Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner beim OÖ. Zukunftsforum Arbeitsmarkt:
„Der Standort OÖ muss im globalen Wettbewerb um Fachkräfte als attraktiver Arbeitsstandort sichtbar werden“
Linz (lk) - Internationale Fachkräfte sind von zentraler Bedeutung für den Wirtschaftsstandort
Oberösterreich. Doch wie attraktiv ist Oberösterreich für internationale Fachkräfte? Denn Talente
sind das neue Gold. Doch wo finden Arbeitgeber diese Goldadern? Mit diesen Fragen befasste sich das „Zukunftsforum
Arbeitsmarkt“ der oö. Standortagentur Business Upper Austria im Palais Kaufmännischer Verein in Linz.
„Quer durch alle Branchen sind wir immer mehr auf Fachkräfte außerhalb Oberösterreichs angewiesen.
Im globalen Wettbewerb um Fachkräfte geht es daher immer mehr darum, auch international als attraktiver Arbeitsstandort
sichtbar zu werden. Zugleich müssen wir internationale Talente dann auch vor Ort betreuen“, erläuterte
Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner. Keynote-Speaker Axel Haitzer, Experte für Personal-
und Ausbildungsmarketing, gab konkrete Ratschläge, wie Unternehmen sich als attraktive Arbeitgeber am Markt
positionieren zu können.
„Mit den Oberösterreicherinnen und Oberösterreichern allein werden wir den Arbeitskräftebedarf unserer
Wirtschaft nicht mehr decken können, darum müssen wir qualifizierte Fachkräfte nach Oberösterreich
holen“, betonte LR Achleitner, „Im Rahmen der ‚Strategie Arbeitsplatz OÖ 2030‘ und dem ‚Pakt für Arbeit
und Qualifizierung‘ setzt das Wirtschaftsressort des Landes OÖ gemeinsam mit seinen Partnern Wirtschaftskammer
OÖ und AMS OÖ sowie der oö. Standortagentur Business Upper Austria bereits eine Reihe von Initiativen
um, um Oberösterreich sowohl als Wirtschafts- als auch Arbeits- und Lebensstandort international attraktiver
und sichtbar zu machen. Dazu zählt u.a. das Talent Attraction Programm sowie ein intensiver Place Branding
Prozess, der nächstes Jahr startet“, unterstrich Landesrat Achleitner.
Die Vizepräsidentin der WKOÖ, Angelika Sery-Froschauer, betonte: „Wir fischen alle im gleichen Teich
nach den Fachkräften der Zukunft. Es geht darum, ein internationales Klima zu schaffen, ein internationales
Mindset zu entwickeln, um für internationale Fachkräfte interessant zu werden.“
Arbeitgebermarke entwickeln
Keynote-Speaker Axel Haitzer, Experte für Personal- und Ausbildungsmarketing erklärte provokant: „Den
Fachkräftemangel halte ich für eine Fata Morgana. Die Fachkräfte sind verfügbar, Unternehmen
müssen nur aktiv auf sie zugehen.“ Unternehmen rät er im Wettbewerb um die besten Köpfe, die Ärmel
hochzukrempeln und sich als attraktiver Arbeitgeber am Markt zu positionieren. Dafür brauche es zunächst
eine Employer Branding Strategie. Der Karriere-Button auf der Website soll prominent und nicht versteckt platziert
sein, riet Haitzer. Der Experte kritisierte langweilig und nichtssagend formulierte Stellenanzeigen: „Auf einem
Homöopathie-Kongress wurde den Teilnehmern als homöopathisches Schlafmittel geraten, Stellenanzeigen
zu lesen.“ Häufige Fehler sind Floskeln und unverständliche Funktionsbezeichnungen in den Texten.
Wer die globalen Arbeitsmärkte bearbeiten will, sollte das laut Haitzer mit einem strukturierten Prozess angehen.
Die Website müsse auch auf Englisch sowie als responsive Version für mobile Geräte zur Verfügung
stehen. Auf internationalen Karrieremessen könne man potenzielle Bewerber/innen direkt ansprechen. Ganz wichtig
erachtet er auch das Onboarding, denn Internationals würden auch intensive Betreuung und auch Deutschkurse
benötigen.
Hoher Einsatz der HR-Abteilungen erforderlich
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion berichtete Margit Bencic, Abteilungsleiterin Human Resources MIC
Datenverarbeitung GmbH, dass das Recruiting und Onboarding der internationalen Fachkräfte enorm viel Zeit
und Ressourcen binde: „Wir unterstützen bei der Wohnungssuche, Behördengängen und Anträgen
zur Rot-Weiß-Rot-Card und organisieren Deutschkurse.“ Andreas Berger, Senior Vice President HR Rosenbauer
International AG, sagte, sein Unternehmen schöpfe vor allem aus dem Potenzial der eigenen internationalen
Standorte. „Es wäre schon gut, wenn jene Technik-Absolventen, die zum Studium nach Wien oder Graz gehen, am
Ende ihrer Ausbildung wieder nach Oberösterreich zurückkommen“, erklärte Berger. Als Herausforderung
betrachtet er den hohen legistischen und behördlichen Aufwand, der mit der Einstellung von Mitarbeiter/innen
aus Drittstaaten verbunden ist.
Initiativen schaffen Willkommenskultur
Sowohl Bencic als auch Berger arbeiten intensiv mit dem AMS OÖ und der Initiative „Welcome2Upper Austria“
der Standortagentur Business Upper Austria zusammen. Der Landesgeschäftsführer des AMS OÖ, Gerhard
Straßer, forderte: „Wir brauchen eine Willkommenskultur. Internationale Arbeitskräfte brauchen Unterstützung
vom Kindergartenplatz, geeigneten Schulen bis zum Job für den Partner. Mit Business Upper Austria haben wir
nun gemeinsame Anlaufstellen im ganzen Land.“ Auch Straßer äußerte den Wunsch, dass das Antragsverfahren
für die Rot-Weiß-Rot-Card vereinfacht wird.
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