eGovernment-Benchmark der EU-Kommission misst digitale Verwaltung in 36 Ländern - Österreich
auch beim DACH-Vergleich führend
Wien (bmdw) - Die massiven Anstrengungen der Politik, die Digitalisierung auch in Österreichs Verwaltung
voranzutreiben, werden in zwei aktuellen Rankings sichtbar. Im am 18. Oktober veröffentlichten „eGovernment-Benchmark
2019“ der Europäischen Kommission belegt Österreich den dritten Platz von 36 untersuchten Ländern,
konnte sich damit um drei Plätze verbessern und gehört mit Malta (Rang 1) und Estland zu den Top 3-Nationen
in Europa. Und auch der am 16. Oktober in Berlin vorgestellte eGovernment Monitor 2019, der Österreich mit
den Partnerländern Deutschland und Schweiz vergleicht, stellt dem heimischen E-Government ein sehr gutes Zeugnis
aus. „Unsere Verwaltung gehört zu den innovativsten in Europa und das zeigt sich auch an den Spitzenplätzen
in entsprechenden Rankings. Mit dem digitalen Amt wandeln wir uns vom electronic zum mobile government und setzen
neue Maßstäbe für andere Länder. Die Digitalisierung hilft uns, das Servicelevel für
die Bevölkerung zu erhöhen und Ressourcen für komplexere Beratungstätigkeiten frei zu machen“,
so Digitalisierungsministerin Elisabeth Udolf-Strobl.
Ergebnisse des EU eGovernment Benchmarks im Detail
Österreich punktete besonders in den Bereichen Verfügbarkeit und Benutzerfreundlichkeit (z. B. durch
mobile Nutzung). Mit jeweils über 95 Prozent Reifegrad bilden Österreich, Malta und Finnland die Top
3 bei diesem Indikator. Ebenfalls hervorzuheben ist die Vorreiterstellung Österreichs im Bereich der Schlüsseltechnologien
in den Kategorien eID (elektronischer Identitätsnachweis), e-documents (elektronische Übermittlung von
Dokumenten von Land A zu Land B) und in der Nutzung von Registern. In der Unterkategorie E-Zustellung erzielt Österreich
mit dem „Recht auf elektronischen Verkehr mit Behörden“ die maximale Punktezahl und hält gemeinsam mit
Dänemark, Estland und Litauen Platz eins im europaweiten Vergleich. Die größten Fortschritte hat
Österreich im Bereich “Business Cross Border Mobility” gemacht. Vor allem die Online-Verfügbarkeit von
Verwaltungsservices für Unternehmen sowie die grenzüberschreitende Einsatzmöglichkeit nationaler
eID-Lösungen sind hier hervorzuheben. Ebenfalls bemerkenswert ist die Verbesserung der Verwaltung im Bereich
“mobile friendlyness”, der für mobile Endgeräte angepassten Darstellung der Inhalte. Europaweit Vorreiter
ist Österreich im Bereich “Digitisation”, womit die Digitalisierung des Front- und Back-Office der öffentlichen
Verwaltung - im Hinblick auf Nutzerorientierung, Transparenz, Mobilität und Einsatz von Schlüsseltechnologien
- umfasst wird.
Wenn es um die Nutzung des Online-Kanals für die Erledigung von Amtswegen geht, liegt Österreich jedoch
nur knapp über dem europäischen Mittel, es gibt also Aufholbedarf im Bereich der Nutzung von eGovernment.
Um die Potenziale der elektronischen Verwaltung bestmöglich auszuschöpfen, ist es notwendig, das bestehende
Formularangebot für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen (https://www.oesterreich.gv.at bzw. http://www.usp.gv.at)
weiter auszubauen und breit zu bewerben. Dabei ist darauf zu achten, dass die Services dem “mobile first” Ansatz
entsprechen und konsequent auf die bestmögliche Nutzung auf unterschiedlichen Geräten (PC, Smartphone,
etc.) ausgerichtet werden, so die Kommission. Im Bereich “Transparency und Business Start-Up” liegt Österreich
noch knapp über dem Durchschnitt, entwickelt sich jedoch deutlich langsamer als die Vergleichsländer.
Hier gilt es, das Informationsangebot deutlich und mehrsprachig auszubauen.
Das sagt der eGovernment Monitor
Dass die organisatorischen und technischen Anstrengungen in Österreich gut zu wirken beginnen, zeigen
auch die Ergebnisse des aktuellen eGovernment Monitor recht eindrucksvoll. In dem Bericht zum Zustand des E-Government
in Österreich, Deutschland und der Schweiz, schneidet Österreich trotz leicht rückläufiger
Nutzungszahlen bei der Bewertung seiner E-Government-Angebote hervorragend ab. Vor allem dem spürbaren Trend
von der Informationssuche hin zu echten Transaktionen trägt die österreichische Lösung mit Plattform
und App am besten Rechnung. Auch die Akzeptanz von neuen Prinzipien des modernen E-Government, wie die Verwendung
von elektronischen Identitäten, oder die Akzeptanz der einmaligen Übermittlung von Daten an staatliche
Stellen und deren weitere zentrale Nutzung durch Behörden (Once-Only-Prinzip), ist in Österreich und
der Schweiz deutlich ausgeprägter als in Deutschland.
Handy-Signatur in Österreich auf dem Vormarsch
Der signifikanteste Unterschied gegenüber den beiden deutschsprachigen Nachbarländern besteht jedoch
in der Verbreitung elektronischer Identitäten und Signaturen. Fast 1,3 Millionen Österreicherinnen und
Österreicher besitzen inzwischen die Handy-Signatur. Höher gebildete und ältere Personen sind für
diese starke Verbreitung verantwortlich. Defizite gibt es offenbar bei den Jüngeren, wobei der Mangel an Angeboten
der Verwaltung für diese Gruppe laut den Autorinnen und Autoren dafür verantwortlich sein dürfte.
Einen eindeutigen Schub hat das E-Government laut dem Befund des eGovernment Monitors jedenfalls durch die Plattform
oesterreich.gv.at und die App Digitales Amt erfahren. Obwohl das Service erst seit März 2019 angeboten wird,
haben bereits zwei von zehn Personen, die ein Smartphone besitzen, die App installiert, die meisten davon mit aktivierter
Handy-Signatur. „Die Zahlen lassen vermuten, dass sich die App problemlos verbreiten wird“, so die Schlussfolgerung
in dem Expertenpapier. „Mit dem digitalen Amt hat die Republik das Tor in das digitale Zeitalter weit aufgestoßen.
Wir müssen uns und unsere Services stärker am Nutzungsverhalten der Bürgerinnen und Bürger
ausrichten und mobile Anwendungen forcieren. Wer seine Bankgeschäfte am Handy erledigt, möchte eine Alternative
zum klassischen Amtsweg nutzen und diese Möglichkeit bieten wir als führendes Land in Europa“, so Udolf-Strobl.
Über die beiden Studien
Der "eGovernment Benchmark" der Europäischen Kommission untersucht jährlich digitale Verwaltungsservices
(E-Government) in den 28 EU-Mitgliedsländern, Island, Montenegro, Norwegen, Serbien, der Schweiz und der Türkei
sowie heuer erstmals auch in Albanien und Nordmazedonien. Als Grundlage für den Vergleich dienen die aus der
Digitalen Agenda der Europäischen Union entnommenen Indikatoren Nutzerzentriertheit, Transparenz, grenzüberschreitende
Mobilität und technologische Schlüsselelemente für eine Online-Serviceabwicklung. Diese vier zentralen
Indikatoren werden jährlich rollierend anhand von einzelnen Lebenslagen für Bürgerinnen und Bürger
sowie Unternehmen untersucht, die eine Interaktion mit öffentlichen Stellen notwendig machen. Heuer wurden
die Lebenslagen Unternehmensgründung, Jobverlust und -suche, Studieren und Familienleben wie Hochzeit, Geburt
oder Hausrenovierung untersucht.
Herausgeber des eGovernment MONITOR sind die Initiative D21 und fortiss gemeinnützige GmbH in München.
Durchgeführt wird sie vom Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Kantar mit Sitz ebenfalls in München.
Die Studie beleuchtet seit 2011 jährlich die aktuelle E-Government-Situation in Deutschland. Zentrale Untersuchungsgegenstände
sind: Bekanntheit, (mobile) Nutzung, Nutzungsbarrieren, Zufriedenheit sowie die Identifikation im Zusammenhang
mit digitalen Behördengängen. Die aktuelle Untersuchung legt ihren Schwerpunkt auf die Themen digitale
Identitäten (insbesondere bei der behördlichen Nutzung) und das Once-Only-Prinzip. Zudem zeichnet sie
den Prozess der Steuererklärung nach und untersucht die Gründe, wieso Behördenkontakte in diesem
Zusammenhang nicht immer online ablaufen. Seit 2012 werden Österreich und die Schweiz als Vergleichsländer
herangezogen.
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