Ernährungstrends im Fokus des Strategieprozesses "Zukunft Landwirtschaft 2030"
Linz (lk) - Wohin soll sich die Landwirtschaft in Oberösterreich bis 2030 entwickeln? Um diese Frage zu beantworten,
brauchen wir zuerst eine Antwort auf die Frage: Was wollen die Menschen im Land bis 2030 essen? Diese Frage steht
im Zentrum der zweiten Publikumsveranstaltung des Strategieprozesses Zukunft Landwirtschaft 2030. Gemeinsam mit
Frau Mag.a Hanni Rützler, führende Foodtrend-Forscherin Österreichs, wagen wir einen Blick in die
Zukunft", sagte Oberösterreichs Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger am 24. September in einer Pressekonferenz
in Linz.
Strategieprozess "Zukunft Landwirtschaft 2030" - Wertschöpfung durch Wertschätzung
Der im Juni 2019 gestartete Strategieprozess "Zukunft Landwirtschaft 2030" nimmt mit der Dialogplattform
"Wertschöpfung durch Wertschätzung" im ABZ Altmünster an Fahrt auf. Die Dialogplattformen
sind Diskussionsveranstaltungen zur Einbeziehung möglichst vieler interessierter Menschen, vor allen aus dem
bäuerlichen Bereich. Mit Frau Mag.a Hanni Rützler wird eine ausgewiesene Expertin mit den mehreren hundert
anwesenden Bäuerinnen und Bauern diskutieren.
Im Zentrum der Veranstaltung stand die Frage, wie die Landwirtschaft noch stärker auf Anforderungen der
Gesellschaft eingehen kann. Dies betrifft vor allem die Bereiche Nachhaltigkeit und die sich ändernden Ernährungsgewohnheiten.
Die bestehende Wertschätzung gegenüber der Landwirtschaft soll dadurch gestärkt werden - und aus
Wertschätzung entwickelt sich Wertschöpfung. "Die Steigerung der Wertschöpfung ist eine zentrale
Zukunftsfrage. Die Landwirtschaft in Oberösterreich erhält für ihre Produkte in Top- Qualität
einen zu geringen Preis, um davon leben zu können. Zu lange richtete sich der Fokus der Betriebe rein auf
die Produktion und vernachlässigte darüber die Vermarktung. In Zukunft müssen wir viel stärker
die Bedürfnisse und Wünsche der Konsumentinnen und Konsumenten einbeziehen. Daher beschäftigen wir
uns heute mit der Entwicklung der Essgewohnheiten. Mag.a Hanni Rützler, Österreichs führende Foodtrend-Forscherin,
wird uns aufzeigen, wohin die Reise geht. Die Landwirtschaft ist jedenfalls bereit, sich auf die zukünftigen
Trends einzustellen", so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.
Ernährungsgewohnheiten im Wandel
Die Foodbranche ist mehr denn je in Bewegung. Dies wird vor allem im historischeren Kontext offensichtlich.
Seit dem zweiten Weltkrieg hat sich ein starker Wandel der Ernährungsgewohnheiten vollzogen. Die Kriegsgeneration
hatte eine andere Vorstellung davon, wie eine befriedigende Mahlzeit aussieht als ihre Kinder und Enkel. Nach dem
Mangel der Kriegsjahre war es primäres Ziel dieser Generation, richtig satt zu werden. Nahrung musste in großen
Mengen vorhanden und reich an Fleisch, Kohlenhydraten, Zucker und Fetten sein. Je mehr Kalorien bei einer Mahlzeit
aufgenommen wurden, desto besser. Mit den Babyboomern und der Generation X änderte sich auch die Einstellung
zum Essen. Immer mehr Menschen legen Wert auf Qualität anstatt auf Quantität. Zudem traten Genuss und
eine neue Experimentierlust in den Vordergrund. Die vegetarische und ökologische Bewegung begann sich zu formieren.
Megatrends geben Ernährungs-Stile vor
Heutzutage spalten sich die Foodtrends immer weiter auf. Klimawandel und ein neues ethisches Bewusstsein fordern
ein Umdenken. Mag.a Hanni Rützler konstatiert etwa dreißig verschiedene Ernährungs-Stile, die den
aktuellen Megatrends zuzuordnen sind. Diese Megatrends sind unter anderem Gesundheit, Globalität, Genuss,
Regionalität, Nachhaltigkeit und eine neue Ethik. Nach drei Generationen im Lebensmittelüberfluss ist
der historische Hunger gesättigt. Dies zeigt sich in der veganen Bewegung und auch beim Fleischkonsum. In
den digitalen Globalgesellschaften ist der Peak Meat erreicht.
Rützlers Prognose für die Zukunft: "Bei gleichbleibender Wirtschaftslage bestimmen ein sinkender
Fleischverbrauch und zunehmender Konsum von Plant-Based-Produkten die nächsten Jahre. Die klassischen Hauptmahlzeiten
werden sich auflösen zugunsten von Snacks und Mini-Mahlzeiten. Jedoch werden wir uns in der Zukunft wahrscheinlich
nicht strikt pflanzlich ernähren. Auf lange Sicht wird sich der Flexitarier durchsetzen. Damit ist eine Ernährungsweise
gemeint, die sich überwiegend vegetarisch ernährt, aber auch gelegentlich hochwertiges, biologisch produziertes
Fleisch zu sich nimmt. Was man isst, wird zum Ausdruck der Persönlichkeit und zum Lifestyle-Bekenntnis."
Foodreport 2020 - vom Ende der Mahlzeiten bis zu alternativen Verpackungsmaterialien
Mag.a Hanni Rützler gibt durch ihren jährlich erscheinenden Food- Report den Takt in der Branche
vor. Der Fokus des Foodreports 2020 liegt auf vier Schwerpunkten, die unsere Esskultur, die
Lebensmittelproduktion und den Handel in Zukunft nachhaltig prägen werden: Das Ende der Mahlzeiten (wie wir
sie kennen); die substantielle Rolle, die Kunst und Design, aber auch die Metropolen bei der Umgestaltung des Ernährungssystems
spielen; und schließlich die großen Herausforderungen, die auf Produzenten, Retailer und Konsumenten
bei der Suche nach Alternativen zu Kunststoffverpackungen zukommen.
Vielfalt der oberösterreichischen Landwirtschaft trifft den Kundengeschmack
Die oberösterreichische Landwirtschaft ist sehr vielfältig aufgestellt. Neben den traditionell starken
Tierhaltungsbranchen entwickelt sich auch der Obst- und Gemüsebau gut und neue Produktionsbereiche sind im
Aufbau begriffen. Prominentes Beispiel dafür ist der aufstrebende Weinbau. "Es gelingt den oberösterreichischen
Bäuerinnen und Bauern schon heute sehr gut, ganz unterschiedliche Ernährungsbedürfnisse abzudecken.
Während einerseits eine starke Produktion von Grundnahrungsmitteln auch für die hiesige Lebensmittelverarbeitung
von großer Bedeutung ist, suchen andere Betriebe den direkten Kontakt zu den Konsumentinnen und Konsumenten.
Direktvermarkung und regionale Lebensmittel boomen. In diesem Bereich nimmt die Vermarktung der eigenen Produkte
bereits einen wichtigen Teil der täglichen Arbeit ein. Auch das Genussland OÖ trägt einen gewichtigen
Teil dazu bei, unsere Top-Lebensmittel auch auf einer emotionalen Ebene zu vermarkten. Regionale Lebensmittel zu
genießen wird dadurch zu einem gesamthaften Erlebnis und ist ein wichtiger Teil der Lebensqualität im
Genussland Oberösterreich", so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger:
"Für unsere Bäuerinnen und Bauern stellt sich in Zukunft noch stärker die Frage, wohin man
den Betrieb entwickeln will. Dafür müssen die Absatzmärkte für die eigenen Produkte viel stärker
beachtet werden. Für die Landwirtschaft als Ganzes gilt ganz klar, dass wir nahe dran sein müssen an
den Konsumentinnen und Konsumenten. Deren Bedürfnisse sind unsere Chancen. Die heutige Veranstaltung und der
gesamte Strategieprozess "Zukunft Landwirtschaft 2030" werden eine gute Orientierung geben für die
Weiterentwicklung der Landwirtschaft in Oberösterreich."
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