Feierliches Gedenken an Volksabstimmung: Kranzniederlegung am Friedhof Annabichl und Landesfeier
am Neuen Platz in Klagenfurt - LH Kaiser: Verneigen uns vor Opfern des Abwehrkampfes, vor Mut und Bekenntnis zur
Demokratie
Klagenfurt (lpd) - Unter dem Motto „192019 Kärnten – gemeinsam in die Zukunft/Koroska – skupno v prihodnost“
fanden am 10. Oktober die Feierlichkeiten im Gedenken an die Volksabstimmung vor 99 Jahren statt. Traditionell
begann Kärntens Feiertag mit der Kranzniederlegung am Friedhof in Annabichl, um all der Gefallenen und Opfer
des Abwehrkampfes zu gedenken. Am Neuen Platz im Zentrum der Landeshauptstadt fand schließlich die offizielle
Feier des Landes statt.
„Stellvertretend für die Bevölkerung sage ich als Landeshauptmann heute „Danke“ - allen, die Familie
und Freunde verloren haben, allen, die sich mutig und tapfer die Grenze erstritten und eine demokratische Entscheidung
erkämpften, die schlussendlich unserem geeinten Land eine Zukunft gegeben hat. Ich verneige mich vor allen,
die das Fundament für unser Kärnten erkämpft haben, vor allen Opfern, die diese Auseinandersetzung
gefordert hat“, betonte Landeshauptmann Peter Kaiser in seiner Rede.
Der Landeshauptmann erklärte, dass der 10. Oktober nach wie vor ein großer, historischer Tag für
ein stolzes Kärnten sei, an dem die Bevölkerung mit Demut und Reue ebenso wie mit Dankbarkeit, Zuversicht
und Stolz derer gedenke, die Geschichte geschrieben haben. „Die deutsch- und slowenischsprachige Bevölkerung
und die Windischen haben mit ihrer Entscheidung dafür gesorgt, dass Südkärnten in der Republik Österreich
verbleibt, haben ein starkes Bekenntnis zur Demokratie und zur Einheit unseres Landes abgelegt. Dem Mut und der
Opferbereitschaft unserer Väter, Mütter und Großeltern haben wir dieses Ergebnis, hat dieses Land
die Zukunft zu verdanken“, betonte Kaiser und ging auf den detaillierten Ablauf vom Großangriff des SHS-Staates
bis hin zur Volksabstimmung ein.
Die Pflicht, sich zu erinnern und aus der Geschichte für das Heute und die Zukunft zu lernen sei heute laut
Kaiser wichtiger denn je. „Es sind die Erinnerungen an diese Opfer die uns, vor allem den Entscheidungsträgern,
Warnung sein müssen, wenn die Demokratie in Ländern dieser Welt aus den Fugen zu geraten droht, wenn
nationalstaatliche, ethnische Egoismen und Extremismen, als falsch verstandener Patriotismus um sich zu greifen
beginnt“, mahnt Kaiser in seiner Rede ein. Kärntens Devise war und ist laut dem Landeshauptmann: „Aus der
Vergangenheit, in der Gegenwart für die Zukunft lernen/Uciti se iz preteklosti v sedajnosti za prihodnost“.
Besonders die Volksgruppenpolitik hob Kaiser in seiner Ansprache hervor. Der schon von LH Gerhard Dörfler
eingeschlagene, gemeinsame Weg der Versöhnung Kärntens sei auch vom Bundespräsidenten der Republik,
Alexander Van der Bellen und von Sloweniens Staatspräsident Borut Pahor gelobt worden. „Die ursprüngliche
Volksgruppenpolitik wurde von einem beiderseits mit Verwundungen versehenen schmerzhaften Kapitel zu einem Erfolgskapitel
in der Geschichte Kärntens. Wir haben heute die Chance, gemeinsam nicht nur unsere Toten zu ehren, sondern
zu zeigen, wie aus einstigen Feinden durch Zuhören, Verstehen und Verzeihen eine Gemeinschaft im Herzen Europas
wurde“, so der Landeshauptmann. Daher sei es auch umso erfreulicher zu hören, so Kaiser, dass der slowenische
Staatspräsident das Versprechen abgegeben hat, sich für die deutschsprachige Minderheit in Slowenien
sowie den Erhalt ihrer Identität einzusetzen. Dies sei wiederum ein Beweis für die mittlerweile verbesserten,
ja vertraulichen Beziehungen, zwischen Kärnten und Slowenien.
Kaiser verwies in seiner Rede auch auf das 100-jährige Jubiläum der Volksabstimmung 2020 und die Vorbereitungsarbeiten
für die Feierlichkeiten im nächsten Jahr, bei welchen auch zum Ausdruck kommen wird, wie positiv sich
Kärnten im Herzen Europas entwickelt hat.
„Heute glänzt Kärnten durch Vielfalt, demonstriert jeden Tag, wie die Kulturen und Sprachgruppen gelernt
haben, die Geschichte längst nicht mehr trennend zu betrachten, sondern sie zu einem gemeinsamen Fundament
zu machen, auf dem die Zukunft aufgebaut ist“, so Kaiser. Verständnis, Respekt und Wertschätzung sei
das Verständnis heute, von dem Kärnten getragen werde.
Mit diesen Eigenschaften sei auch eine künftige, positive Entwicklung des Landes möglich, eine Weiterentwicklung
der Lebensqualität ebenso wie der Wirtschaft. Diese Ziele habe sich auch die Kärntner Landesregierung
für ihre Arbeit gesteckt. „Die Großartigkeit unseres Bundeslandes mitten im Herzen Europas gilt es international
noch sichtbarer zu machen. Unser Land ist ein erfolgreiches Tourismusland, ist auch eine Industriehochburg, ein
Hochtechnologieland, liegt unter den Top-Forschungsregionen Europas und punktet mit Innovationen und Investitionen
in den Bereichen Klimaschutz und Kinderbetreuung mit dem Kinder-Stipendium, mit Kooperationen mit internationalen
Forschungseinrichtungen und Investitionen in die Infrastruktur“, verwies Kaiser auf die Stärken Kärntens.
Daher werde sich das Bundesland künftig global unter eine Dachmarke zu positionieren. „Es liegt an uns, die
Attraktivität des Landes, zu der die kulturelle und sprachliche Vielfalt gehört, nach innen und außen
sichtbar zu machen. Wir müssen stolz sein auf Kärnten und seine international positiv beachtete Entwicklung.
Zeigen wir gemeinsam Selbstbewusstsein, zeigen wir gemeinsam, dass Kärnten großartig ist“, schloss Kaiser
seine Rede am Neuen Platz.
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Kärnten ist unser aller Heimat
Bei der offiziellen Gedenkfeier des Landes, die das Militärkommando Kärnten mitgestaltete, sprachen
auch Landtagspräsident Reinhart Rohr und Klagenfurts Bürgermeisterin Maria Luise Mathiaschitz.
Landtagspräsident Reinhart Rohr erinnerte an den Abwehrkampf und die für Kärnten so bedeutsame Volksabstimmung
am 10. Oktober 1920. „Wir erinnern uns in großer Dankbarkeit an jene Menschen, die 1918 und 1919 für
die Heimat zu den Waffen gegriffen haben - 270 Kärntnerinnen und Kärntner bzw. 150 SHS-Kämpfer verloren
dabei ihr Leben - und Kärnten erneut verteidigt haben“, blickte der Landtagspräsident zurück. Der
Abwehrkampf habe bei den Friedensverhandlungen in St. Germain Kärnten als einzigem Land die Möglichkeit
eröffnet, mit der Berufung auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker, dass die demokratische Volksabstimmung
am 10. Oktober möglich wurde. Alle anderen Teile Österreichs mit überwiegend deutschsprachiger Bevölkerung,
wie die Untersteiermark, das Mies- und Kanaltal und Südtirol, wurden den Siegermächten zugesprochen.
Rohr erinnerte auch daran - die heurige Feier musste auf Grund der Umbauarbeiten im Landhaushof auf den Neuen Platz
verlegt werden - dass am 13. Oktober 1920 das Ergebnis der Kärntner Volksabstimmung am Neuen Platz verkündet
wurde. „59,04 Prozent stimmten für ein gemeinsames Kärnten. Das war ein freudiger Anlass, die Einheit
unseres Bundeslandes gebührend zu feiern“, so Rohr.
Im zweiten Teil seiner Rede ging Rohr auf die aktuelle Baustelle im Landhaushof ein. Allen Verantwortlichen sei
klar gewesen, dass es eine Baustelle auf geschichtsträchtigem Boden sei. „Dabei wurde immer klarer, dass das
Landhaus, wie kein anderes Gebäude in Klagenfurt, die neuzeitliche Geschichte Kärnten reflektiert. Untersuchungen
haben uns neue, detaillierte Einblicke in unsere Landesgeschichte geliefert. Die Erwartungen wurden bei weitem
übertroffen und die Funde aus dem 12. und 13. Jahrhundert gehören zu den ältesten manifestierten
historischen Hinterlassenschaften des neu gegründeten Marktes Klagenfurt“, sagte Rohr.
Ebenfalls von besonderer Bedeutung für die Stadt- und Landesgeschichte sind laut Rohr auch die Reste der Stadtbefestigungsmauer
und die baulichen Reste des Früh-Renaissancezeitlichen Landhauses. „Die Funde und neuen Erkenntnisse ermöglichen
einen zeitgemäß kritischen Blick in unsere Vergangenheit. Dies gilt für die Landesgeschichte insgesamt
und heute ganz besonders für den Abwehrkampf und die Volksabstimmung. Je besser wir unsere Geschichte verstehen
und kennen, umso mehr sind wir in der Lage Gegenwart und Zukunft positiv und mit großer Verantwortung zu
gestalten“, betonte der Landtagspräsident.
Die Klagenfurter Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz erinnerte daran, dass vor 99 Jahren, am 10. Oktober
1920, die zarte Pflanze Demokratie die Erde durchbrach. „99 Jahr später wurde aus der Pflanze ein starker
Baum. Der Baum steht symbolisch für beides und repräsentiert unsere Heimat“ hob die Stadtchefin hervor.
Die Schulsprecher der HAK 1 International Tobias Hinterhofer und Simon Kummer von der zweisprachigen Bundeshandelsakademie
führten kurze Dialoge bzw. stellten Fragen den Vertretern der Heimatverbände bzw. einem Vertreter der
slowenischen Volksgruppe. Zu Wort kamen an Roland Zlöbl (Obmann KAB Rangersdorf seit 1984, Kärntner Kameradschaftsbund),
Jakob Schretter (15, Enkel von Fritz Schretter, Kärntner Abwehrkämpferbund), Ursula Polesnig (Völkermarkt,
Verein der Kärntner Windischen) Christian Kogler (Klagenfurt, Vorstandsmitglied Kärntner Heimatdienst)
Marko Loibnegger (Generalsekretär slowenischer Sportverband) und Maria Tarkusch (Kühnsdorf, Obfrau Jauntaler
Goldhaubenfrauen). Einhelliger Tenor aller: „Kärnten ist unser aller Heimat. Mit Zuversicht und Akzeptanz
wird sie auch in Zukunft funktionieren."
Musikalisch mitgestaltet wurde das Programm von 85 Personen des Kärntner Jugendchors, bestehend aus dem Schulchören
BORG Hermagor (Leiter: Hans Hubmann) und Spittal (Leiter: Peter Elwitschger), Oberstufenchor des Alpen-Adria-Gymnasiums
Völkermarkt (Leiter: Heimo Nindl) und Jugendchor Danica (Leiterin Barbara Mistelbauer-Stern), von 62 Schülerinnen
und Schülern bzw. 13 Kindergartenkindern des Kinderchors vom Bildungszentrum Ludmannsdorf/Bilcovs (Dir. Thomas
Partl, KG-Leiterin Annemarie Krawagner) sowie der Militärmusik Kärnten unter der Leitung von Militärkapellmeister
Oberstleutnant Dietmar Pranter. Das Bundesheer stellte in Annabichl und auf dem Neuen Platz auch die Ehrenkompanie.
Bei beiden Feiern konnte Landeshauptmann Peter Kaiser bzw. Moderatorin Ute Pichler neben Vertreterinnen des konsularischen
Korps, der Justiz, des Militärs, der Polizei, der Rettungsorganisationenden, der Behörden und Kammern
der Traditions- und Heimatverbände und Slowenen-Organisationen, darunter der Dachverband der Kulturvereine
der deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien, zahlreiche Gäste begrüßen. Darunter die beiden
Landeshauptmannstellvertreterinnen Beate Prettner und Gaby Schaunig sowie Landesrätin Sara Schaar und die
Landesräte Daniel Fellner, Martin Gruber und Sebastian Schuschnig. Weiters die Landtagspräsidenten Jakob
Strauß und Josef Lobnig, Clubobmänner und Abgeordnete des Kärntner Landtages, Behördenleiter
wie Landesamtsdirektor Dieter Platzer und seinen Stellvertreter Markus Matschek, Landespolizeidirektorin Michaela
Kohlweis, Militärkommandant Walter Gitschthaler. Ebenfalls am Neuen Platz waren der Apostolische Administrator
Bischof Werner Freistetter und Superintendent Manfred Sauer.
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