Mit einem hochdotierten ERC Synergy Grant wird das Projekt „Thorium Nuclear Clock“ gefördert,
das Thorsten Schumm von der TU Wien leitet.
Brüssel/Wien (tu) - Eine Uhr zu entwickeln, die noch weit präziser misst als die besten Atomuhren
der Welt – das ist das ambitionierte Ziel, an dem das Team von Prof. Thorsten Schumm am Atominstitut der TU Wien
gemeinsam mit anderen Forschungsgruppen aus der ganzen Welt seit Jahren arbeitet. Während herkömmliche
Atomuhren auf der Physik der atomaren Elektronenhülle beruhen, soll die neuartige Uhr Effekte im Atomkern
nutzen. Wichtige Vorarbeiten für eine solche Kern-Uhr sind in den letzten Jahren gelungen, nun wird das Forschungsvorhaben
vom European Research Council (ERC) mit einem ERC Synergy Grant gefördert, dotiert mit 13,8 Millionen Euro.
Thorsten Schumm wird das Projekt „Thorium Nuclear Clock“ leiten und gemeinsam mit Ekkehard Peik (Physikalisch-Technische
Bundesanstalt, D), Marianna Safronova (University of Delaware, USA) und Peter Thirolf (Ludwig-Maximilian Universität
München, D) an der Umsetzung des Kernuhr-Konzeptes arbeiten. Weitere Mitglieder des Teams sind Adriana Pàlffy-Buß
(Max-Planck-Institut für Kernphysik, D) und Johannes Weitenberg (Fraunhofer ILT in Zusammenarbeit mit dem
Fraunhofer Cluster of Excellence Advanced Photon Sources, D)
Thoriumkerne als Taktgeber
Als „Taktgeber“ der neuen Kernuhr werden dabei Atomkerne des Isotops Thorium-229 verwendet, ein künstliches
und extrem seltenes Material, das am Atominstitut der TU Wien hergestellt und verarbeitet werden kann. Die Kernuhr
bietet einzigartige Anwendungsmöglichkeiten, von der Verbesserung der Genauigkeit satellitengestützter
Navigationssysteme bis hin zur Erforschung neuartiger Physik jenseits der Grenzen des heutigen Standardmodells.
Einer Frage von grundlegende Bedeutung für unser Verständnis des Universums soll das neue ERC Synergy
Projekt auf den Grund gehen: Man will untersuchen, ob die fundamentalen Naturkostanten der Physik nicht in Wirklichkeit
zeitlich oder räumlich veränderlich sind. Das würde uns Hinweise auf die Natur der „dunklen Materie“
geben, die einen wesentlichen Anteil unseres Universums ausmacht.
ERC Synergy Grants
Mit Synergy Grants fördert der Europäische Forschungsrat (ERC) Teams von zwei bis vier Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftlern an unterschiedlichen Standorten. Damit werden Projekte unterstützt, die durch die interdisziplinäre
Zusammenarbeit zu „Fortschritten an den Grenzen des Wissens führen“. Die Auszeichnung ist mit einer Förderung
von bis zu zehn Millionen Euro über einen Zeitraum von sechs Jahren verbunden. Im Falle des Projekts „Thorium
Nuclear Clock“ beträgt die Fördersumme 13.8 Millionen Euro, da hierbei auch experimentelle Großgeräte
beantragt und genehmigt wurden, 4 Millionen gehen an die TU Wien.
Für Thorsten Schumm ist es nicht die erste große Auszeichnung: Er wurde 2009 mit dem START-Preis des
FWF ausgezeichnet, 2010 erhielt er bereits einen ERC Starting Grant des European Research Council, außerdem
leitet er das internationale Forschungsprojekt nuClock, das in den letzten Jahren entscheidende Erfolge auf dem
Weg zur Thoriumkern-Uhr zustande brachte, auf dem das neue ERC-Projekt nun aufbauen soll.
|