Kärntens Landesfeier 10. Oktober –
 LH Kaiser: Gemeinsam in die Zukunft

 

erstellt am
11. 10. 19
13:00 MEZ

Feierliches Gedenken an Volksabstimmung: Kranzniederlegung am Friedhof Annabichl und Landesfeier am Neuen Platz in Klagenfurt - LH Kaiser: Verneigen uns vor Opfern des Abwehrkampfes, vor Mut und Bekenntnis zur Demokratie
Klagenfurt (lpd) - Unter dem Motto „192019 Kärnten – gemeinsam in die Zukunft/Koroska – skupno v prihodnost“ fanden am 10. Oktober die Feierlichkeiten im Gedenken an die Volksabstimmung vor 99 Jahren statt. Traditionell begann Kärntens Feiertag mit der Kranzniederlegung am Friedhof in Annabichl, um all der Gefallenen und Opfer des Abwehrkampfes zu gedenken. Am Neuen Platz im Zentrum der Landeshauptstadt fand schließlich die offizielle Feier des Landes statt.

„Stellvertretend für die Bevölkerung sage ich als Landeshauptmann heute „Danke“ - allen, die Familie und Freunde verloren haben, allen, die sich mutig und tapfer die Grenze erstritten und eine demokratische Entscheidung erkämpften, die schlussendlich unserem geeinten Land eine Zukunft gegeben hat. Ich verneige mich vor allen, die das Fundament für unser Kärnten erkämpft haben, vor allen Opfern, die diese Auseinandersetzung gefordert hat“, betonte Landeshauptmann Peter Kaiser in seiner Rede.

Der Landeshauptmann erklärte, dass der 10. Oktober nach wie vor ein großer, historischer Tag für ein stolzes Kärnten sei, an dem die Bevölkerung mit Demut und Reue ebenso wie mit Dankbarkeit, Zuversicht und Stolz derer gedenke, die Geschichte geschrieben haben. „Die deutsch- und slowenischsprachige Bevölkerung und die Windischen haben mit ihrer Entscheidung dafür gesorgt, dass Südkärnten in der Republik Österreich verbleibt, haben ein starkes Bekenntnis zur Demokratie und zur Einheit unseres Landes abgelegt. Dem Mut und der Opferbereitschaft unserer Väter, Mütter und Großeltern haben wir dieses Ergebnis, hat dieses Land die Zukunft zu verdanken“, betonte Kaiser und ging auf den detaillierten Ablauf vom Großangriff des SHS-Staates bis hin zur Volksabstimmung ein.

Die Pflicht, sich zu erinnern und aus der Geschichte für das Heute und die Zukunft zu lernen sei heute laut Kaiser wichtiger denn je. „Es sind die Erinnerungen an diese Opfer die uns, vor allem den Entscheidungsträgern, Warnung sein müssen, wenn die Demokratie in Ländern dieser Welt aus den Fugen zu geraten droht, wenn nationalstaatliche, ethnische Egoismen und Extremismen, als falsch verstandener Patriotismus um sich zu greifen beginnt“, mahnt Kaiser in seiner Rede ein. Kärntens Devise war und ist laut dem Landeshauptmann: „Aus der Vergangenheit, in der Gegenwart für die Zukunft lernen/Uciti se iz preteklosti v sedajnosti za prihodnost“.

Besonders die Volksgruppenpolitik hob Kaiser in seiner Ansprache hervor. Der schon von LH Gerhard Dörfler eingeschlagene, gemeinsame Weg der Versöhnung Kärntens sei auch vom Bundespräsidenten der Republik, Alexander Van der Bellen und von Sloweniens Staatspräsident Borut Pahor gelobt worden. „Die ursprüngliche Volksgruppenpolitik wurde von einem beiderseits mit Verwundungen versehenen schmerzhaften Kapitel zu einem Erfolgskapitel in der Geschichte Kärntens. Wir haben heute die Chance, gemeinsam nicht nur unsere Toten zu ehren, sondern zu zeigen, wie aus einstigen Feinden durch Zuhören, Verstehen und Verzeihen eine Gemeinschaft im Herzen Europas wurde“, so der Landeshauptmann. Daher sei es auch umso erfreulicher zu hören, so Kaiser, dass der slowenische Staatspräsident das Versprechen abgegeben hat, sich für die deutschsprachige Minderheit in Slowenien sowie den Erhalt ihrer Identität einzusetzen. Dies sei wiederum ein Beweis für die mittlerweile verbesserten, ja vertraulichen Beziehungen, zwischen Kärnten und Slowenien.

Kaiser verwies in seiner Rede auch auf das 100-jährige Jubiläum der Volksabstimmung 2020 und die Vorbereitungsarbeiten für die Feierlichkeiten im nächsten Jahr, bei welchen auch zum Ausdruck kommen wird, wie positiv sich Kärnten im Herzen Europas entwickelt hat.

„Heute glänzt Kärnten durch Vielfalt, demonstriert jeden Tag, wie die Kulturen und Sprachgruppen gelernt haben, die Geschichte längst nicht mehr trennend zu betrachten, sondern sie zu einem gemeinsamen Fundament zu machen, auf dem die Zukunft aufgebaut ist“, so Kaiser. Verständnis, Respekt und Wertschätzung sei das Verständnis heute, von dem Kärnten getragen werde.

Mit diesen Eigenschaften sei auch eine künftige, positive Entwicklung des Landes möglich, eine Weiterentwicklung der Lebensqualität ebenso wie der Wirtschaft. Diese Ziele habe sich auch die Kärntner Landesregierung für ihre Arbeit gesteckt. „Die Großartigkeit unseres Bundeslandes mitten im Herzen Europas gilt es international noch sichtbarer zu machen. Unser Land ist ein erfolgreiches Tourismusland, ist auch eine Industriehochburg, ein Hochtechnologieland, liegt unter den Top-Forschungsregionen Europas und punktet mit Innovationen und Investitionen in den Bereichen Klimaschutz und Kinderbetreuung mit dem Kinder-Stipendium, mit Kooperationen mit internationalen Forschungseinrichtungen und Investitionen in die Infrastruktur“, verwies Kaiser auf die Stärken Kärntens. Daher werde sich das Bundesland künftig global unter eine Dachmarke zu positionieren. „Es liegt an uns, die Attraktivität des Landes, zu der die kulturelle und sprachliche Vielfalt gehört, nach innen und außen sichtbar zu machen. Wir müssen stolz sein auf Kärnten und seine international positiv beachtete Entwicklung. Zeigen wir gemeinsam Selbstbewusstsein, zeigen wir gemeinsam, dass Kärnten großartig ist“, schloss Kaiser seine Rede am Neuen Platz.

   

Kärnten ist unser aller Heimat
Bei der offiziellen Gedenkfeier des Landes, die das Militärkommando Kärnten mitgestaltete, sprachen auch Landtagspräsident Reinhart Rohr und Klagenfurts Bürgermeisterin Maria Luise Mathiaschitz.

Landtagspräsident Reinhart Rohr erinnerte an den Abwehrkampf und die für Kärnten so bedeutsame Volksabstimmung am 10. Oktober 1920. „Wir erinnern uns in großer Dankbarkeit an jene Menschen, die 1918 und 1919 für die Heimat zu den Waffen gegriffen haben - 270 Kärntnerinnen und Kärntner bzw. 150 SHS-Kämpfer verloren dabei ihr Leben - und Kärnten erneut verteidigt haben“, blickte der Landtagspräsident zurück. Der Abwehrkampf habe bei den Friedensverhandlungen in St. Germain Kärnten als einzigem Land die Möglichkeit eröffnet, mit der Berufung auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker, dass die demokratische Volksabstimmung am 10. Oktober möglich wurde. Alle anderen Teile Österreichs mit überwiegend deutschsprachiger Bevölkerung, wie die Untersteiermark, das Mies- und Kanaltal und Südtirol, wurden den Siegermächten zugesprochen.

Rohr erinnerte auch daran - die heurige Feier musste auf Grund der Umbauarbeiten im Landhaushof auf den Neuen Platz verlegt werden - dass am 13. Oktober 1920 das Ergebnis der Kärntner Volksabstimmung am Neuen Platz verkündet wurde. „59,04 Prozent stimmten für ein gemeinsames Kärnten. Das war ein freudiger Anlass, die Einheit unseres Bundeslandes gebührend zu feiern“, so Rohr.

Im zweiten Teil seiner Rede ging Rohr auf die aktuelle Baustelle im Landhaushof ein. Allen Verantwortlichen sei klar gewesen, dass es eine Baustelle auf geschichtsträchtigem Boden sei. „Dabei wurde immer klarer, dass das Landhaus, wie kein anderes Gebäude in Klagenfurt, die neuzeitliche Geschichte Kärnten reflektiert. Untersuchungen haben uns neue, detaillierte Einblicke in unsere Landesgeschichte geliefert. Die Erwartungen wurden bei weitem übertroffen und die Funde aus dem 12. und 13. Jahrhundert gehören zu den ältesten manifestierten historischen Hinterlassenschaften des neu gegründeten Marktes Klagenfurt“, sagte Rohr.

Ebenfalls von besonderer Bedeutung für die Stadt- und Landesgeschichte sind laut Rohr auch die Reste der Stadtbefestigungsmauer und die baulichen Reste des Früh-Renaissancezeitlichen Landhauses. „Die Funde und neuen Erkenntnisse ermöglichen einen zeitgemäß kritischen Blick in unsere Vergangenheit. Dies gilt für die Landesgeschichte insgesamt und heute ganz besonders für den Abwehrkampf und die Volksabstimmung. Je besser wir unsere Geschichte verstehen und kennen, umso mehr sind wir in der Lage Gegenwart und Zukunft positiv und mit großer Verantwortung zu gestalten“, betonte der Landtagspräsident.

Die Klagenfurter Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz erinnerte daran, dass vor 99 Jahren, am 10. Oktober 1920, die zarte Pflanze Demokratie die Erde durchbrach. „99 Jahr später wurde aus der Pflanze ein starker Baum. Der Baum steht symbolisch für beides und repräsentiert unsere Heimat“ hob die Stadtchefin hervor.

Die Schulsprecher der HAK 1 International Tobias Hinterhofer und Simon Kummer von der zweisprachigen Bundeshandelsakademie führten kurze Dialoge bzw. stellten Fragen den Vertretern der Heimatverbände bzw. einem Vertreter der slowenischen Volksgruppe. Zu Wort kamen an Roland Zlöbl (Obmann KAB Rangersdorf seit 1984, Kärntner Kameradschaftsbund), Jakob Schretter (15, Enkel von Fritz Schretter, Kärntner Abwehrkämpferbund), Ursula Polesnig (Völkermarkt, Verein der Kärntner Windischen) Christian Kogler (Klagenfurt, Vorstandsmitglied Kärntner Heimatdienst) Marko Loibnegger (Generalsekretär slowenischer Sportverband) und Maria Tarkusch (Kühnsdorf, Obfrau Jauntaler Goldhaubenfrauen). Einhelliger Tenor aller: „Kärnten ist unser aller Heimat. Mit Zuversicht und Akzeptanz wird sie auch in Zukunft funktionieren."

Musikalisch mitgestaltet wurde das Programm von 85 Personen des Kärntner Jugendchors, bestehend aus dem Schulchören BORG Hermagor (Leiter: Hans Hubmann) und Spittal (Leiter: Peter Elwitschger), Oberstufenchor des Alpen-Adria-Gymnasiums Völkermarkt (Leiter: Heimo Nindl) und Jugendchor Danica (Leiterin Barbara Mistelbauer-Stern), von 62 Schülerinnen und Schülern bzw. 13 Kindergartenkindern des Kinderchors vom Bildungszentrum Ludmannsdorf/Bilcovs (Dir. Thomas Partl, KG-Leiterin Annemarie Krawagner) sowie der Militärmusik Kärnten unter der Leitung von Militärkapellmeister Oberstleutnant Dietmar Pranter. Das Bundesheer stellte in Annabichl und auf dem Neuen Platz auch die Ehrenkompanie.

Bei beiden Feiern konnte Landeshauptmann Peter Kaiser bzw. Moderatorin Ute Pichler neben Vertreterinnen des konsularischen Korps, der Justiz, des Militärs, der Polizei, der Rettungsorganisationenden, der Behörden und Kammern der Traditions- und Heimatverbände und Slowenen-Organisationen, darunter der Dachverband der Kulturvereine der deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien, zahlreiche Gäste begrüßen. Darunter die beiden Landeshauptmannstellvertreterinnen Beate Prettner und Gaby Schaunig sowie Landesrätin Sara Schaar und die Landesräte Daniel Fellner, Martin Gruber und Sebastian Schuschnig. Weiters die Landtagspräsidenten Jakob Strauß und Josef Lobnig, Clubobmänner und Abgeordnete des Kärntner Landtages, Behördenleiter wie Landesamtsdirektor Dieter Platzer und seinen Stellvertreter Markus Matschek, Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweis, Militärkommandant Walter Gitschthaler. Ebenfalls am Neuen Platz waren der Apostolische Administrator Bischof Werner Freistetter und Superintendent Manfred Sauer.

 

 

 

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