Was wir morgen essen werden

 

erstellt am
25. 09. 19
13:00 MEZ

Ernährungstrends im Fokus des Strategieprozesses "Zukunft Landwirtschaft 2030"
Linz (lk) - Wohin soll sich die Landwirtschaft in Oberösterreich bis 2030 entwickeln? Um diese Frage zu beantworten, brauchen wir zuerst eine Antwort auf die Frage: Was wollen die Menschen im Land bis 2030 essen? Diese Frage steht im Zentrum der zweiten Publikumsveranstaltung des Strategieprozesses Zukunft Landwirtschaft 2030. Gemeinsam mit Frau Mag.a Hanni Rützler, führende Foodtrend-Forscherin Österreichs, wagen wir einen Blick in die Zukunft", sagte Oberösterreichs Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger am 24. September in einer Pressekonferenz in Linz.

Strategieprozess "Zukunft Landwirtschaft 2030" - Wertschöpfung durch Wertschätzung
Der im Juni 2019 gestartete Strategieprozess "Zukunft Landwirtschaft 2030" nimmt mit der Dialogplattform "Wertschöpfung durch Wertschätzung" im ABZ Altmünster an Fahrt auf. Die Dialogplattformen sind Diskussionsveranstaltungen zur Einbeziehung möglichst vieler interessierter Menschen, vor allen aus dem bäuerlichen Bereich. Mit Frau Mag.a Hanni Rützler wird eine ausgewiesene Expertin mit den mehreren hundert anwesenden Bäuerinnen und Bauern diskutieren.

Im Zentrum der Veranstaltung stand die Frage, wie die Landwirtschaft noch stärker auf Anforderungen der Gesellschaft eingehen kann. Dies betrifft vor allem die Bereiche Nachhaltigkeit und die sich ändernden Ernährungsgewohnheiten. Die bestehende Wertschätzung gegenüber der Landwirtschaft soll dadurch gestärkt werden - und aus Wertschätzung entwickelt sich Wertschöpfung. "Die Steigerung der Wertschöpfung ist eine zentrale Zukunftsfrage. Die Landwirtschaft in Oberösterreich erhält für ihre Produkte in Top- Qualität einen zu geringen Preis, um davon leben zu können. Zu lange richtete sich der Fokus der Betriebe rein auf die Produktion und vernachlässigte darüber die Vermarktung. In Zukunft müssen wir viel stärker die Bedürfnisse und Wünsche der Konsumentinnen und Konsumenten einbeziehen. Daher beschäftigen wir uns heute mit der Entwicklung der Essgewohnheiten. Mag.a Hanni Rützler, Österreichs führende Foodtrend-Forscherin, wird uns aufzeigen, wohin die Reise geht. Die Landwirtschaft ist jedenfalls bereit, sich auf die zukünftigen Trends einzustellen", so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.

Ernährungsgewohnheiten im Wandel
Die Foodbranche ist mehr denn je in Bewegung. Dies wird vor allem im historischeren Kontext offensichtlich. Seit dem zweiten Weltkrieg hat sich ein starker Wandel der Ernährungsgewohnheiten vollzogen. Die Kriegsgeneration hatte eine andere Vorstellung davon, wie eine befriedigende Mahlzeit aussieht als ihre Kinder und Enkel. Nach dem Mangel der Kriegsjahre war es primäres Ziel dieser Generation, richtig satt zu werden. Nahrung musste in großen Mengen vorhanden und reich an Fleisch, Kohlenhydraten, Zucker und Fetten sein. Je mehr Kalorien bei einer Mahlzeit aufgenommen wurden, desto besser. Mit den Babyboomern und der Generation X änderte sich auch die Einstellung zum Essen. Immer mehr Menschen legen Wert auf Qualität anstatt auf Quantität. Zudem traten Genuss und eine neue Experimentierlust in den Vordergrund. Die vegetarische und ökologische Bewegung begann sich zu formieren.

Megatrends geben Ernährungs-Stile vor
Heutzutage spalten sich die Foodtrends immer weiter auf. Klimawandel und ein neues ethisches Bewusstsein fordern ein Umdenken. Mag.a Hanni Rützler konstatiert etwa dreißig verschiedene Ernährungs-Stile, die den aktuellen Megatrends zuzuordnen sind. Diese Megatrends sind unter anderem Gesundheit, Globalität, Genuss, Regionalität, Nachhaltigkeit und eine neue Ethik. Nach drei Generationen im Lebensmittelüberfluss ist der historische Hunger gesättigt. Dies zeigt sich in der veganen Bewegung und auch beim Fleischkonsum. In den digitalen Globalgesellschaften ist der Peak Meat erreicht.

Rützlers Prognose für die Zukunft: "Bei gleichbleibender Wirtschaftslage bestimmen ein sinkender Fleischverbrauch und zunehmender Konsum von Plant-Based-Produkten die nächsten Jahre. Die klassischen Hauptmahlzeiten werden sich auflösen zugunsten von Snacks und Mini-Mahlzeiten. Jedoch werden wir uns in der Zukunft wahrscheinlich nicht strikt pflanzlich ernähren. Auf lange Sicht wird sich der Flexitarier durchsetzen. Damit ist eine Ernährungsweise gemeint, die sich überwiegend vegetarisch ernährt, aber auch gelegentlich hochwertiges, biologisch produziertes Fleisch zu sich nimmt. Was man isst, wird zum Ausdruck der Persönlichkeit und zum Lifestyle-Bekenntnis."

Foodreport 2020 - vom Ende der Mahlzeiten bis zu alternativen Verpackungsmaterialien
Mag.a Hanni Rützler gibt durch ihren jährlich erscheinenden Food- Report den Takt in der Branche vor. Der Fokus des Foodreports 2020 liegt auf vier Schwerpunkten, die unsere Esskultur, die Lebensmittelproduktion und den Handel in Zukunft nachhaltig prägen werden: Das Ende der Mahlzeiten (wie wir sie kennen); die substantielle Rolle, die Kunst und Design, aber auch die Metropolen bei der Umgestaltung des Ernährungssystems spielen; und schließlich die großen Herausforderungen, die auf Produzenten, Retailer und Konsumenten bei der Suche nach Alternativen zu Kunststoffverpackungen zukommen.

Vielfalt der oberösterreichischen Landwirtschaft trifft den Kundengeschmack
Die oberösterreichische Landwirtschaft ist sehr vielfältig aufgestellt. Neben den traditionell starken Tierhaltungsbranchen entwickelt sich auch der Obst- und Gemüsebau gut und neue Produktionsbereiche sind im Aufbau begriffen. Prominentes Beispiel dafür ist der aufstrebende Weinbau. "Es gelingt den oberösterreichischen Bäuerinnen und Bauern schon heute sehr gut, ganz unterschiedliche Ernährungsbedürfnisse abzudecken. Während einerseits eine starke Produktion von Grundnahrungsmitteln auch für die hiesige Lebensmittelverarbeitung von großer Bedeutung ist, suchen andere Betriebe den direkten Kontakt zu den Konsumentinnen und Konsumenten. Direktvermarkung und regionale Lebensmittel boomen. In diesem Bereich nimmt die Vermarktung der eigenen Produkte bereits einen wichtigen Teil der täglichen Arbeit ein. Auch das Genussland OÖ trägt einen gewichtigen Teil dazu bei, unsere Top-Lebensmittel auch auf einer emotionalen Ebene zu vermarkten. Regionale Lebensmittel zu genießen wird dadurch zu einem gesamthaften Erlebnis und ist ein wichtiger Teil der Lebensqualität im Genussland Oberösterreich", so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger:

"Für unsere Bäuerinnen und Bauern stellt sich in Zukunft noch stärker die Frage, wohin man den Betrieb entwickeln will. Dafür müssen die Absatzmärkte für die eigenen Produkte viel stärker beachtet werden. Für die Landwirtschaft als Ganzes gilt ganz klar, dass wir nahe dran sein müssen an den Konsumentinnen und Konsumenten. Deren Bedürfnisse sind unsere Chancen. Die heutige Veranstaltung und der gesamte Strategieprozess "Zukunft Landwirtschaft 2030" werden eine gute Orientierung geben für die Weiterentwicklung der Landwirtschaft in Oberösterreich."

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.land-oberoesterreich.gv.at

 

 

 

 

 

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