WIFO – Prognose für 2019 und 2020
Wien (wifo) - Die österreichische Wirtschaft verliert weiter an Schwung und wächst im Prognosezeitraum
nur mäßig. Die Schwäche der Weltwirtschaft dämpft die Export- und Industriedynamik. Weiterhin
günstige Finanzierungsbedingungen, fiskalische Impulse und eine robuste Konsumnachfrage stützen hingegen
die Konjunktur. Das BIP dürfte 2019 um 1,7% und 2020 um 1,4% zunehmen.
Die Weltkonjunktur verlor im Frühjahr 2019 weiter an Schwung. Der schwelende Handelskonflikt zwischen den
USA und China sowie der unsichere Ausgang der Brexit-Verhandlungen dämpfen international die Investitionsnachfrage.
Dies schlägt sich in einer Schwäche der weltweiten Industrieproduktion und des Welthandels nieder.
Im Prognosezeitraum ist mit einer weiteren Verlangsamung der Expansion der Weltwirtschaft zu rechnen. Vor allem
in der Industrie scheint der Tiefpunkt noch nicht erreicht. In den USA und in vielen Schwellenländern bleibt
das Wachstum aber robust. Im Euro-Raum wird es hingegen durch die Flaute der deutschen Exportindustrie gedämpft.
Eine weltweite Rezession zeichnet sich dennoch nicht ab. Die Finanzierungsbedingungen bleiben wegen der lockeren
Geldpolitik günstig, die Fiskalpolitik liefert mancherorts Impulse für die Konjunktur, und die Konsumnachfrage
der privaten Haushalte nimmt in vielen Ländern weiterhin kräftig zu. Das Risiko eines starken Anstieges
der Rohölpreise dürfte dagegen begrenzt sein.
In Österreich kühlte sich die Konjunktur im Frühjahr 2019 ebenfalls ab. Das Wachstum der gesamtwirtschaftlichen
Produktion war im II. Quartal mit +0,3% gegenüber dem Vorquartal so niedrig wie zuletzt im Jahr 2015. Insbesondere
die Exporte verloren beträchtlich an Dynamik, während der private Konsum weiterhin stabil expandierte.
Die Konjunktur blieb in Österreich im Vergleich zu Deutschland bislang relativ robust.
Die Aussichten für die zweite Jahreshälfte 2019 sind jedoch verhalten. Die Einschätzungen der österreichischen
Unternehmen trübten sich laut WIFO-Konjunkturtest in der Sachgütererzeugung deutlich ein; manche Indikatoren
deuten in diesem Bereich bereits auf einen Rückgang der Produktion hin. Sowohl in der Bauwirtschaft als auch
im Dienstleistungsbereich ist die Stimmung hingegen weiterhin überwiegend positiv. Der private Konsum stützt
aufgrund der günstigen Beschäftigungs- und Einkommensentwicklung die gesamtwirtschaftliche Nachfrage.
Zudem liefern fiskalische Maßnahmen Impulse für die Konjunktur.
Der Tiefpunkt der Wirtschaftsentwicklung dürfte im Einklang mit dem internationalen Umfeld zu Jahresende erreicht
werden. 2020 wird sich das Wachstum dann wieder etwas stabilisieren, aber mäßig bleiben. Insgesamt wird
das BIP 2019 um 1,7% und 2020 um 1,4% wachsen. Die gesamtwirtschaftliche Kapazitätsauslastung bleibt überdurchschnittlich,
geht aber etwas zurück.
Die Abkühlung der Konjunktur zieht ein Ende der Arbeitsmarkterholung nach sich. 2019 dürfte die Arbeitslosenquote
aufgrund der robusten Beschäftigungsentwicklung im 1. Halbjahr noch auf 7,4% sinken. 2020 wird sie dagegen
wieder geringfügig auf 7,5% steigen. Die Verbraucherpreisinflation bleibt unter diesen Umständen gedämpft,
sie dürfte 2019 +1,6% und 2020 +1,7% betragen. Der Finanzierungssaldo des Staates verbessert sich 2019 aufgrund
der günstigen Einnahmenentwicklung auf 0,6% des BIP. Im kommenden Jahr dürfte er wegen der jüngst
beschlossenen fiskalischen Maßnahmen auf 0,4% des BIP sinken.
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