Landesrat Bernhard: Wichtiger Beitrag für Auseinandersetzung und Dialog
Bregenz (vlk) - Die Jury hat dem 58 Jahre alten Künstler Thomas (tOmi) Scheiderbauer aus Hard den Internationalen
Kunstpreis des Landes Vorarlberg zugesprochen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre vergeben.
Landesrat Christian Bernhard gratuliert tOmi Scheiderbauer zu dieser Auszeichnung und betont, dass der Preisträger
„in seinem Lebenswerk konsequent brisante Themen wie beispielsweise Flucht- und Armutsmigration aufgreift – ein
wichtiger Beitrag für Auseinandersetzung, Dialog und gesellschaftliche Entwicklung.“
Die international besetzte Jury – Carina Jielg (A), Ulrike Shepherd (D), Ursula Badrutt-Schoch (CH), Friedemann
Malsch (FL), Maria Simma-Keller (A) und Winfried Nußbaummüller (A) – hat sich einstimmig für den
Vorarlberger Scheiderbauer ausgesprochen. Die offizielle Übergabe der Urkunde erfolgte im Café der
Prada Foundation Mailand.
Politische Themen
Jurymitglied Carina Jielg hob hervor: „tOmi Scheiderbauer ist ein Künstler, den die Welt zutiefst interessiert
und für den die Kunst Mittel ist, um diese Welt und was sie im Inneren zusammenhält zu verstehen. Um
Visionen, Vorstellungen, Fragen zu visualisieren oder zum ‚Laufen‘ zu bringen, um zu interagieren, um zu kommunizieren,
um zu existieren. Das war so, als er mit der Künstlergruppe c a l c ein spanisches Dorf vor dem Verfall rettete
oder als er ein interaktives Spiel für Israel und Palästina entwickelte, und das ist heute so, wenn er
die süditalienische Stadt Lecce gemeinsam mit Geflüchteten künstlerisch neu vermisst.“
Kunstschaffen bewusst machen
„Durch den Preis sollen die Fülle und die Bedeutung des Kunstschaffens im Bodenseeraum und den Nachbarländern
Vorarlbergs vermehrt in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht und die Bildende Kunst gefördert
werden“, erklärte Winfried Nußbaummüller, Kulturabteilungsvorstand des Landes Vorarlberg. Die letzten
Preise gingen 2017 an die Schweizerin Loredana Sperini, 2015 an Maria Anwander und 2013 an Ingo Springenschmid
(beide aus Vorarlberg).
Biografie Thomas Scheiderbauer
Thomas „tOmi" Scheiderbauer wurde 1961 in Hard geboren und wuchs in Bregenz und Kennelbach auf. Nach einer
Ausbildung zum Fotografen besuchte er die Meisterklasse der Höheren Technischen Lehr- und Versuchsanstalt
in Wien sowie die Audiovisuelle-Kunst-Klasse an der Universität Basel. Hinzu kamen von 1981 bis 1984 Studienreisen
nach Afrika, Kanada, Mexiko, Spanien und in die USA.
Scheiderbauer war Initiator und Gründungsmitglied des Atelierkollektivs VIA –VIDEOAUDIOKUNST in Basel (1989
zusammen mit Muda Mathis, Pipilotti Rist, Sus Zwick, Käthe Walser, Luks Brunner, Uri Urech u. a.). Anschließend
arbeitete er – gemeinsam mit Teresa Alonso Novo, Adel Hozayin sowie Maria und Sharif al Ghamrawy – eineinhalb Jahre
in Kairo und auf der Halbinsel Sinai am Konzept und an der Realisierung der Atelierhäuser Shabramant und Basata.
Intensive Kooperationen
1991 kam es zur Gründung des Künstlerkollektivs „c a l c – Casqueiro Atlantico Laboratorio Cultural“
(zusammen mit Teresa Alonso Novo, Lux Brunner und Malex Spiegel) und zur Realisierung einer interaktiven Infraskulptur
während zwölf Jahren in Las Aceñas an der nordwestspanischen Atlantikküste. In Sevilla arbeitete
er fünf Jahre mit Teresa Alonso Novo und dem Architektenkollektiv lapanaderia zusammen. 1998 begann eine intensive
siebenjährige Kooperation mit Michelangelo Pistoletto: Konzeption und Realisierung der Cittadellarte sowie
der UNIDEE (Università delle Idee, gemeinsam mit Teresa Alonso Novo) in Biella.
Künstler ohne Grenzen
Der Künstler lebt und arbeitet seit zehn Jahren im süditalienischen Lecce. Als K. O. G., Künstler
ohne Grenzen, setzt er sich dabei intensiv mit der Flucht- und Armutsmigration auseinander. Es kommt dabei zu diversen
Gemeinschaftsprojekten mit und für Geflüchtete, wie z. B. NessunConfine, LECCEBILITÀ oder Cucina
Cosmoculinaria. MUTTERMUSTER nennt Scheiderbauer seine – im Rahmen von Kunst und Bau zu realisierende – jüngste
Arbeit im neuen Eingangsbereich im LKH Feldkirch.
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