Vertrag von Saint Germain und Minderheitenschutz

 

erstellt am
04. 10. 19
13:00 MEZ

LH Kaiser bei hochkarätig besetzter Podiumsdiskussion von Hermagoras-Mohorjeva
Klagenfurt (lpd) - Vor 100 Jahren wurden in Pariser Vororten die Friedensverträge zwischen den Siegermächten des Ersten Weltkrieges und den unterlegenen Mittelmächten geschlossen. Österreich betraf der sogenannte Vertrag von Saint Germain. Eine dreitägige Veranstaltung von Hermagoras-Mohorjeva analysiert gerade, wie sich Europa durch diese Verträge verändert hat. Einen Blick in die Zukunft will man gemeinsam mit Politikern und Wissenschaftlern in Bezug auf Minderheitenschutz sowie Mehrheiten- Minderheitensituationen in Europa werfen. Am 3. Oktober nahmen dazu Landeshauptmann Peter Kaiser, der slowenische Minister Peter Cesnik und Alenka Smerkolj als Generalsekretärin der Alpenkonvention an einer Podiumsdiskussion in Klagenfurt teil.

Kaiser hob hervor, dass Frieden und Demokratie nicht selbstverständlich seien: „Sie müssen täglich neu belebt und erkämpft werden.“ Vor allem auch in diesem Zusammenhang erwähnte er die Bedeutung der EU, die weiter zu stärken sei. Untrennbar seien Themen wie Migration, Kriege, Frieden und Klimaschutz miteinander verbunden. „Um Zukunftsentscheidungen treffen zu können, ist es wichtig, das zu verstehen“, betonte der Landeshauptmann und ergänzte: „Unsere aktuellen Probleme orientieren sich nicht an Ethnien oder Staaten, sie sind eine Herausforderung für die gesamte Menschheit und es ist ihnen auch genauso zu begegnen.“

Kaiser ging weiters auf die enge grenzüberschreitende Zusammenarbeit Kärntens mit seinen Nachbarn ein sowie auf sein Engagement im Ausschuss der Regionen. Er erwähnte die klare Benennung der slowenischen Volksgruppe in der Landesverfassung und die viersprachige Präambel des Regierungsprogramms. Kärnten sei zudem vorbildlich bei der Einbeziehung der Jugend, meinte er mit Verweis auf das Schülerparlament, mit dessen Beschlüssen sich der Landtag zwingend auseinandersetzen muss.

Ebenso thematisiert wurden die Feierlichkeiten zum bevorstehenden 10. Oktober sowie zum nächstjährigen 100-Jahr-Jubiläum der Volksabstimmung. Kaiser sagte, dass sich der Fokus der Landesfeiern hin zu „Einheit in Vielfalt“ entwickelt habe. 2019 laute das Motto „Kärnten – gemeinsam in die Zukunft“. Auch 2020 wolle man nicht nur zurückschauen, sondern viele Ausblicke geben und Möglichkeiten aufzeigen. Kaiser erwähnte die in alle Bezirksstädte tourende Ausstellung, die Schulprojekte sowie die bereits vorgestellten 89 Projekte, von denen viele von zweisprachigen Initiativen eingereicht worden seien. Zudem werde es Symposien zu Vergangenheits- und Zukunftsfragen geben. Am 10. Oktober 2020 wolle man ein Fest der Täler mit einem Sternenmarsch zum Neuen Platz feiern. Eingebunden sollen auch die Nachbarn aus Italien und Slowenien sein. Kärnten wolle zeigen, dass es im Herzen Europas und der Alpen-Adria-Region liege.

Cesnik ist Minister für die slowenischen Volksgruppen außerhalb Sloweniens. Auch er betonte, dass Frieden nichts Selbstverständliches sei und hob die Bedeutung von Mehrsprachigkeit, Multikulturalität und Wissen hervor. „Seid kritisch“, appellierte er an die zahlreich anwesende Jugend und gab ihr den Tipp, politische Entscheidungsträger „schriftlich mit Vorschlägen, Forderungen und Kritik zu konfrontieren“. Partnerschaften in Bildung, Sport, Kultur sieht der Minister als beste Möglichkeit, noch immer vorhandene „Mauern in den Köpfen“ zu durchbrechen.

Smerkolj steht seit Juli 2019 als erste Frau der Alpenkonvention vor. Sie berichtete über die vor 28 Jahren von acht Staaten begründete Organisation zur nachhaltigen Entwicklung und zum Schutz der Alpen. Auch für die Generalsekretärin ist es wichtig, die Jugend in wesentliche Dialoge miteinzubeziehen: „Dann müssen wir uns keine Sorgen um die Zukunft machen.“ Die Menschen, Multikulturalität und sprachliche Diversität sieht sie als „Hebel der Entwicklungen“.

Moderiert wurde von Jürgen Pirker von der Universität Graz und Günther Rautz von der Europäischen Akademie Bozen. Nach der Eröffnung durch Hermagoras-Direktor Karl Hren sprachen Sloweniens Botschafterin in Wien, Ksenija Škrilec, Österreichs Botschafterin in Laibach, Sigrid Berka, der Historiker Helmut Konrad und die Südtiroler Landesrätin Martha Stocker.

Im Rahmen der Veranstaltung „100 Jahre Staatsvertrag von St. Germain – 100 Jahre Minderheitenschutz der Republik Österreich“ stehen morgen, Freitag, eine Konferenz (14.00 Uhr), ein Runder Tisch (19.00 Uhr) und eine Buchpräsentation am Programm. Am 5. Oktober ist für 9.00 bis 13.00 Uhr eine grenzüberschreitende Wanderung von der Luschaalm bis zur Kirche Sv. Ana geplant.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.mohorjeva.at/druzba_verein/de

 

 

 

 

 

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