Warum fahren wir noch Auto?

 

erstellt am
04. 10. 19
13:00 MEZ

OÖ Zukunftsforum beschäftigte sich mit Mobilität der Zukunft
Linz (biz up) - Das Auto der Zukunft wird vermutlich autonom fahren, mit anderen Fahrzeugen Daten austauschen und nicht mehr mit Verbrennungsmotor angetrieben werden. Im urbanen Bereich könnte sich Carsharing durchsetzen. Um die Herausforderungen der Mobilität von morgen zu meistern, braucht es jedenfalls die Zusammenarbeit von Start-ups und OEMs, erfahrenen Großbetrieben und innovativen KMU. Darin waren sich Referenten und Teilnehmer der Session „Efficient Mobility“ des Automobil-Clusters der oö. Standortagentur Business Upper Austria beim OÖ Zukunftsforum am 1. Oktober im Linzer Vereinshaus einig.

Kein anderes Thema wird so hitzig diskutiert wie die E-Mobilität. Heinz Hollerweger, gebürtiger Linz und ehemaliger Entwicklungsleiter bei Audi, stellte die Frage, wer im Publikum heute noch aus reinem Vergnügen Auto fährt. Keine einzige Hand schnellte hoch. „Mobilität an sich ist heute kein Vergnügen mehr, sondern lebensnotwendig“, betonte Hollerweger, „aus reinem Vergnügen fahren wir nicht mehr, zu sehr denken wir an Staus, Lärm und Umweltbelastung.“ Warum also fahren wir dann noch Auto? Weil es uns individuell, bequem, trocken, schnell und zuverlässig von A nach B bringt. Die Megatrends für die Zukunft der Autobranche fasste er mit dem Kürzel „CASE“ zusammen. Das „C“ steht dabei für „connected“, also den Trend, dass Fahrzeuge Daten miteinander austauschen. Hier werden künftig andere Unternehmen als Autobauer die Nase vorn haben.

Megatrends der Zukunft: CASE
Das „A“ steht für „autonomous“, also autonomes Fahren. Hier werden Sensorik und Aktuatorik eine große Rolle spielen. Auch hier haben andere Branchen aus OEMS Chancen auf neue Geschäftsmodelle. Das „S“ steht für „shared“ und meint den Trend zum Carsharing – vor allem im urbanen Bereich. „Diese Entwicklung stellt die Automobilhersteller vor eine große Herausforderung“, weiß Hollerweger, „denn wenn ich das Auto nur mehr teile und nicht mehr selbst kaufe, werde ich auf teure Zusatzausstattungen verzichten. Der Autokauf ist dann weniger emotional und mehr rational. Das nimmt dem Marketing viel Kraft.“

Urbane Micromobilität
Das „E“ bedeutet natürlich „electrified“. Dabei sind aber alle neue Antriebsformen gemeint, also neben Elektrizität auch Wasserstoff. Hollerweger hält einen Mix aus alternativen Antriebsformen für am wahrscheinlichsten. Um die Umwelt- und Stauproblematik in den Ballungszentren in den Griff zu bekommen, hält Hollerweger „urbane Micromobilität“ für die geeignetste Lösung: kleine, leichte Zweisitzer, elektrisch angetrieben, etwa auch durch Photovoltaik, die wenig Platz brauchen, keinen Lärm und keine Abgase produzieren und sparsam ´sowohl in der Herstellung als auch im Verbrauch sind.

Kreatives Mindset gefragt
Sebastian Jagsch von der AVL List GmbH brachte ein völlig anderes Verständnis vom „Treibstoff der Zukunft“ in die Debatte ein: „Die Tools, das Mindset und die Kreativität von Start-ups gepaart mit den Fachbereichen und dem Fachwissen von etablierten Unternehmen bilden den Treibstoff des Wandels.“ Jagsch machte darauf aufmerksam, dass die immer komplexer werdende Zukunft Unternehmen dazu zwinge, aus der Komfortzone herauszukommen, kreativer zu werden und mit Start-ups sowie Mitbewerbern zusammenzuarbeiten.

Vielversprechender Wasserstoff
Das beherrschende Thema der abschließenden Podiumsdiskussion drehte sich um die Antriebsart, die sich durchsetzen wird. Es ging auch darum, aus welchem Material die Fahrzeugkarosserien der Zukunft gebaut werden, ob Aluminium der Werkstoff der Zukunft ist und wie wir die Batterien der Elektrofahrzeuge entsorgen sollen. „Leichtbau ist ein wesentlicher Treiber in der Elektromobilität. Aluminium als endlos recycelbarer Werkstoff kann in der Diskussion mit Nachhaltigkeit punkten“, sagte Alice Godderidge von der Alu Menziken Group. Horst Steinmüller, Leiter der Abteilung für Energietechnik am Energieinstitut der JKU Linz, war davon überzeugt, dass Wasserstoff sehr vielversprechend sei: „Vor allem im urbanen Bereich – das ist auch mit der Industrie kompatibel. Denn Wasserstoff kann man besser speichern als Elektrizität.“

Mix aus Antriebsarten
Johannes Kaar, Gründer und CFO der Voltlabor GmbH, glaubt ebenfalls, dass es in der Zukunft einen Mix aus Antriebsarten geben und auch die Batterie ihre Berechtigung haben wird: „Nur weil wir Batterien bauen, heißt das nicht, dass wir die Bösewichte der Branche sind.“ Wolfgang Würdiger von der Hirtenberger Automotive Safety GmbH wies darauf hin, dass ein weiterer Aspekt für die Automobilbranche wichtig bleiben wird: „Eines darf man nicht aus den Augen lassen: die Sicherheit der Fahrzeuge.“ Automobil-Cluster-Manager Florian Danmayr zog als Fazit: „E-Mobility soll auch als Chance gesehen werden. Man darf nicht nur Angst davor haben.“

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.land-oberoesterreich.gv.at

 

 

 

 

 

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