiedenen öffentlichen
und privaten Sammlungen in Österreich, Italien, Tschechien und Deutschland zusammengetragen.
Die Ausstellungsreihe IM BLICK im Oberen Belvedere wurde konzipiert, um Künstlerinnen und Künstler
sowie Werke aus der Sammlung vorzustellen und wissenschaftlich zu bearbeiten.
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