Eisenstädter Bischofshof zeigt auf 16 Metern Teppichbahn die Geschichte der Kirche im
Burgenland - Textile Wanderausstellung macht kirchliche Zentrale und Pfarren zu Kunstfoyers und Erinnerungsorten
Eisenstadt (martinus) - Seit 1. Oktober ist das 60-jährige Jubiläum der Diözese Eisenstadt,
obwohl die Feierlichkeiten erst am 11. November beginnen, um eine Besonderheit reicher: Es gibt ihn wirklich, den
sagenumwobenen fliegenden Teppich, und er befindet sich im Eisenstädter Bischofshof. Genauer gesagt sind es
zwei Teppiche, und aus Sicherheitsgründen liegen sie rutschfest in den Foyers im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss
der burgenländischen Kirchenzentrale. Fliegend werden sie aber, sobald ein Besucher die geknüpften Bahnen
betritt und Schritt für Schritt abgeht. Dann erscheinen unter seinen Füßen die Stationen von 21
Jahrhunderten Kirchengeschichte im pannonischen Raum und von sechzig Jahren Geschichte der Diözese Eisenstadt.
Damit können – wie im orientalischen Märchen – Zeit und Raum in wenigen Minuten durchflogen werden, und
das im völlig ungefährlichen Schritttempo.
Wanderausstellung als Geschenk an Bischof Zsifkovics zum 10. Arbeitsjahr im Amt
Anlässlich des neunten Jahrestages seiner Bischofsweihe (25. September 2010) wurden dem völlig überraschten
Eisenstädter Bischof die beiden je acht Meter langen Teppichbahnen im Beisein vieler Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter heute vormittags im Bischofshof überreicht. "Erfunden" hat den fliegenden Geschichtsteppich
Bernhard Weinhäusel. Obwohl er kein Teppichknüpfer ist, sondern Archivar der Diözese Eisenstadt,
ist ihm die Kunst des verknüpfenden Erzählens geschichtlicher Inhalte ein großes Anliegen. Laut
Weinhäusel handelt es sich bei den beiden je acht Meter langen Teppichbahnen "um ein Vermittlungsprogramm
unserer Diözesangeschichte", wobei auch "die Tatsache, dass die pannonisch-burgenländische
Kirchengeschichte in der Literatur fast immer erst 1921 beginnt", mit den beiden präsentierten Erzählteppichen
durchbrochen wird. Mit ihnen wird ein roter Faden durch 21 Jahrhunderte pannonischer Kirchengeschichte gelegt.
Das letzte umfassende Werk über die gesamten 2000 Jahre des Christentums in Pannonien stammt vom verstorbenen
Prälaten Josef Rittsteuer aus dem Jahr 1968.
Burgenländischer "Walk of Fame"
Angelehnt hat Weinhäusel sich mit seinen Erzählteppichen "an die bunt gestalteten Fußböden
in den Papstkirchen Roms oder zum Beispiel auch den ‚Walk of Fame’ in Hollywood", wie Weinhäusel bei
seiner heutigen Ansprache erläuterte. Bei der Umsetzung konnte er auf kompetente Partner zurückgreifen:
Prof. Martin Helge Hrasko, seit fast zehn Jahren der Grafiker des Diözesanmuseums, sorgte für das Design
der Teppiche. Anna Mattes, eine Studentin, hat für das Projekt eine eigene Schrift entworfen und die Drucksorten
des Archivs ansprechend layoutiert. Dr. Ernst Heissenberger, ein Mitarbeiter der Zeitung "Die Furche",
hat sich bereit erklärt, einen Text zum Teppichprojekt zu erstellen. Dazu gibt es eine Vertiefungsbroschüre,
eine Kurzzusammenfassung und ein Plakat für die jeweiligen Ausstellungsorte. Dank sprach Weinhäusel auch
dem Vorbereitungsteam für das Diözesanjubiläum unter der Leitung von Pater Karl Schauer aus, die
seine Arbeit unterstützten, sowie Dr. Dominik Orieschnig, dem Pressesprecher der Diözese, für den
griffigen Namen des geschichtlichen Vermittlungsprogramms "Der fliegende Teppich".
Bischof persönlich macht den ersten "Probeflug"
Bischof Zsifkovics war über die Überraschung sichtlich erfreut und ließ es sich nicht nehmen,
als erster die Stationen der beiden Teppiche abzuschreiten. „Ich lade alle geschichtsinteressierten Burgenländerinnen
und Burgenländer ein, auf diesem Teppich durch die Jahrhunderte zu fliegen!“, rief er zur Nachahmung auf.
Für die kommenden Wochen bleibt der fliegende Geschichtsteppich im Eisenstädter Bischofshof, wo Interessierte
kostenlos innerhalb der Öffnungszeiten die Reise mit ihm antreten können. Danach „fliegt“ er gemeinsam
mit zwei weiteren Duplikaten in die zwölf Dekanate des Burgenlands, um in den Pfarren so viele Menschen wie
möglich zu neuen Horizonten des Wissens mitzunehmen. Das Diözesanmuseum geht somit mit dieser besonderen
Art von Wanderausstellung in den nächsten Monaten hinaus durch das ganze Burgenland. Der damit begonnene Impuls
soll in Folge in einem Schulbehelf zum Thema „21 Jahrhunderte auf 21 Seiten“ und in einer umfassenden Darstellung
der Materie vertieft werden.
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