Die Pflege Service Burgenland GmbH nimmt am 1. Oktober 2019 ihren Betrieb auf
Eisenstadt (blms) - Den nächsten Schritt des „Zukunftplan Pflege“ präsentierte Soziallandesrat
Christian Illedits am 26. September gemeinsam mit Mag. (FH) Harald Keckeis, dem Geschäftsführer der KRAGES
und PSB – der Pflege Service Burgenland GmbH – und DGKP Tamara Hadjwasiri, der Koordinatorin der bgld. Pflege-
und Sozialberater in einem Pressegespräch. Am 1. Oktober 2019 nimmt die neu gegründete Pflegeservice
Burgenland Gmbh ihre operative Tätigkeit als zentrale Anlaufstelle für den Pflegebereich auf. Die große
Gruppe pflegender Angehöriger, die derzeit ohne jede finanzielle oder sozialrechtliche Absicherung ist, soll
Sicherheit und eine berufliche Zukunftsperspektive durch das neue Anstellungsmodell bei der Pflege Service Burgenland
GmbH bekommen. Den Bedürfnissen und Wünschen der Pflegebedürftigen – so lange wie möglich in
den eigenen vier Wänden von Vertrauten betreut zu werden – wird mit diesem neuen Modell entsprochen. Auch
Eltern behinderter Kinder können von diesem Modell profitieren. 50 Interessenten gibt es bereits. Eine Infotour
zum Zukunftsplan Pflege startet am 1. Oktober 2019.
Seit Jahren werde in Österreich über eine tiefgreifende Reform des Pflegesystems diskutiert, sagte Illedits.
Immerhin sind in Österreich mehr als 900.000 Menschen – im Burgenland sind es rund 30.000 Menschen – von dem
Thema Pflege oder Betreuung betroffen. Auf Bundesebene wurden keine gesamtheitlichen positiven Lösungsansätze
realisiert, abgesehen von der Abschaffung des Angehörigenregresses, erwähnte Illedits. Im Burgenland
wurde im März der 21 Punkte umfassende „Zukunftsplan Pflege“ mit klaren Umsetzungszielen und –zeiträumen
präsentiert. „Und wir halten uns an diese Vorgaben. Gerade im Pflegebereich brauchen die Menschen Taten statt
Worte“, unterstrich der Soziallandesrat.
Einer dieser 21 Punkte und ein besonders innovativer Teil des „Zukunftsplan Pflege“ ist ein Anstellungsmodell für
Menschen, die Angehörige pflegen und betreuen. Das Burgenland ist das erste und bislang einzige Bundesland
in Österreich, das ein solches Modell realisiert. Es nimmt damit eine sozialpolitische Pionierrolle ein.
400 bis 600 Personen pflegen Schätzungen zufolge im Burgenland derzeit einen Angehörigen daheim, vielfach
ohne jede professionelle Begleitung. Speziell auf diese Personengruppe ist dieses neue Anstellungsmodell abgestimmt.
Diese Personen haben in dem neuen Modell die Chance auf ein Dienstverhältnis und ein Gehalt von bis zu 1.700
Euro monatlich netto. Diese Personen werden durch die Anstellung in das Sozialsystem integriert und alle Sozialversicherungsleistungen
erhalten.
Dazu kommt auch eine berufliche Perspektive für die Zeit nach dem Betreuungsfall: Die pflegenden Angehörigen
erhalten kostenfrei eine niederschwellige Grundausbildung im Ausmaß von 100 Lehreinheiten, die für die
Betreuungs- und Pflegeleistungen notwendig sind. Es besteht auch die Möglichkeit für eine weiterführende
Heimhilfe-Ausbildung, was der der betreuenden und pflegenden Person die Chance einräumt, in einem Sozial-
und Gesundheitsberuf weiterhin tätig zu sein.
In den letzten Wochen wurden von den Pflege- und Sozialberaterinnen zahlreiche Anfragen von Interessenten entgegengenommen:
Im gesamten Burgenland gab es rund 200 Interessierte, zirka 50 Personen werden nach dem 1. Oktober zu einem Informationsgespräch
kommen. Fünf 5 Prozent davon waren Eltern von pflegebedürftigen bzw. behinderten Kindern.
Das Angebot wurde auch auf die ältere Generation ausgedehnt. Wenn beispielsweise ein Pensionist einen Angehörigen
– dies ist meist der Ehepartner – betreut und das gemeinsame Haushaltseinkommen unter 1.700 Euro netto liegt, stockt
das Land auf diesen Betrag auf.
Die gesetzlichen Voraussetzungen für das Anstellungsmodell wurden in den vergangenen Wochen geschaffen: In
der Landtagssitzung am 19. September 2019 wurde das Bgld. Sozialhilfegesetz entsprechend novelliert. In der Sitzung
der Bgld. Landesregierung am 25. September 2019 wurde die entsprechende Richtlinie für die Anstellung pflegender
Angehöriger beschlossen. Der nächste Schritt wird in der Landtagssitzung im Oktober 2019 gesetzt: Es
soll das Sozialeinrichtungsgesetz zum Beschluss kommen. Dieses Gesetz regelt den Betrieb und die Errichtung von
Pflege- und Betreuungseinrichtungen. Mit diesem Beschluss soll die Rechtsbasis für den „Zukunftsplan Pflege“
abgeschlossen werden.
„Im Mittelpunkt aller Bemühungen stehen die Pflegenden und die zu Pflegenden. Das kostet etwas, aber das ist
eine Frage der sozialen Verantwortung“, sagte der Soziallandesrat. „Das Modell soll eine spürbare Lebensverbesserung
bringen“, betonte Illedits.
Von einem ambitionierten Anstellungsmodell sprach der Geschäftsführer der KRAGES, Mag. (FH) Harald Keckeis,
der auch die Pflege Service Burgenland GmbH leiten wird. In den vergangenen Monaten wurde an den Vorbereitungen
für die Anstellung der pflegenden Angehörigen gearbeitet. Ab der nächsten Woche werde es konkrete
Gespräche mit Interessierten geben. Das Modell sei abgestimmt auf Personen in den Pflegestufen 3 bis 5, das
Modell gelte auch für pflegende Angehörige der Stufen 6 und 7, sagte Keckeis.
Die Entlohnung erfolgt mit 1.700 Euro netto bei einer 40-Stunden-Anstellung, wobei die pflegebedürftige Person
einen Teil des Pflegegeldes und einen Teil des Einkommens (über dem Netto-Ausgleichzulagenrichtsatz) beizutragen
hat. Bei Pflegestufe 3 ist eine 20-Stunden-Anstellung möglich, bei Pflegestufe 4 eine 30-Stunden-Anstellung,
und ab Pflegestufe 5 ist eine 40-Stunden-Anstellung. Die konkreten Berechnungen werden im Einzelfall seitens der
PSB vorgenommen.
Wenn nach den Beratungsgesprächen mit den Pflege- und Sozialberatern eine Antragstellung erfolgt, werden dies
Anträge innerhalb weniger Tage bearbeitet, sagte Keckeis. Bei Anstellung des pflegenden Angehörigen wird
ein Dienstvertrag mit der Pflege Service Burgenland GmbH abgeschlossen sowie ein Vertrag mit der zu pflegenden
Person, die natürlich in alle Schritte eingebunden ist und deren Zustimmung notwendig ist.
Der Bedarf in der Bevölkerung nach Informationen rund um Pflege und Betreuung ist sehr groß. Daher werden
die Pflege- und Sozialberater unter der Koordination von DGKP Tamara Hadjwasiri in die Anstellung der pflegenden
Angehörigen eingebunden. Die Pflege- und Sozialberater sollen als fundierte Ansprechpartner für pflegebedürftige
Menschen und vor allem auch für ihre Angehörigen über die gesamte Angebotspalette im Pflegesektor
informieren und mithelfen, eine möglichst individuelle Pflegelösung zu finden.
Infotour zum Zukunftsplan Pflege im Oktober 2019
Um die Burgenländer umfassend über das Pflegeangebot zu informieren, werden im Oktober 2019 in allen
Bezirken Informations-Abende stattfinden. Die Auftaktveranstaltung wird gleichzeitig mit dem Start des Modells
am 1. Oktober um 19 Uhr in Schattendorf im Bezirk Mattersburg stattfinden..
Telefonische Auskünfte erhält man bei der
Pflegehotline des Landes Burgenland unter +43 57 600 1000.
|