Digitalisierung: Chance und Herausforderung für Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung
Linz (lk) - Im heurigen Jahr wurde für das Föderalismus-Symposium des Oö. Landtags bewusst
der Themenbereich Digitalisierung und als Veranstaltungsort das Ars Electronica ausgewählt. „Digitalisierung
ist ein weltweit aktuelles Thema, dem sich auch wir nicht verschließen können. Es stellt uns einerseits
vor große Herausforderungen und verändert unsere Gesellschaft, gleichzeitig eröffnet es aber auch
neue Möglichkeiten. Digitalisierung mit all seinen Ausprägungen ist ein wesentlicher Innovationsmotor
für den Standort Oberösterreich und betrifft jede und jeden. Gemeinsam müssen wir die Chance nutzen
und die dafür notwendigen Rahmenbedindungen schaffen. Nur so können wir im Wettbewerb der Regionen weiter
vorne mitmischen“, erklärte Landtagspräsident KommR Viktor Sigl eingangs.
Neben den zwei hochkarätigen Gastreferenten Mag.a Dr.in Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der
Ö. Forschungsförderungsgesellschaft und DDr. Robert Krimmer, Professor für E-Governance an der Technischen
Universität Tallinn, brachten auch Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer und die Klubobleute der vier Landtagsparteien
ihre Ideen und Impulse zu diesem Thema ein.
„Für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich ist die digitale Transformation einerseits eine große
Herausforderung, weil viele Unternehmen rasch ihre Abläufe und Geschäftsmodelle an die neue Zeit anpassen
müssen. Andererseits bietet uns die Digitalisierung die Möglichkeit, unsere Stärken am Standort
auszuspielen. Wir sind nicht die billigste oder rohstoffreichste Region. Aber wir haben viele sehr gut ausgebildete
Menschen, ein starkes Innovationsökosystem und eine herausragende Lebensqualität. Und das zählt
im digitalen Zeitalter genauso wie die sogenannten harten Standortfaktoren“, so Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer.
Das digitale Estland ist Vorreiter in Sachen Digitalisierung in Europa: 600 e-Dienste für Bürgerinnen
und Bürger, 2.400 e-Anwendungen für Unternehmen und 99 Prozent der staatlichen Verwaltung funktionieren
online. Der Blick über den Tellerrand und ‚Lernen von den Besten‘ war und ist ein wesentliches Motto Oberösterreichs.
Deshalb wurde auch DDr. Krimmer eingeladen.
"Erschwinglicher Breitband-Internetzugang im ganzen Land, alle Schulen und Regierungsgebäude sind seit
über 25 Jahren an das Internet angeschlossen, die digitale Unterschrift ist akzeptiert, und nahezu jede/r
Zweite gibt die Stimme online ab. Estland hat sich mit der Digitalen Transformation einen Standortvorteil erarbeitet,
der das kleine Land nicht zuletzt dank Skype zum Silicon Valley Europas gemacht hat. Was kann Oberösterreich
davon lernen? Breitbandausbau, Aufbau eines Digital Mindset in der Bevölkerung, Transparenz und Nachvollziehbarkeit
als neue Qualität für den Datenschutz sowie mehr Nutzungsmöglichkeiten der Handysignatur schaffen
- das gilt es als neue Herausforderung zu bewältigen“, betonte Krimmer in seinem Referat.
Dr.in Egerth, Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG),
unterstrich in ihrer Keynote die Digitalisierung als gemeinsames Gestaltungsprojekt: Staat, Bürger/innen und
Wirtschaft müssen zusammen ihre Handlungsspielräume nutzen. „Andere schlafen auch nicht und setzen schneller
um. Wir haben in einigen Bereichen Nachholbedarf, die Digitalisierung ist in der österreichischen Wirtschaft
und Gesellschaft noch nicht vollständig angekommen. Gerade Oberösterreich ist bei Innovationsthemen traditionell
nicht mit Zuschauerplätzen zufrieden, sondern am Spielfeld ganz vorne dabei – Oberösterreich spielt in
der Champions League und das soll auch bei der digitalen Transformation der Fall sein. Bleiben wir gemeinsam am
Ball“, appellierte Egerth an alle Anwesenden.
Die Klubobleute der vier im Landtag vertretenen Parteien stellten sowohl die Chancen als auch Herausforderungen
ins Zentrum ihrer Statements.
„In Oberösterreich gehen wir den Weg der Digitalisierung vorausschauend und setzen zahlreiche Initiativen.
Vom flächendeckenden Breitbandausbau mit überdurchschnittlich großer finanzieller Unterstützung
des Bundes bis hin zur Vorbereitung auf eine neue, digitalisierte Arbeitswelt bietet unser Bundesland ein umfangreiches
Angebot. Um für die Jobs der Zukunft qualifiziert zu sein, sind die hohen Investitionen in die Aus- und Weiterbildung
der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher unumgänglich. Mit der FH Oberösterreich und
der Johannes Kepler Universität und Studienrichtungen wie Robotic Systems Engineering in Hagenberg oder Künstliche
Intelligenz an der JKU steht der digitalen Zukunft in Oberösterreich nichts im Wege“, so ÖVP-Klubobfrau
Mag.a Helena Kirchmayr.
"Bei der Digitalisierung hat unser Land im internationalen Vergleich durchaus Aufholbedarf. Wir müssen
in den nächsten Jahren kräftig in diesen Bereich investieren, damit wir nicht irgendwann hinterherhinken.
Die FPÖ hat sich daher immer für einen flächendeckenden Breitbandausbau eingesetzt. Dieser ist sowohl
für Private als auch Unternehmen von großer Bedeutung. Aber auch das Steuersystem muss im digitalen
Zeitalter ankommen. Darunter verstehen wir unter anderem eine echte Digitalsteuer auf EU-Ebene nach dem Konzept
der digitalen Betriebsstätte", sagt FPÖ-Klubobmann Ing. Herwig Mahr.
„Die Digitalisierung ist für die Bevölkerung da und nicht umgekehrt“, bringt es Makor auf den Punkt.
Digitale Angebote müssen daher so bürgerfreundlich gestaltet sein, dass sie gerne in Anspruch genommen
werden, fehlerfrei funktionieren und auch von älteren Mitmenschen problemfrei bewältigt werden können.
„Wer dennoch Hilfe auf analogem Weg sucht, kann nicht als Auskunft bekommen ‚das geht nur im Internet‘“, so SPÖ-Klubobmann
Christian Makor. Im Anlassfall muss eben von Behördenseite gezeigt werden, wie die nötigen Schritte online
zu schaffen sind.
„Der digitale Wandel ist eine große Chance für unsere Gesellschaft, birgt aber auch Risiken. Aufgabe
der Politik ist es die Rahmenbedingungen bestmöglich auszugestalten. Dabei ist es ganz besonders wichtig,
dass wir darauf achten all jene Menschen an den neuen Möglichkeiten einer digitalen Welt teilhaben zu lassen,
die Gefahr laufen, den Anschluss zu verlieren“, erklärte Grünen-Klubobmann Dipl.-Päd. Gottfried
Hirz in der Talkrunde.
Digitalisierung aktiv mitgestalten
„Wir müssen die zukünftigen Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung aktiv mitgestalten und die Gesellschaft
fit machen, ihnen die Angst am digitalen Wandel nehmen und die neuen Möglichkeiten aufzeigen. Auch in der
Verwaltung des Landes müssen wir mit der Zeit gehen. Die Bürgerinnen und Bürger wollen eine moderne
Behörde und die Dienstleistungen vollelektronisch 24/7 nutzen können. Wir haben die ersten Schritte dahin
gesetzt und werden dieses Thema weiter vorantreiben. Bleiben wir gemeinsam am Ball“, so Sigl abschließend.
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