"Wir sind Brückenbauer, das ist schließlich christlich!"

 

erstellt am
24. 09. 19
13:00 MEZ

Kroatiens Außenminister Gordan Grlic Radman stattete im Rahmen eines Österreichaufenthaltes Eisenstadts Bischof Ägidius J. Zsifkovics einen Freundschaftsbesuch ab
Zagreb/Eisenstadt (martinus) - Mit großer Entourage traf vor wenigen Tagen Kroatiens Außenminister Gordan Grlic Radman zu einem Besuch bei Bischof Ägidius Zsifkovics ein. Mehr als zwei Stunden verbrachte Radman mit der ihn begleitenden 8-köpfigen Delegation im Eisenstädter Bischofshof, einen großen Teil davon im persönlichen 4-Augen-Gespräch mit Zsifkovics. Kurz zuvor hatte das Kuratorium der internationalen Vereinigung der Burgenlandkroaten die letzten Entscheidungen für zwei bevorstehende wissenschaftliche und kulturelle Großereignisse von Hrvat S.A.M. auf Schiene gebracht – Bemühungen um ein Europa starker Minderheiten, für die Protektor Bischof Zsifkovics erneut größte Anerkennung Kroatiens und das Lob seines prominenten Besuchers ernten durfte.

Klug – sympathisch – kroatisch
Man kann Kroatiens Außenminister nicht kürzer und wohl auch nicht treffender beschreiben als mit diesen drei Worten. Mit perfektem deutschen Wortwitz parlierte Grlic Radman bei seinem Besuch im Bischofshof, wenn sein deutschsprachiges Gegenüber es erforderte. Im persönlichen Gespräch mit dem Gastgeber ließ er aber auch hinter die Fassade des gelernten Diplomaten blicken. Etwa, wenn der gebürtige Bosnier von der großen Herausforderung sprach, seinen diplomatischen Posten in der Schweiz vor vielen Jahren aufzugeben und dem Rufe des damaligen kroatischen Staatspräsidenten zu folgen, nach dem Jugoslawienkrieg den neuen Staat Kroatien aufzubauen. "Ich habe es nie bereut", so Grlic Radman, "denn es war eine ehrenhafte und bedeutungsvolle Aufgabe."

Zsifkovics: Minderheiten für Europas Vielfalt unverzichtbar
Beim Thema Europa angekommen, erläuterte Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, zugleich Europabischof in der Österreichischen Bischofskonferenz, Kroatiens Außenminister die eigentliche Motivation seines Engagements für eine starke Verbindung der Burgenlandkroaten untereinander sowie mit dem Stammland Kroatien: "Es geht um das Erkennen, dass Minderheiten ein unverzichtbarer Beitrag zu Europas Vielfalt und kulturellem Reichtum sind. Das kann unserem Kontinent in Zeiten wieder erstarkender Nationalismen helfen, seine eigene Identitätskrise, die eine Folge des Vergessens der christlich-humanistischen Wurzeln ist, zu überwinden", so Bischof Zsifkovics. Und weiter: "Durch unser Tun wird den Grenzen in Europa der Stachel des Trennenden gezogen."

Enorme Wertschätzung für Zsifkovics
Grlic Radman hielt nicht mit anerkennenden Worten zurück und sprach den internationalen Ruf des Bischofs an, der in Kroatien "als Vermittler und Brückenbauer geschätzt" wird. "Wir sind beide Brückenbauer", so Grlic Radman, "das ist schließlich christlich. Ich weiß, was Sie für die Minderheiten Großes tun! Ihre Rede in Vukovar ist legendär", so Grlic Radman wörtlich, und: "Sie haben einen Freund in mir!"
Vergangenen November, exakt 27 Jahre nach dem "Massaker von Vukovar" hatte der Eisenstädter Bischof als Gastprediger vor Kroatiens Staatsspitze mutige Worte der Versöhnung gefunden und einen medial vielbeachteten Appell an Kroatiens Gesellschaft gerichtet, "den Geist des Balkans auszuatmen und den Geist Europas einzuatmen".

Auftreten gegen jede Form der Feindschaft zwischen den Völkern
Zsifkovics hatte betont, dass es "auch in Vukovar keinen anderen Weg als den der Versöhnung" geben könne und bat die Menschen um "Vergebung, Versöhnung und friedliches Zusammenleben als direkten Auftrag des Evangeliums Jesu Christi". Dazu gehöre es auch, keine Pauschalverurteilungen des serbischen Volkes vorzunehmen und gegen jede Form der Feindschaft zwischen den Völkern aufzutreten. "Es gibt keine kollektive Schuld, weder auf der einen noch auf der anderen Seite", so Zsifkovics damals in aller Deutlichkeit, "Schuld auf sich geladen haben einzelne Individuen". Dies gelte auch für die Konflikte zwischen katholischer und orthodoxer Kirche am Balkan, wo nur die Bereitschaft zu Vergebung und Versöhnung der Gesellschaft eine gute und friedliche Zukunft ermöglichen würde,

Hrvat S.A.M.: Mit voller Schubkraft in die nächste Runde
Mit einem musikalischen Feuerwerk war vor knapp einem Jahr der Startschuss für die "Internationale Vereinigung der Burgenlandkroaten – Hrvat S.A.M.“ auf Schloss Esterházy erfolgt. Zur Gründung des internationalen Projekts hatte der rund 150-köpfige, ebenfalls von Bischof Zsifkovics ins Leben gerufene Chor "Pax et Bonum" mit burgenlandkroatischen SängerInnen aus Österreich, Ungarn und der Slowakei ein vielumjubeltes Konzert im Haydn-Saal des Schlosses gegeben. Am 13. Oktober 2019 wird der Chor ein Benefizkonzert in Zagrebs größtem Konzertsaal Vatroslav Lisinski geben, dessen Reinerlös Hilfsprojekten für Kinder in Vukovar zugute kommt. Tags zuvor, am 12. Oktober, wird ebenfalls in Zagreb ein internationales wissenschaftliches Symposium zum Thema "Europa und die Erinnerungskultur" stattfinden. Namhafte Referenten aus Österreich, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, dem Vatikan, Ungarn und der Slowakei werden sich dem Thema Erinnerung und Minderheiten aus verschiedensten Perspektiven wissenschaftlich annähern. Beide Aktivitäten stehen unter dem besonderen Ehrenschutz der kroatischen Regierung.

Hrvat S.A.M (Slovacka-Austrija-Madarska = Slowakei-Österreich-Ungarn) ist das bislang größte Projekt für die länderübergreifende Pflege, Förderung und Weiterentwicklung des Burgenlandkroatischen in Europa, initiiert und gegründet von Diözesan- und Europabischof Ägidius J. Zsifkovics im Oktober 2018. Entsprechend der internationalen Dimensionierung und Ausrichtung der Vereinigung wird Hrvat S.A.M. von burgenlandkroatischen Persönlichkeiten aus Österreich, der Slowakei und Ungarn getragen. Die Internationale Vereinigung der Burgenlandkroaten steht nicht in Konkurrenz zu bestehenden burgenlandkroatischen (Kultur-)Vereinen in den einzelnen Ländern, sondern ist aufgrund ihrer europäischen, länderübergreifenden Dimensionierung, Konzeption und Ausrichtung ein gänzlich neues, in dieser Form noch nie dagewesenes Projekt. Als Protektor der Internationalen Vereinigung der Burgenlandkroaten fungiert Bischof Ägidius J. Zsifkovics. ORF-Star und Burgenlandkroatin Barbara Karlich ist die Präsidentin. Die Ehrenmitgliedschaft der Vereinigung tragen unter anderem die Diözesen Szombathely und Györ sowie die Erzdiözese Bratislava in ihrer pastoralen Sorge für die Volksgruppe.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.martinus.at

 

 

 

 

 

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