Bundespräsident Alexander Van der Bellen weilt von 19. bis 22. Oktober 2019 in Japan
Tokio/Wien (hofburg) - Der Bundespräsident nimmt am 22. Oktober an der Zeremonie zur Thronbesteigung des neuen
»Tenno«, Kaiser Naruhito, in Tokio teil. Weitere Programmpunke: Teilnahme am bilateralen Wirtschaftsforum,
Gespräche mit anderen Staatsoberhäuptern und Besuche in Kamakura und Yokohama.
Bundespräsident eröffnet Habsburger-Kunstausstellung in Tokio
Bundespräsident Alexander Van der Bellen erinnert bei der Eröffnung der Ausstellung „The Habsburg
Dynasty: 600 Years of Imperial Collections“ mit Exponaten aus dem Kusnthistroischen Meuseum auch an das 150-Jahr-Jubiläum
der bilateralen Beziehungen Japan-Österreich. Das 150-jährige Bestehen diplomatischer Beziehungen zwischen
Japan und Österreich könnte nicht passender begangen werden als durch eine Ausstellung des KHM in Tokio.
1869 hätten die beiden Kaiserreiche (eben Japan und Österreich-Ungarn) Kontakte geknüpft. Zudem
habe sich Japan 1873 erstmals an einer Weltausstellung beteiligt, die damals in Wien stattfand. Die Folge sei eine
"Welle der Begeisterung" gewesen, die damals "Japonismus" genannt worden sei, erklärte
der Bundespräsident im Beisein der Direktorin des Museum of Western Art, Akiko Mabuchi, und der Generaldirektorin
des Kunsthistorischen Museums in Wien, Sabine Haag.
"Die Wertschätzung österreichischer Kunst ist in Japan so stark ausgeprägt wie in wenig anderen
Ländern", so der Bundespräsident.
Das Kunsthistorische Museum steuerte den Großteil der Exponate für die Ausstellung bei, die eine
Sammlung der Habsburger Dynastie aus sechs Jahrhunderten umfasst. Alexander Van der Bellen erinnerte in diesem
Zusammenhang daran, dass es sich dabei aber nicht um eine Kollektion österreichischer sondern vielmehr europäischer
Kunst handle. Schließlich hätte die Habsburg-Familie damals weit über Österreich hinaus Kontakte
geknüpft, sagte der Bundespräsident. "Nach Tschechien, Italien, Spanien und auch Lateinamerika,
aber das lassen wir vielleicht besser." Er erinnerte auch an Kaiser Karl V., in dessen Reich die Sonne sprichwörtlich
nicht unterging. Die Exponate seien also auch Ausdruck eines "in Vielfalt vereinten Europas, das in der Gegenwart
in anderer Form wieder erweckt wurde."
Am Nachmittag wurde der Bundespräsident im Altstadtviertel Yanaka von einer Schülergruppe empfangen,
die japanische und österreichische Fähnchen schwenkte. Yanaka ist einer der wenigen Stadtteile Tokios,
die den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschädigt überstanden. Mehr als die Hälfte Tokios wurde
damals durch US-amerikanische Brandbomben zerstört. Wegen seiner zahlreichen Heiligtümer wird das Viertel
auch "Tempelstadt" genannt.
"Teezeremonie" für den Bundespräsidenten in der Tempelstadt Kamakura - Sightseeing in Yokohama
Kamakura galt einst auch als "Mekka der Samurais", wie der Bundespräsident bei einer Teezeremonie
beim Tsurugaoka-Hachiman-Schrein erfuhr. Kamakura war nämlich vom 1185 bis 1333 der Regierungssitz Japans
gewesen. Daher hatten die Samurais, die Ritter und Schwertkämpfer im vorindustriellen Japan, hier quasi eine
ihrer Hochburgen. Die Stadt ist berühmt für zahlreiche gut erhaltene buddhistische Tempel und Shinto-Schreine
aus jener Epoche.
Bundespräsident eröffnete Wirschaftsforum in Tokio
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Montag bei der Eröffnung des Wirtschaftsforum "Austria
Connect Japan" in Tokio auf die Bedeutung des im Februar in Kraft getretenen Freihandelsabkommens zwischen
der EU und Japan hingewiesen. Dieses könne auch helfen, den bilateralen Handel zwischen Österreich und
Japan auszubauen, so ein hoffnungsfroher Van der Bellen.
Die Weltwirtschaft sehe sich nämlich mit neuen Herausforderungen konfrontiert, kommentierte der Bundespräsident
in offensichtlicher Anspielung auf die Strafzölle-Politik von US-Präsident Donald Trump, ohne diese freilich
direkt zu erwähnen. "Wir sehen einen Protektionismus von Ländern, die früher als Fürsprecher
eines freien Marktes aufgetreten waren."
Dass Österreich und Japan heuer das 150-Jahr-Jubiläum der Aufnahme von diplomatischen Beziehungen feiern,
sei ein Anlass, diese Freundschaft auszubauen, meinte der Bundespräsident. Wien sei nicht nur Sitz wichtiger
internationaler Organisationen wie der UNO, der OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) oder der
OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa), sondern auch ein Ausgangspunkt für Handelsbeziehungen
mit den Ländern Zentral- und Osteuropas sowie der Balkanregion, erinnerte der 75-Jährige.
Die EU und Japan bilden seit 1. Februar die größte Freihandelszone der Welt. Ziel des Freihandelsabkommens
ist es, Zölle und andere Handelshemmnisse nahezu vollständig abzubauen. Mit einem jährlichen Handelsvolumen
von knapp vier Milliarden Euro ist Japan laut Wirtschaftskammer (WKO) nach China mit Abstand der zweitwichtigste
Wirtschaftspartner Österreichs in Asien.
Am 21. Oktober besuchte Van der Bellen noch eine Ausstellung von "Wien Products". Die vom Präsidenten
der Wirtschaftskammer Wien, Walter Ruck, organisierte Exposition präsentiert typische Produkte aus der Bundeshauptstadt,
die auch in Japan erhältlich sind. Etwa Schlumberger-Sekt, Lobmeyr-Glaswaren, Mühlbauer-Hüte oder
Augarten-Porzellan.
Van der Bellen erinnerte daher auch daran, dass die japanischen Prinzessin Kako während ihres Wien-Besuchs
unter anderem das Palais Augarten und die Wiener Sängerknaben besucht hatte. Ihr Onkel, Japans neuer Kaiser
Naruhito, gilt als großer Fan der Wiener Sängerknaben.
Weiters standen für den Bundespräsidenten noch Besuche im "Smart Energy Network Park Tamachi"
und der historischen Gartenanlage "Hama Rikyu" ("Kaiserlicher Garten der Hama-Residenz") auf
dem Programm.
|