„Wissenschaft soll zum Wegbegleiter vom Kindergarten bis zum Erwachsenenalter werden“
St. Pölten (nlk) - Seit über 50 Jahren vergibt das Land Niederösterreich Wissenschaftspreise
für besondere Leistungen von Forscherinnen und Forschern, seit acht Jahren geschieht dies im Rahmen einer
glanzvollen Wissenschaftsgala im Auditorium in Grafenegg. Die Überreichung der Preise nahm Landeshauptfrau
Johanna Mikl-Leitner am Abend des 9. Oktober vor. Neben den bereits traditionellen Würdigungs- und Anerkennungspreisen
wurden auch herausragende wissenschaftliche Abschlussarbeiten sowie heuer erstmals auch eine Vorwissenschaftliche
Arbeit und ein innovatives umsetzungsreifes Konzept (Kategorie „Call for Concept“) mit dem „Wissen schaf[f]t Zukunft
Preis“ und die besten „Science Fair“-Projekte prämiert.
„Die Wissenschaftsgala ist das Highlight im Rahmen der Wissenschaftswochen“, führte Landeshauptfrau Johanna
Mikl-Leitner im Gespräch mit der Moderatorin des Abends Barbara Stöckl aus, dass die Verleihung der Wissenschaftspreise
ein Fixpunkt im Kalender sei. Mit den Forschungswochen wolle man den Menschen die Chance geben, „mit den Forscherinnen
und Forschern in Dialog zu treten“, so Mikl-Leitner. Beim Forschungsfest im Palais Niederösterreich vor knapp
zwei Wochen konnten Interessierte den Forscherinnen und Forschern bei ihrer Arbeit über die Schulter blicken,
heute stünden sie ganz besonders im Mittelpunkt.
Mit der Wissenschaftsgala wolle man den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern „Wertschätzung und Respekt“
für ihre Arbeit und Leistungen entgegenbringen, so die Landeshauptfrau. Wertschätzung bedeute aber auch,
dass man den Forschungstreibenden die optimalen Rahmenbedingungen für ihre Arbeit biete.
„Wir werden auch in Zukunft auf Bildung, Wissenschaft und Forschung setzen“, betonte Mikl-Leitner, dass diese „Garant
für eine dynamische Entwicklung“ seien. In diesem Zusammenhang hob sie das Jubiläum 20 Jahre Technologie-
und Forschungszentrum Wiener Neustadt, das am vergangenen Dienstag gefeiert wurde, die Eröffnung des Technologie-und
Forschungszentrums am IST Austria Ende September und die Hochschulstrategie Niederösterreich, die am gestrigen
Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert wurde, hervor.
„Wir investieren Jahr für Jahr rund 110 Millionen Euro in Wissenschaft und Forschung“, führte die Landeshauptfrau
aus, dass auch die Wissenschaftsvermittlung und Wissenschaftskommunikation wichtig seien. Dabei beginne man bei
den Kleinsten, betonte Mikl-Leitner das Projekt „Science Fair“, wo Schülerinnen und Schüler gemeinsam
mit Wissenschafterinnern und Wissenschaftern eigene Forschungsprojekte entwickeln, und die „Science Academy“, ein
außerschulisches Programm, das Jugendlichen die Möglichkeit bietet, sich mit wissenschaftlichen Themen
zu beschäftigen. „Wissenschaft soll zum Wegbegleiter vom Kindergarten bis zum Erwachsenenalter werden“, so
Mikl-Leitner.
Der Würdigungspreis ist die höchste Ehrung, die im Zuge der Wissenschaftspreise vergeben wird. Jährlich
werden damit zwei Preisträger ausgezeichnet und damit deren wissenschaftliches Gesamtwerk von überregionaler
Bedeutung gewürdigt. In diesem Jahr gingen die Würdigungspreise an Oliver Grau und Martin Wagner. Oliver
Grau ist seit 2005 erster Lehrstuhlinhaber für Bildungswissenschaften an der Donau-Universität Krems
und trägt damit maßgeblich zur Entwicklung, Professionalisierung und internationalen Vernetzung des
noch jungen Faches bei. Martin Wagner ist ein Experte im Bereich der mikrobiellen Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelqualität
und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Listeria monocytogenes, einem der wichtigsten mikrobiellen Erreger
in Lebensmitteln, und entwickelte neue molekularbiologische Nachweisverfahren.
Die vier Anerkennungspreise werden Jahr für Jahr an Wissenschafterinnen und Wissenschafter vergeben, die mit
ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit bereits fachliche Anerkennung gefunden haben. Heuer gingen die Anerkennungspreise
an den Mediziner Lucian Beer, die Chemikerin Astrid Rosa Mach-Aigner, an Archäologin und Kulturwissenschafterin
Celine Wawruschka, sowie an die Arbeitsgruppe Biomaterial & Enzyme Technology, Doris Ribitsch und Georg Gübitz.
Lucian Beer widmet sich der Früherkennung und Frühdiagnose von Bauchspeicheldrüsenkrebs und hat
in seiner Arbeit untersucht, ob ein neuartiges Bildgebungsverfahren eine bessere Darstellung dieses Krebses ermöglicht.
Astrid Rosa Mach-Aigner forscht mit ihrer Arbeitsgruppe an Pilzen und deren genetischer Manipulation, um Produkte,
beispielweise Enzyme, zu erzeugen, die für industrielle, pharmazeutische oder medizinische Anwendungen interessant
sind. Celine Wawruschka beschäftigt sich mit der Gründungsgeschichte niederösterreichischer Stadtmuseen
im 19. Jahrhundert. Sie entdeckte und analysierte einen frühneuzeitlichen Holzschnitt der „Königin Europa“
(Johannes Putsch, 1534) im Depot des Museum Retz. In der Arbeitsgruppe Biomaterial & Enzyme Technology erforschen
Doris Ribitsch und Georg Gübitz am IFA-Tulln das Design neuer Enzyme, die Plastik abbauen können. Ihnen
ist es gelungen Polyethylen und Textilabfälle unter umweltfreundlichen Bedingungen in deren Grundbestandteile
zu zerlegen.
Der Wissen schaf[f]t Zukunft Preis wird einmal jährlich von der NÖ Forschungs- und Bildungsges. m. b.
H zu einem jährlich wechselnden Themengebiet vergeben. Der Nachwuchspreis widmet sich seit dem Jahr 2016 den
im FTI-Programm des Landes Niederösterreich festgelegten Stroßrichtungen und den dazu definierten Themenfeldern.
Der diesjährige Schwerpunkt war das FTI-Querschnittsthema „Bewusstseinsbildung: Wissenschaftsvermittlung und
Wissenschaftskommunikation.“. Die Preisträgerinnen und Preisträger sind Julia Siegel für ihre Vorwissenschaftliche
Arbeit und die Arbeitsgruppe KARLI – Kindgerechtes Augmented Reality Lern-Interface (Mariella Seel, Anna-Maria
Lienhart, Patrick Knogler, Michael Andorf und Johannes Panzenböck), für ihr hervorragendes Konzept zur
Wissenschaftsvermittlung an Schulen. In der Kategorie Master/Diplomarbeit wurden Lena Campostrini und Victoria
Sarne ausgezeichnet. Thomas Glatzl erhielt den Wissen schaf[f]t Zukunft Preis für seine Dissertation.
„Science Fair“ ist ein schulischer Wettbewerb, bei dem Schülerinnen und Schüler im Rahmen einer öffentlichen
Ausstellung vorwissenschaftliche Projekte vorstellen können. Diese Projekte werden im Unterricht gemeinsam
mit Wissenschafterinnen und Wissenschaftern aus niederösterreichischen Wissenschaftseinrichtungen umgesetzt.
Im Zuge der heurigen Wissenschaftsgala wurden die Höhere Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und
Obstbau in Klosterneuburg für das Projekt „Neuartige Weinsteinstabilisierung mit polymeren Aminosäureprodukten“
und die NMS Raabs an der Thaya für das Projekt „Plastik & Co Verpackungs-Übertreibungs-Wahnsinn“
ausgezeichnet.
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