Erfolgsmodell EU für die Balkanländer nutzbar machen

 

erstellt am
02. 10. 19
13:00 MEZ

Europäische Regionen und Städte tagen in Salzburg – Interview mit IRE-Vorstand Franz Schausberger
Salzburg (lk) - 100 Jahre Friedensverträge nach dem Ersten Weltkrieg, 30 Jahre Mauerfall, 20 Jahre Euro – Europa blickt heuer auf eine Vielzahl historisch „runder“ Ereignisse zurück. Den Blick nach vorne richten nun rund 500 Teilnehmer aus 20 europäischen Staaten bei der inzwischen 15. Konferenz Europäischer Regionen und Städte, die sich zum Generalthema „Europa und Frieden“ vom 6. bis 8. Oktober in Salzburg treffen.

Das Landes-Medienzentrum (LMZ) hat mit Franz Schausberger, dem Organisator und Vorstand des Instituts der Regionen (IRE) über Demokratie, Frieden und die Zukunft in Osteuropa gesprochen.

LMZ: Wo liegen die Unterscheide zwischen West und Ost?

Schausberger: Die osteuropäischen Länder konnten aufgrund ihrer Geschichte wesentlich weniger Erfahrung mit der Entwicklung demokratischer Strukturen machen. Nach Jahrhunderten osmanischer Herrschaft standen sie unter dem Diktat des Kommunismus. Das muss man aus westlichem Blickwinkel berücksichtigen, wenn man heute auf die politische Kultur dieser Länder blickt. Für den Wandel der Anpassung an westliche Werte steht diesen Ländern also deutlich weniger Zeit zur Verfügung.

LMZ: Was macht die langjährigen EU-Länder wirtschaftlich erfolgreicher?

Schausberger: Die Planwirtschaft hat im Osten tiefe Spuren in der Mentalität hinterlassen, ein wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Mittelstand muss in den Balkanstaaten erst entstehen. Kompromisse zu schließen wird dort nach wie vor als Verliererposition gesehen, echten Dialog zu pflegen muss meistens noch gelernt werden. Man nimmt lieber in Kauf, zu keiner Lösung zu kommen, als seine Position aufzugeben.

LMZ: Was können die „Erfolgreicheren“ tun?

Schausberger: Ich habe nichts davon, nur Geld hinzuschicken, wenn das Wissen fehlt, es auch sinnvoll einzusetzen. Es muss jedenfalls das Knowhow in den Verwaltungen gestärkt werden, hier besteht Nachholbedarf. Gute Projekte sollen weiter unterstützt werden, das macht die EU bereits.

LMZ: Ist die Zeit reif für die EU?

Schausberger: Für alle Westbalkanstaaten - Serbien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Kosovo, Albanien und Mazedonien - ist es noch ein weiter Weg zum Beitritt. Aber es ist Zeit, die nächsten Schritte zu tun. Wie der von der EU, vor allem von Kommissar Johannes Hahn, entscheidend unterstützte Namenskompromiss zwischen Griechenland und nun Nordmazedonien zeigt, zahlt es sich aus. Man sollte solche Bemühungen anerkennen, indem man mit Nordmazedonien Beitrittsverhandlungen aufnimmt. Albanien hingegen war schon einmal weiter mit Reformen. Bleibt ein Land hinten, sollte es ebenfalls spürbare Signale geben.

 

 

 

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