Kroatiens Außenminister Gordan Grlic Radman stattete im Rahmen eines Österreichaufenthaltes
Eisenstadts Bischof Ägidius J. Zsifkovics einen Freundschaftsbesuch ab
Zagreb/Eisenstadt (martinus) - Mit großer Entourage traf vor wenigen Tagen Kroatiens Außenminister
Gordan Grlic Radman zu einem Besuch bei Bischof Ägidius Zsifkovics ein. Mehr als zwei Stunden verbrachte Radman
mit der ihn begleitenden 8-köpfigen Delegation im Eisenstädter Bischofshof, einen großen Teil davon
im persönlichen 4-Augen-Gespräch mit Zsifkovics. Kurz zuvor hatte das Kuratorium der internationalen
Vereinigung der Burgenlandkroaten die letzten Entscheidungen für zwei bevorstehende wissenschaftliche und
kulturelle Großereignisse von Hrvat S.A.M. auf Schiene gebracht – Bemühungen um ein Europa starker Minderheiten,
für die Protektor Bischof Zsifkovics erneut größte Anerkennung Kroatiens und das Lob seines prominenten
Besuchers ernten durfte.
Klug – sympathisch – kroatisch
Man kann Kroatiens Außenminister nicht kürzer und wohl auch nicht treffender beschreiben als mit
diesen drei Worten. Mit perfektem deutschen Wortwitz parlierte Grlic Radman bei seinem Besuch im Bischofshof, wenn
sein deutschsprachiges Gegenüber es erforderte. Im persönlichen Gespräch mit dem Gastgeber ließ
er aber auch hinter die Fassade des gelernten Diplomaten blicken. Etwa, wenn der gebürtige Bosnier von der
großen Herausforderung sprach, seinen diplomatischen Posten in der Schweiz vor vielen Jahren aufzugeben und
dem Rufe des damaligen kroatischen Staatspräsidenten zu folgen, nach dem Jugoslawienkrieg den neuen Staat
Kroatien aufzubauen. "Ich habe es nie bereut", so Grlic Radman, "denn es war eine ehrenhafte und
bedeutungsvolle Aufgabe."
Zsifkovics: Minderheiten für Europas Vielfalt unverzichtbar
Beim Thema Europa angekommen, erläuterte Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, zugleich Europabischof
in der Österreichischen Bischofskonferenz, Kroatiens Außenminister die eigentliche Motivation seines
Engagements für eine starke Verbindung der Burgenlandkroaten untereinander sowie mit dem Stammland Kroatien:
"Es geht um das Erkennen, dass Minderheiten ein unverzichtbarer Beitrag zu Europas Vielfalt und kulturellem
Reichtum sind. Das kann unserem Kontinent in Zeiten wieder erstarkender Nationalismen helfen, seine eigene Identitätskrise,
die eine Folge des Vergessens der christlich-humanistischen Wurzeln ist, zu überwinden", so Bischof Zsifkovics.
Und weiter: "Durch unser Tun wird den Grenzen in Europa der Stachel des Trennenden gezogen."
Enorme Wertschätzung für Zsifkovics
Grlic Radman hielt nicht mit anerkennenden Worten zurück und sprach den internationalen Ruf des Bischofs
an, der in Kroatien "als Vermittler und Brückenbauer geschätzt" wird. "Wir sind beide
Brückenbauer", so Grlic Radman, "das ist schließlich christlich. Ich weiß, was Sie für
die Minderheiten Großes tun! Ihre Rede in Vukovar ist legendär", so Grlic Radman wörtlich,
und: "Sie haben einen Freund in mir!"
Vergangenen November, exakt 27 Jahre nach dem "Massaker von Vukovar" hatte der Eisenstädter Bischof
als Gastprediger vor Kroatiens Staatsspitze mutige Worte der Versöhnung gefunden und einen medial vielbeachteten
Appell an Kroatiens Gesellschaft gerichtet, "den Geist des Balkans auszuatmen und den Geist Europas einzuatmen".
Auftreten gegen jede Form der Feindschaft zwischen den Völkern
Zsifkovics hatte betont, dass es "auch in Vukovar keinen anderen Weg als den der Versöhnung"
geben könne und bat die Menschen um "Vergebung, Versöhnung und friedliches Zusammenleben als direkten
Auftrag des Evangeliums Jesu Christi". Dazu gehöre es auch, keine Pauschalverurteilungen des serbischen
Volkes vorzunehmen und gegen jede Form der Feindschaft zwischen den Völkern aufzutreten. "Es gibt keine
kollektive Schuld, weder auf der einen noch auf der anderen Seite", so Zsifkovics damals in aller Deutlichkeit,
"Schuld auf sich geladen haben einzelne Individuen". Dies gelte auch für die Konflikte zwischen
katholischer und orthodoxer Kirche am Balkan, wo nur die Bereitschaft zu Vergebung und Versöhnung der Gesellschaft
eine gute und friedliche Zukunft ermöglichen würde,
Hrvat S.A.M.: Mit voller Schubkraft in die nächste Runde
Mit einem musikalischen Feuerwerk war vor knapp einem Jahr der Startschuss für die "Internationale
Vereinigung der Burgenlandkroaten – Hrvat S.A.M.“ auf Schloss Esterházy erfolgt. Zur Gründung des internationalen
Projekts hatte der rund 150-köpfige, ebenfalls von Bischof Zsifkovics ins Leben gerufene Chor "Pax et
Bonum" mit burgenlandkroatischen SängerInnen aus Österreich, Ungarn und der Slowakei ein vielumjubeltes
Konzert im Haydn-Saal des Schlosses gegeben. Am 13. Oktober 2019 wird der Chor ein Benefizkonzert in Zagrebs größtem
Konzertsaal Vatroslav Lisinski geben, dessen Reinerlös Hilfsprojekten für Kinder in Vukovar zugute kommt.
Tags zuvor, am 12. Oktober, wird ebenfalls in Zagreb ein internationales wissenschaftliches Symposium zum Thema
"Europa und die Erinnerungskultur" stattfinden. Namhafte Referenten aus Österreich, Kroatien, Bosnien
und Herzegowina, dem Vatikan, Ungarn und der Slowakei werden sich dem Thema Erinnerung und Minderheiten aus verschiedensten
Perspektiven wissenschaftlich annähern. Beide Aktivitäten stehen unter dem besonderen Ehrenschutz der
kroatischen Regierung.
Hrvat S.A.M (Slovacka-Austrija-Madarska = Slowakei-Österreich-Ungarn) ist das bislang größte Projekt
für die länderübergreifende Pflege, Förderung und Weiterentwicklung des Burgenlandkroatischen
in Europa, initiiert und gegründet von Diözesan- und Europabischof Ägidius J. Zsifkovics im Oktober
2018. Entsprechend der internationalen Dimensionierung und Ausrichtung der Vereinigung wird Hrvat S.A.M. von burgenlandkroatischen
Persönlichkeiten aus Österreich, der Slowakei und Ungarn getragen. Die Internationale Vereinigung der
Burgenlandkroaten steht nicht in Konkurrenz zu bestehenden burgenlandkroatischen (Kultur-)Vereinen in den einzelnen
Ländern, sondern ist aufgrund ihrer europäischen, länderübergreifenden Dimensionierung, Konzeption
und Ausrichtung ein gänzlich neues, in dieser Form noch nie dagewesenes Projekt. Als Protektor der Internationalen
Vereinigung der Burgenlandkroaten fungiert Bischof Ägidius J. Zsifkovics. ORF-Star und Burgenlandkroatin Barbara
Karlich ist die Präsidentin. Die Ehrenmitgliedschaft der Vereinigung tragen unter anderem die Diözesen
Szombathely und Györ sowie die Erzdiözese Bratislava in ihrer pastoralen Sorge für die Volksgruppe.
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