Auf dem fliegenden Teppich der Geschichte

 

erstellt am
02. 10. 19
13:00 MEZ

Eisenstädter Bischofshof zeigt auf 16 Metern Teppichbahn die Geschichte der Kirche im Burgenland - Textile Wanderausstellung macht kirchliche Zentrale und Pfarren zu Kunstfoyers und Erinnerungsorten
Eisenstadt (martinus) - Seit 1. Oktober ist das 60-jährige Jubiläum der Diözese Eisenstadt, obwohl die Feierlichkeiten erst am 11. November beginnen, um eine Besonderheit reicher: Es gibt ihn wirklich, den sagenumwobenen fliegenden Teppich, und er befindet sich im Eisenstädter Bischofshof. Genauer gesagt sind es zwei Teppiche, und aus Sicherheitsgründen liegen sie rutschfest in den Foyers im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss der burgenländischen Kirchenzentrale. Fliegend werden sie aber, sobald ein Besucher die geknüpften Bahnen betritt und Schritt für Schritt abgeht. Dann erscheinen unter seinen Füßen die Stationen von 21 Jahrhunderten Kirchengeschichte im pannonischen Raum und von sechzig Jahren Geschichte der Diözese Eisenstadt. Damit können – wie im orientalischen Märchen – Zeit und Raum in wenigen Minuten durchflogen werden, und das im völlig ungefährlichen Schritttempo.

Wanderausstellung als Geschenk an Bischof Zsifkovics zum 10. Arbeitsjahr im Amt
Anlässlich des neunten Jahrestages seiner Bischofsweihe (25. September 2010) wurden dem völlig überraschten Eisenstädter Bischof die beiden je acht Meter langen Teppichbahnen im Beisein vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter heute vormittags im Bischofshof überreicht. "Erfunden" hat den fliegenden Geschichtsteppich Bernhard Weinhäusel. Obwohl er kein Teppichknüpfer ist, sondern Archivar der Diözese Eisenstadt, ist ihm die Kunst des verknüpfenden Erzählens geschichtlicher Inhalte ein großes Anliegen. Laut Weinhäusel handelt es sich bei den beiden je acht Meter langen Teppichbahnen "um ein Vermittlungsprogramm unserer Diözesangeschichte", wobei auch "die Tatsache, dass die pannonisch-burgenländische Kirchengeschichte in der Literatur fast immer erst 1921 beginnt", mit den beiden präsentierten Erzählteppichen durchbrochen wird. Mit ihnen wird ein roter Faden durch 21 Jahrhunderte pannonischer Kirchengeschichte gelegt. Das letzte umfassende Werk über die gesamten 2000 Jahre des Christentums in Pannonien stammt vom verstorbenen Prälaten Josef Rittsteuer aus dem Jahr 1968.

Burgenländischer "Walk of Fame"
Angelehnt hat Weinhäusel sich mit seinen Erzählteppichen "an die bunt gestalteten Fußböden in den Papstkirchen Roms oder zum Beispiel auch den ‚Walk of Fame’ in Hollywood", wie Weinhäusel bei seiner heutigen Ansprache erläuterte. Bei der Umsetzung konnte er auf kompetente Partner zurückgreifen: Prof. Martin Helge Hrasko, seit fast zehn Jahren der Grafiker des Diözesanmuseums, sorgte für das Design der Teppiche. Anna Mattes, eine Studentin, hat für das Projekt eine eigene Schrift entworfen und die Drucksorten des Archivs ansprechend layoutiert. Dr. Ernst Heissenberger, ein Mitarbeiter der Zeitung "Die Furche", hat sich bereit erklärt, einen Text zum Teppichprojekt zu erstellen. Dazu gibt es eine Vertiefungsbroschüre, eine Kurzzusammenfassung und ein Plakat für die jeweiligen Ausstellungsorte. Dank sprach Weinhäusel auch dem Vorbereitungsteam für das Diözesanjubiläum unter der Leitung von Pater Karl Schauer aus, die seine Arbeit unterstützten, sowie Dr. Dominik Orieschnig, dem Pressesprecher der Diözese, für den griffigen Namen des geschichtlichen Vermittlungsprogramms "Der fliegende Teppich".

Bischof persönlich macht den ersten "Probeflug"
Bischof Zsifkovics war über die Überraschung sichtlich erfreut und ließ es sich nicht nehmen, als erster die Stationen der beiden Teppiche abzuschreiten. „Ich lade alle geschichtsinteressierten Burgenländerinnen und Burgenländer ein, auf diesem Teppich durch die Jahrhunderte zu fliegen!“, rief er zur Nachahmung auf. Für die kommenden Wochen bleibt der fliegende Geschichtsteppich im Eisenstädter Bischofshof, wo Interessierte kostenlos innerhalb der Öffnungszeiten die Reise mit ihm antreten können. Danach „fliegt“ er gemeinsam mit zwei weiteren Duplikaten in die zwölf Dekanate des Burgenlands, um in den Pfarren so viele Menschen wie möglich zu neuen Horizonten des Wissens mitzunehmen. Das Diözesanmuseum geht somit mit dieser besonderen Art von Wanderausstellung in den nächsten Monaten hinaus durch das ganze Burgenland. Der damit begonnene Impuls soll in Folge in einem Schulbehelf zum Thema „21 Jahrhunderte auf 21 Seiten“ und in einer umfassenden Darstellung der Materie vertieft werden.

 

 

 

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