Ein Kamerasystem, das Außenspiegel am LKW ersetzt und für mehr Sicherheit sorgt,
wurde nun mit dem Porsche-Preis der TU Wien ausgezeichnet.
Stuttgart/Wien (tu) - In einem großen, breiten LKW ist es nicht leicht, immer die Übersicht zu
bewahren. Rückspiegel haben tote Winkel, besonders beim Abbiegen aber auch nachts können gefährliche
Situationen auftreten. Prof. Uwe Baake (Daimler Trucks) und Dr. Werner Lang (MEKRA Lang) haben dafür nun eine
Lösung gefunden: Sie entwickelten ein innovatives Kamerasystem, das Rückspiegel ersetzt und das LKW-Fahren
sicherer macht. Dafür wurden sie nun mit dem Ferdinand-Porsche-Preis der TU Wien ausgezeichnet, der alle zwei
Jahre für herausragende Leistungen in der Kraftfahrzeugtechnik vergeben wird.
Kamera statt Rückspiegel
Wenn es nach Uwe Baake und Werner Lang geht, wird man im LKW der Zukunft nicht mehr durch das Seitenfenster auf
einen Seitenspiegel blicken. Stattdessen soll im Inneren des Fahrzeugs ein Hochformat-Bildschirm installiert werden.
Außen am Fahrzeug befinden sich anpassbare Kameras, die das nötige Bildmaterial liefern.
Dadurch ergibt sich eine ganze Reihe von Vorteilen: Der Bildausschnitt kann je nach Fahrsituation angepasst werden,
tote Winkel werden vermieden. Das Bild kann so optimiert werden, dass man auch in der Nacht oder bei schlechtem
Wetter gut sieht. Auch ergonomisch ist der Bildschirm ein Fortschritt: Man muss beim LKW-Lenken den Kopf nicht
drehen, man hat den Bildschirm immer gut im Blick, gleichzeitig ist der Umgang mit der neuen Technik dem herkömmlichen
Seitenspiegel ähnlich genug, um keine Eingewöhnungsphase zu verlangen – es ist ganz einfach, von Anfang
an ganz intuitiv mit der Bildschirm-Technik umzugehen.
Auf dem Bildschirm können Hilfslinien oder Distanz-Warnungen eingeblendet werden. So wird es einfacher, Abstände
richtig einzuschätzen. Beim Zurückfahren kann automatisch eine andere Kameraperspektive dazugeschaltet
werden. Außerdem bietet das System die Möglichkeit, Daten aufzuzeichnen, sodass bei einem Unfall leicht
geklärt werden kann, was passiert ist. In einer Ruhepause, wenn im abgestellten LKW die Vorhänge vorgezogen
sind, kann man mit dem Kamerasystem die Umgebung des Fahrzeugs im Blick behalten. Zusätzlich verringert die
Technologie auch noch den Treibstoffverbrauch, weil kleine Außenkameras mit viel besseren aerodynamischen
Eigenschaften gebaut werden können als große Rückspiegel.
Uwe Baake und Werner Lang
Für die Entwicklung des Kamera-Außenspiegel-Systems waren Uwe Baake und Werner Lang verantwortlich.
Prof. Uwe Baake studierte Elektrotechnik an der TU Darmstadt, wo er auch promovierte. 1995 begann er seine Laufbahn
bei der damaligen Daimler-Benz AG, stieg dann zum Leiter der „Produktentwicklung Bus“ bei Mercedes-Benz do Brasil
und dann zum Hauptverantwortlichen für Computer-Aided engineering bei LKW, Bussen und Vans auf. Heute ist
er Leiter der Produktentwicklung Daimler Trucks.
Dr. Werner Lang absolvierte das Maschinenbau-Studium an der FH Würzburg und der TU München, wo er
auch promovierte. 1998 begann seine berufliche Laufbahn bei der BMW AG in München in der Getriebe-Entwicklung
und im Einkauf. 2004 wechselte er in die Geschäftsleitung bei MEKRA Lang und war in dieser Funktion verantwortlich
für Entwicklung, Qualität, Vertrieb und Produktion am Standort in Ergersheim. Seit dem Jahr 2006 ist
er als Geschäftsführer für die Bereiche Entwicklung, Qualität und Vertrieb global und für
das Elektronik-Geschäft der Lang Gruppe verantwortlich und begleitet Aufsichtsratsmandate bei weiteren ausländischen
Tochtergesellschaften (z. B. in China).
Ferdinand-Porsche-Preis
Am 4. Oktober 2019 wurden Uwe Baake und Werner Lang für die Entwicklung des Kamera-Außenspiegel-Systems
mit dem Ferdinand-Porsche-Preis der TU Wien ausgezeichnet. Überreicht wurde der Preis von TU-Rektorin Sabine
Seidler, gemeinsam mit Dr. Wolfgang Porsche, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Porsche AG, und Dr. Hans Michel
Piëch, Mitglied des Aufsichtsrats der Porsche AG.
Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wurde bereits zum 21. Mal verliehen. Gestiftet wurde er 1976 von Louise Piëch,
der Tochter von Ferdinand Porsche. Seit 1977 wurde er alle zwei Jahre von der TU Wien vergeben. Er zählt zu
den höchstdotierten Auszeichnungen für wegweisende Forschungs- und Entwicklungsleistungen auf dem Gebiet
der Fahrzeugtechnik. Das Preisgeld tragen je zur Hälfte die Porsche Holding, Salzburg, und die Dr. Ing. h.c.
F. Porsche AG, Stuttgart.
|