Wien (rk) - Eine besondere Feierstunde fand am 11. Oktober im Wiener Rathaus statt: Hans Muhr, akademischer
Bildhauer mit künstlerischem Schwerpunkt auf Brunnenskulpturen, wurde mit dem Goldenen Verdienstzeichen des
Landes Wien ausgezeichnet.
Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, die die Auszeichnung vornahm, betonte: „Skulpturen verändern unsere
Wahrnehmung, unser Klima, unser geistiges Klima sowieso. Hans Muhr hat sein künstlerisches Wirken der sinnlichen
Übersetzung von Stein und Wasser gewidmet. Seine wunderbaren Brunnenskulpturen, die er für unsere Stadt
und ihre Menschen geschaffen hat, verweisen auf ein reiches, erfülltes künstlerisches Leben“. Darüber
hinaus werde das Element Wasser auch zunehmend politisch aufgeladen, Stichwort Klimakrise, so die Stadträtin.
„Hans Muhr ist ein begnadeter Künstler, der Brunnen geschaffen hat, die man erleben, erspüren, begreifen
kann. Die Wiener Trinkbrunnen sind ein Wesensmerkmal dieser Stadt geworden“, würdigte MR i. R. Helmut Stemmer
und erinnerte in seiner Laudatio auch an die Grabmäler für Bürgermeister Helmut Zilk und Entertainer
Udo Jürgens, die Hans Muhr ausgestaltet hat.
„Ich spüre das Wasser, ich spüre die Steine. Ich suche oft sehr lange, bis ich den richtigen Stein gefunden
habe“, erzählte Hans Muhr von seiner Arbeitsweise und dankte schließlich der Stadt: „Ich habe schon
in vielen internationalen Städten gearbeitet, aber Wien ist meine Lieblingsstadt. Wien ist einzigartig, nicht
zuletzt auch wegen des Hochquellwassers. Alles wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht die Stadt für
neue Gedanken aufgeschlossen gewesen wäre“.
Biographie Hans Muhr
Hans Muhr wurde 1934 in Graz geboren. Von 1954 bis 1965 war Muhr Lehrer für Mathematik, Sporterziehung
und Werken. 1965 begann er an der Akademie für angewandte Kunst (heute Universität für angewandte
Kunst) das Studium der bildhauerischen Technik mit keramischem Material bei Heinz Leinfellner. Nach dem Diplom
(1969) beschäftigte sich Muhr mit Fragen der Umweltgestaltung. Den Schwerpunkt in seinem künstlerischen
Schaffen bildet das Element Wasser. Autodidaktisch setzte er sich intensiv mit der Steinbildhauerei auseinander.
Seit 1973 ist Hans Muhr als freischaffender Bildhauer tätig. 1974 bekam er ein Patent für eine Selbstreinigungsanlage
für Wasserskulpturen.
Der Bildhauer entwarf zahlreiche Brunnenmodelle, z. B. 1974 für die Siedlung Trabrennvereinsgründe, 1991
für die Kärntner Straße, den Dr. Adolf-Schärf-Platz beim Donauzentrum, den Nestroy-Platz im
zweiten und den Viktor-Adler-Platz im zehnten Bezirk, 1992 für den Migazziplatz in Meidling. 1998 gestaltete
er aus dem größten jemals gefundenen Lapislazuli-Monolithen den "Wasserwellen-Lebens-Brunnen"
in der Wiener Bruno Kreisky-Gasse. 1987 schuf er das "Europawege-Denkmal" auf der Donauinsel.
Für die Stadt Wien schuf der "Wasserbildhauer" Hans Muhr den so genannten Wiener Trinkbrunnen (auch:
Muhr-Brunnen), der an verschiedenen Standorten in Wien aber auch in anderen internationalen Großstädten
aufgestellt ist. Rund 80 seiner Brunnen stehen auf öffentlichen Plätzen in Wien.
2009 gestaltete Muhr den Grabstein für das Ehrengrab des 2008 verstorbenen Wiener Altbürgermeisters Helmut
Zilk. Nach Plänen von Manfred Bockelmann, dem Bruder von Udo Jürgens, schuf Muhr 2015 den Grabstein für
den Musiker.
Muhr erhielt auch zahlreiche internationale Aufträge. Unter anderem stehen in Mailand, Hongkong, Amsterdam
und in den USA Brunnen aus seiner Werkstatt.
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