Wien (wifo) - Im neuen Standort-Ranking des World Economic Forum (WEF) punktet Österreich mit makroökonomischer
Stabilität, guter Infrastruktur, zuverlässigen öffentlichen Institutionen sowie der Innovationsleistung.
Am weitesten zurück liegt es bei der Nutzung digitaler Netze, der Unternehmensfinanzierung sowie der allgemeinen
Unternehmensdynamik.
Österreich ist in der Reihung der wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsstandorte um einen Rang auf den 21.
Platz vorgerückt. Im Vergleich von 141 Ländern hat Singapur die USA von der Spitze abgelöst. Die
besten europäischen Standorte werden angeführt von den Niederlanden (4. Rang), der Schweiz (5. Rang)
sowie Deutschland (7. Rang), das um vier Plätze zurückgefallen ist. Dahinter folgen auf den Rängen
8 bis 11 Schweden, das Vereinigte Königreich, Dänemark und Finnland. Zu diesem Ergebnis kommt der heute
veröffentlichte Global Competitiveness Report 2019 des World Economic Forum (WEF) in Genf.
Das Feld ist in den vorderen Rängen dicht besetzt. Auf einer Skala von 0 bis 100 würden bloß 2
Zehntelpunkte mehr dafür ausreichen, dass Österreich um zwei Plätze unter die Top 20 vorrückt.
Größer sind die Abstände zu den Nachbarländern Schweiz und Deutschland, hinter denen Österreich
um 7,0 bzw. 6,4 Prozentpunkte zurückliegt.
Österreich profitiert in der Rangliste von hoher makroökonomischer Stabilität, die in einer günstigen
Budgetentwicklung sowie niedrigen Inflationsraten zum Ausdruck kommt. Gute Werte erzielt Österreich zudem
in der Qualität traditioneller Infrastrukturen wie Straßen, Eisenbahnen, Elektrizität oder die
Wasserversorgung sowie bei der Rechtssicherheit, z. B. beim Schutz geistiger und anderer Eigentumsrechte oder der
Unabhängigkeit der Justiz.
Negativ wirken auf das Gesamtergebnis z. B. die hohe Belastung durch öffentliche Regulierungen, die beschränkte
Anzahl von Flugverbindungen, die geringe Nutzung leistungsstarker Breitbandnetze oder die hohen Steuern und Abgaben
auf Arbeit. Die österreichischen Führungskräfte beklagen zudem die mangelhafte Verfügbarkeit
qualifizierter Arbeitskräfte, insbesondere auch solcher mit digitalen Fertigkeiten. Mangelnde Mobilität
innerhalb Österreichs sowie Beschränkungen beim Einsatz ausländischer Arbeitskräfte verstärken
den Fachkräftemangel. Unterdurchschnittlich sind auch die Indikatoren zur Unternehmensfinanzierung, wo z.
B. die geringe Börsenkapitalisierung und der Mangel an Risikokapital negativ bewertet werden. Bemängelt
werden weiters die geringe Bereitschaft zu unternehmerischen Risiko oder die Dauer der Gründung eines neuen
Unternehmens.
Das österreichische Forschungssystem scheint hingegen besser zu sein als der Ruf. Während Österreich
im Hinblick auf "prominente" Forschungsinstitute nur den 32. Platz einnimmt, liegt es bei den wissenschaftlichen
Publikationen unter den besten 20 Ländern und bei den Forschungsausgaben sowie den Patentindikatoren innerhalb
der Top 10.
Das WIFO ist Partner des WEF. Das Ranking beruht auf 103 Indikatoren, von denen "harte" statistische
Daten für 70% der Gesamtbewertung verantwortlich sind. 30% beruhen auf den Einschätzungen von rund 13.000
Führungskräften weltweit. In Österreich haben 167 Führungskräfte an der vom WIFO durchgeführten
Befragung teilgenommen.
Die neu eingerichtete WIFO-Themenplattform "Wettbewerbsfähigkeit"
bündelt die Forschung am Institut zu relevanten Fragestellungen.
Unter folgendem Link bietet die Themenplattform Zugang zu relevanten
WIFO-Publikationen sowie den jeweiligen Experten und Expertinnen:
https://www.wifo.ac.at/themen/wettbewerbsfaehigkeit
Technische Anmerkung
Das World Economic Forum in Genf erstellt seit dem Jahr 2004 den Global
Competitiveness Index. Dieser beruht sowohl auf statistischen Quellen internationaler Organisationen als auch
einer umfassenden Manager-Befragung (Executive Opinion Survey). Wettbewerbsfähigkeit wird dabei als die Gesamtheit
der Institutionen, Politiken und Determinanten definiert, welche das Produktivitätsniveau eines Landes bestimmen.
Wegen der häufig großen Leistungsdichte können geringe Schwankungen bereits eine Verschiebung um
mehrere Plätze zur Folge haben. Kleine Veränderungen in einzelnen Jahren sind daher für die Standortbewertung
nicht bedeutend, vielmehr gilt es die langfristige Entwicklung zu beobachten. Das WIFO ist österreichischer
Partner des WEF und hat wie in den vergangenen Jahren die Umfragedaten unter den österreichischen Führungskräften
erhoben.
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