LH Kaiser bei hochkarätig besetzter Podiumsdiskussion von Hermagoras-Mohorjeva
Klagenfurt (lpd) - Vor 100 Jahren wurden in Pariser Vororten die Friedensverträge zwischen den Siegermächten
des Ersten Weltkrieges und den unterlegenen Mittelmächten geschlossen. Österreich betraf der sogenannte
Vertrag von Saint Germain. Eine dreitägige Veranstaltung von Hermagoras-Mohorjeva analysiert gerade, wie sich
Europa durch diese Verträge verändert hat. Einen Blick in die Zukunft will man gemeinsam mit Politikern
und Wissenschaftlern in Bezug auf Minderheitenschutz sowie Mehrheiten- Minderheitensituationen in Europa werfen.
Am 3. Oktober nahmen dazu Landeshauptmann Peter Kaiser, der slowenische Minister Peter Cesnik und Alenka Smerkolj
als Generalsekretärin der Alpenkonvention an einer Podiumsdiskussion in Klagenfurt teil.
Kaiser hob hervor, dass Frieden und Demokratie nicht selbstverständlich seien: „Sie müssen täglich
neu belebt und erkämpft werden.“ Vor allem auch in diesem Zusammenhang erwähnte er die Bedeutung der
EU, die weiter zu stärken sei. Untrennbar seien Themen wie Migration, Kriege, Frieden und Klimaschutz miteinander
verbunden. „Um Zukunftsentscheidungen treffen zu können, ist es wichtig, das zu verstehen“, betonte der Landeshauptmann
und ergänzte: „Unsere aktuellen Probleme orientieren sich nicht an Ethnien oder Staaten, sie sind eine Herausforderung
für die gesamte Menschheit und es ist ihnen auch genauso zu begegnen.“
Kaiser ging weiters auf die enge grenzüberschreitende Zusammenarbeit Kärntens mit seinen Nachbarn ein
sowie auf sein Engagement im Ausschuss der Regionen. Er erwähnte die klare Benennung der slowenischen Volksgruppe
in der Landesverfassung und die viersprachige Präambel des Regierungsprogramms. Kärnten sei zudem vorbildlich
bei der Einbeziehung der Jugend, meinte er mit Verweis auf das Schülerparlament, mit dessen Beschlüssen
sich der Landtag zwingend auseinandersetzen muss.
Ebenso thematisiert wurden die Feierlichkeiten zum bevorstehenden 10. Oktober sowie zum nächstjährigen
100-Jahr-Jubiläum der Volksabstimmung. Kaiser sagte, dass sich der Fokus der Landesfeiern hin zu „Einheit
in Vielfalt“ entwickelt habe. 2019 laute das Motto „Kärnten – gemeinsam in die Zukunft“. Auch 2020 wolle man
nicht nur zurückschauen, sondern viele Ausblicke geben und Möglichkeiten aufzeigen. Kaiser erwähnte
die in alle Bezirksstädte tourende Ausstellung, die Schulprojekte sowie die bereits vorgestellten 89 Projekte,
von denen viele von zweisprachigen Initiativen eingereicht worden seien. Zudem werde es Symposien zu Vergangenheits-
und Zukunftsfragen geben. Am 10. Oktober 2020 wolle man ein Fest der Täler mit einem Sternenmarsch zum Neuen
Platz feiern. Eingebunden sollen auch die Nachbarn aus Italien und Slowenien sein. Kärnten wolle zeigen, dass
es im Herzen Europas und der Alpen-Adria-Region liege.
Cesnik ist Minister für die slowenischen Volksgruppen außerhalb Sloweniens. Auch er betonte, dass Frieden
nichts Selbstverständliches sei und hob die Bedeutung von Mehrsprachigkeit, Multikulturalität und Wissen
hervor. „Seid kritisch“, appellierte er an die zahlreich anwesende Jugend und gab ihr den Tipp, politische Entscheidungsträger
„schriftlich mit Vorschlägen, Forderungen und Kritik zu konfrontieren“. Partnerschaften in Bildung, Sport,
Kultur sieht der Minister als beste Möglichkeit, noch immer vorhandene „Mauern in den Köpfen“ zu durchbrechen.
Smerkolj steht seit Juli 2019 als erste Frau der Alpenkonvention vor. Sie berichtete über die vor 28 Jahren
von acht Staaten begründete Organisation zur nachhaltigen Entwicklung und zum Schutz der Alpen. Auch für
die Generalsekretärin ist es wichtig, die Jugend in wesentliche Dialoge miteinzubeziehen: „Dann müssen
wir uns keine Sorgen um die Zukunft machen.“ Die Menschen, Multikulturalität und sprachliche Diversität
sieht sie als „Hebel der Entwicklungen“.
Moderiert wurde von Jürgen Pirker von der Universität Graz und Günther Rautz von der Europäischen
Akademie Bozen. Nach der Eröffnung durch Hermagoras-Direktor Karl Hren sprachen Sloweniens Botschafterin in
Wien, Ksenija Škrilec, Österreichs Botschafterin in Laibach, Sigrid Berka, der Historiker Helmut Konrad und
die Südtiroler Landesrätin Martha Stocker.
Im Rahmen der Veranstaltung „100 Jahre Staatsvertrag von St. Germain – 100 Jahre Minderheitenschutz der Republik
Österreich“ stehen morgen, Freitag, eine Konferenz (14.00 Uhr), ein Runder Tisch (19.00 Uhr) und eine Buchpräsentation
am Programm. Am 5. Oktober ist für 9.00 bis 13.00 Uhr eine grenzüberschreitende Wanderung von der
Luschaalm bis zur Kirche Sv. Ana geplant.
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