Wissensvermittlung und Vernetzung im Vordergrund der hochkarätigen Veranstaltung
Wien/Linz (europadonna) - Anlässlich des bevorstehenden Brustkrebsmonats Oktober lud Europa Donna am
21. und 22. September bereits zum 6. Mal zum Brustkrebs-PatientInnen Kongress ins Courtyard Marriott in Linz. Renommierte
Brustkrebs-ExpertInnen berichteten von neuesten Entwicklungen in Sachen Brustgesundheit. Mit rund 150 TeilnehmerInnen
durfte sich das PatientInnen-Netzwerk über einen Besucherrekord freuen.
„Wir setzen mit unserem 6. Österreichischen Brustkrebs-PatientInnen-Kongress in erster Linie auf Wissensvermittlung
durch ExpertInnen – alles evidenzbasiert und patientInnengerecht aufgearbeitet. Darüber hinaus wollen wir
eine Plattform zur Vernetzung bereitstellen und den Austausch fördern. Ich freue mich außerordentlich,
dass unser Angebot von Betroffenen und Angehörigen so positiv aufgenommen wurde“, freute sich Europa Donna-Präsidentin
Mona Elzayat über den erfolgreichen Kongress, der am 21. und 22. September in Linz stattfand.
Der thematische Bogen der heurigen Veranstaltung war breit gefächert und spannte sich von „Familiärer
Brustkrebs“ und „Digital Health – Telemedizin“ über „Moderne Aspekte der Schmerztherapie“ sowie „Rehabilitation
mit Fokus auf Polyneuropathie“ und „Narbenentstörung“ bis hin zur „Breast Care Nurse“ und der „Palliativmedizin“.
„Mir war diesmal besonders wichtig, einen ganzen Tag unter das Motto ‚Schmerz‘ zu stellen, da viele BrustkrebspatientInnen
unter chronischen Schmerzen leiden“, betonte Präsidentin Elzayat. Mit dabei waren an die 150 PatientInnen
und Angehörige. Für Europa Donna-Mitglieder war die Teilnahme am Brustkrebskongress kostenfrei.
Christian Singer (Leiter des Brustgesundheitszentrums an der MedUni Wien) trug zum familiären Brustkrebs vor
und ging auf ein vielversprechendes Forschungsprojekt näher ein: „Eine internationale Studie unter österreichischer
Leitung soll in den nächsten fünf Jahren klären, ob die vorbeugende Injektion eines Biotech-Medikaments
erblich bedingten Brustkrebs verhindern kann.“ Er bedankte sich in diesem Zusammenhang bei Europa Donna, denn die
Beteiligung einer PatientInnenvertretung war Bedingung für diese Untersuchung.
Andreas Klein (Ethik Consulting Klein GmbH, Universität Wien) sprach zum schier unerschöpflichen Thema
„Digital Health“: „Es geht darum, gerade im Gesundheitswesen die Chancen und Möglichkeiten darzustellen, aber
auch die Sorgen und Ängste zu verdeutlichen.“ Er präsentierte beispielsweise vernetzte Hörgeräte,
die automatisch Fremdsprachen übersetzen ebenso wie Tätowierungen, die Vitalparameter überprüfen.
Auf diesem Gebiet schreite die Entwicklung, von der PatientInnen enorm profitieren können, stetig voran.
Herbert Watzke (Leiter der Abteilung für palliative Medizin am AKH Wien), Eva Masel (Fachärztin für
innere Medizin, Schwerpunkt Palliativmedizin) und Michael Kirschbaum (Klinischer Psychologe, Gesundheitspsychologe
am AKH Wien) näherten sich im Zuge einer Podiumsdiskussion dem schwierigen palliativen Setting. Ziel in der
Palliative Care ist es, die bestmögliche Betreuung entsprechend der Wünsche der PatientInnen zu gewährleisten.
Herbert Watzke: „Palliare heißt schützen. Wir legen gleichsam einen schützenden Mantel um den/die
Patienten/in, der/die sich in einer existenziellen Krise befindet.“ PatientInnen, die landläufig als „austherapiert“
gelten, benötigen einfach „andere Therapien, die Beschwerden in dieser körperlich und seelisch schwierigen
Situation lindern können.“
Christopher Gonano (Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin) befasste sich intensiv mit Schmerztherapie.
Er empfahl, sich bei chronischen, komplexen und schweren Schmerzen unbedingt an eine/n ExpertIn zu wenden: “Wir
haben ein riesen Armamentarium an Medikamenten, Behandlungsstrategien, invasiven Techniken, ultraschall-gezielten
Blockaden usw. zur Verfügung, um Schmerzen effektiv zu lindern oder zu beseitigen.“ Es bedürfe generell
eines biopsychosozialen Schmerzkonzepts. Er hielt weiters fest, dass rund ein Viertel aller Schmerzen durch Medikamente
entstünden.
Marco Hassler (Leiter des Sonnberghofes in Bad Sauerbrunn) nahm zur Rehabilitation mit Fokus auf Polyneuropathie
Stellung: „Onkologische PatientInnen müssen während der akuten Therapie mit Symptomen und Beschwerden
zurechtkommen. Danach bilden Neuropathien und chronische Erschöpfungszustände die Schwerpunkte. Hier
wollen wir in der Rehabilitation ansetzen und entsprechende Hilfestellung bieten.“ Denn es gäbe, so führte
er weiters aus, „massive Auswirkungen auf Stimmung, Familie, Arbeit, Umfeld, Schlaf usw.“
Lisa Wiedermann (Breast Care Nurse, LK Wiener Neustadt) informierte über das Berufsbild der Breast Care Nurse:
„Das Entscheidende bei unserer Arbeit ist, dass die PatientInnen spüren, dass wir da sind, dass wir zuhören,
dass sie nicht allein sind im wilden Meer der Erkrankung, das sie durchschiffen müssen. Ich sehe mich hier
im Lotsenboot an der Seite.“ Eine Breast Care Nurse berät, informiert, begleitet und fungiert als wichtige
Schnittstelle zwischen Arzt und PatientIn.
Zudem gab es eine Yoga-Schnuppereinheit mit Sabine Wilde („Yoga ist ein Tool, mit dem man schwierige Lebensphasen
ein Stück weit leichter meistern kann“), Narbenentstörungs- und Entspannungstipps von Marion Weiser („Die
PatientInnen können selber mit ihren Narben arbeiten, sich entspannen und etwas für ihre Genesung tun“)
und eine Schau brustkrebsrelevanter Aussteller im Foyer des Courtyard Marriott in Linz. Moderiert wurde die Veranstaltung
in bewährter Weise von Dörthe Buchmann. Europa Donna-Geschäftsführerin Marianne Wenzl: „Die
letzten beiden Tage haben mich tief berührt, ich habe so viele engagierte und interessierte Frauen erlebt.
Diese Erfahrung wird meine weitere Arbeit bei Europa Donna sehr stark beeinflussen.“
„Ich freue mich sehr, dass der 6. Österreichische Brustkrebspatientinnen-Kongress abermals auf großes
Interesse stieß und bedanke mich bei meinem Europa Donna Austria-Team für die Durchführung“, so
Präsidentin Mona Elzayat. Es gäbe bereits einige neue Themen, die auf die nächstjährige Agenda
kämen. Denn: „Nach dem Kongress ist vor dem Kongress. Wir nehmen Vorschläge gerne auf, wollen noch mehr
in die Tiefe gehen und wichtige Informationen an die PatientInnen weitergeben.“
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