„Immer dort im Einsatz, wo die Not am größten ist“
Wien (epdÖ) – Als 1969 in Banja Luka im heutigen Bosnien-Herzegowina die Erde bebte und tausende Menschen
vor dem Nichts standen, startete in Wien die Diakonie Katastrophenhilfe. „Seit 50 Jahren steht die Diakonie seitdem
an den Krisenherden der Welt“, bilanzierte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser bei der Jubiläumsfeier
am Abend des 18. September im Wiener Albert Schweitzer Haus. Unter den Gästen befand sich auch Mosers Vorvorgänger,
der damalige Diakoniedirektor Ernst Gläser. Er war 1969 hauptverantwortlich für die Gründung der
Diakonie Katastrophenhilfe, erinnerte Michael Bubik, Rektor der Diakonie Eine Welt, unter deren Dach die Diakonie
Katastrophenhilfe heute agiert.
Moser zeigte sich bei der Feier dankbar, dass die internationale Hilfe „immer als gemeinsames Thema“ in der Diakonie
wahrgenommen wurde. Ihr persönliches Bild von Katastrophenhilfe habe sich durch Reisen in Krisengebiete stark
verändert. Sie habe gelernt, dass über die Versorgung mit dem Notwendigsten hinaus auch stark der Aspekt
der Gerechtigkeit im Fokus stehe, „die Menschen, die es wirklich trifft, sind Menschen, die in Armut leben, die
können nicht einfach ihre Sachen packen und weitergehen“. Letztlich gehe es in der Katastrophenhilfe um Würde,
„um den Handlungsspielraum von Menschen auch in Katastrophen zu erweitern“.
ORF-Journalistin Mathilde Schwabeneder berichtete von ihren Erfahrungen mit der Diakonie Katastrophenhilfe. In
über 20 Jahre habe sie Einblick in Projekte erhalten und erlebt, „wie die Arbeit vor Ort gut läuft“.
Die Arbeit der Katastrophenhilfe bezeichnete die Rom-Korrespondentin als „Hilfe mit Weitblick“, bei der auch „das
große Ganze“ im Blick bleibe. „Das furchtlose Auftreten gegen Elend und Unrecht zieht sich wie ein roter
Faden durch die Arbeit der Diakonie“, so Schwabeneder. Bereits nach 2000 sei sie durch die Arbeit der Waldenser
und der Diakonie in Sizilien mit dem Thema der Mittelmeerroute in Berührung gekommen. Menschen, die andere
Menschen „nach dem Gesetz des Meeres“ vor dem Ertrinken retteten, wurden kriminalisiert, „aus Rettern sind plötzlich
Straftäter geworden“. Die Diakonie setzte gemeinsam mit der Waldenserkirche und der römischen Basisgemeinde
Sant‘Egidio auf humanitäre Korridore, betrieb Bewusstseinsarbeit und trug zur Integration bei.
In einem Film wurde bei der Jubiläumsfeier auf die 50-jährige Entwicklung der Diakonie Katastrophenhilfe
zurückgeblickt. Die Kosovo-Krise habe etwa einen weiteren Professionalisierungsschub bewirkt, sagte der damalige
Diakoniedirektor und jetzige evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka. „Wir legen Wert darauf, dass Minderheiten
beim Aufbau nach Katastrophen nicht ausgegrenzt werden“, unterstrich Rektor Michael Bubik. Generell habe sich der
Aktionsradius massiv ausgeweitet, „wir sind fast bei jeder Katastrophe präsent.“ Weltweit, aber auch in Österreich,
was sich beispielsweise bei der Hochwasserkatastrophe 2002 gezeigt habe.
Möglich wird diese umfassende Präsenz durch das weltweite Netzwerk der ACT Alliance, in das die Diakonie
Katastrophenhilfe eingebunden ist und das mit Partnern vor Ort agiert. Mehrere Vertreterinnen und Vertreter dieser
Organisationen, etwa aus dem Libanon, Jordanien oder Serbien. berichteten bei dem Jubiläumsabend von ihren
Erfahrungen, wechselseitiger Dank für die Zusammenarbeit stand dabei im Vordergrund. „Wir leben in einer Welt,
so lange wir einander helfen, besteht Hoffnung“, sagte etwa Marija Vranisevic von einer orthodoxen Hilfsorganisation
in Serbien, mit der die Diakonie Katastrophenhilfe seit der Flutkatastrophe 2015 kooperiert
Wie wichtig diese Zusammenarbeit mit lokalen Partner ist, hob auch Nina Hechenberger hervor. Seit 2018 leitet sie
die Diakonie Katastrophenhilfe. „Wir verlassen uns auf die Menschen, die bereits im Vorfeld von Katastrophen schon
dort sind und die dann wissen, worauf es ankommt.“ Die Katastrophenhilfe sei immer dort im Einsatz, „wo die Not
am größten ist“, und helfe unabhängig von Religion, Herkunft oder anderen Faktoren.
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