Eine neue Website der Österreichischen Akademie der Wissenschaften veranschaulicht die
Entwicklung von Kinderzahlen und Fertilität in Österreich und Wien auf einen Klick.
Wien (öaw) - Wie verändert sich die Fruchtbarkeit in Österreich? Welche Unterschiede gibt
es zwischen den Generationen und welche Rolle spielt die Herkunft der Eltern? Diese und andere Fragen untersucht
das Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und bereitet
die Ergebnisse nun auf einer neuen Website auf: Ab sofort visualisiert das Geburtenbarometer die wichtigsten Ergebnisse
aus der Fertilitätsforschung auf anschauliche Weise.
Geburtenrate im Wandel
So zeigen die Zahlen des Geburtenbarometers etwa, dass die Geburtenzahl in Österreich 2016 mit rund 88.000
einen Höchstwert erzielte, seitdem aber wieder am Abflauen ist. Um wieviel sich die Fertilität ändert,
hängt zum Teil von der Messung ab. Neben der konventionellen Totalen Fertilitätsrate (TFR) bietet das
Geburtenbarometer daher als alternativen Indikator die durchschnittliche Perioden-Parität (PAP). Diese ist
unbeeinflusst von den Änderungen im Alter der Mütter und erreicht typischerweise höhere Werte. Sie
liegt derzeit mit 1,64 Kindern pro Frau deutlich über der TFR mit 1,47 Kindern pro Frau. Welches Maß
man auch nimmt, insgesamt gibt es einen großen Geburtenrückgang seit dem Babyboom Anfang der 1960er-Jahre,
als die TFR noch 2,82 erreichte.
Man lernt aber auch, dass sich das Durchschnittsalter von Frauen bei der Geburt des ersten Kindes mittlerweile
30 Jahren annähert. 1984 betrug das Durchschnittsalter noch 24 Jahre. Ein Grund für diesen Anstieg ist
der Trend zu späterer Elternschaft, der in den letzten 35 Jahren beständig zugenommen hat. „Das liegt
an höherer Bildung und einem veränderten Lebensstil: Heute verbringen die meisten Frauen eine längere
Zeit im Arbeitsleben, bevor sie an eine Familiengründung denken“, erklärt ÖAW-Demograph Tomáš
Sobotka. Gleichzeitig ist die Zahl der Teenager-Schwangerschaften in Österreich dank besserer Bildung deutlich
gesunken, von rund 8.000 Geburten im Jahr 1984 auf lediglich 1.180 im Jahr 2018.
Sonderfall Wien?
Große Unterschiede zeigen sich zwischen Österreich und Wien: Anfang der 1960er Jahre betrug die TFR
in Wien nur 1,9 Kinder pro Frau. Eltern in der Bundeshauptstadt hatten also durchschnittlich ein Kind weniger als
in Gesamtösterreich. Dieser Unterschied hat sich in den 1980ern weitgehend aufgelöst, da auch die anderen
acht Bundesländer dem Trend zu weniger Kindern folgten. Wien (2018: 1,36 Kinder) liegt aber nach wie vor leicht
unter dem Österreich-Wert (1,47 Kinder).
Auch der Anteil kinderloser Frauen war lange Zeit in Wien deutlich höher als im übrigen Österreich.
In der Kohorte (Geburtsjahrgang) 1910 blieben in Wien 29 Prozent, in Österreich 22 Prozent der Frauen kinderlos.
Bei den Geburtsjahrgängen Ende der 1930er fiel die Kinderlosigkeit auf einen Tiefstwert (Wien: 18 Prozent,
Österreich: elf Prozent), bevor sie wieder zunahm. Im Geburtsjahrgang 1970 beträgt sie in Wien 27 Prozent
und in Österreich 19 Prozent. Schätzungen für die Kohorten ab 1980 zeigen, dass sich in Zukunft
die beiden Werte im Bereich über 20 Prozent annähern werden.
Zweisprachig, mehr Themen, leichter zugänglich
Ursprünglich 2005 gestartet, wurde das Geburtenbarometer von den Demograph/innen der ÖAW komplett überarbeitet,
um neue Themen erweitert – z.B. Fertilität der Männer – und erstrahlt nun in neuem Design. Anders als
in der Vorversion stehen die Ergebnisse sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch zur Verfügung. Grundlage
der Grafiken, Tabellen und Artikel sind Daten der Statistik Austria.
„Das Geburtenbarometer veranschaulicht die wichtigsten Zahlen und Fakten zur Fruchtbarkeit in Österreich.
Wir freuen uns, diese für die Öffentlichkeit so relevanten Ergebnisse auch mit der breiten Bevölkerung
teilen zu können“, sagt ÖAW-Demograph Richard Gisser.
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