Bildungsreferent LH Kaiser: Lernraum Schule und Bildung wird künftig im hohen Maße
als Lebensraum zu sehen sein - LT-Präsident Rohr: Gesellschaftliche Veränderungen sind deutlich spürbar
in Schulen zu bemerken
Klagenfurt (lpd) - Im Landesarchiv in Klagenfurt fand am 15. Oktober eine Enquete des Kärntner Landtages
zum Thema „Veränderte Gesellschaft, veränderte Familie, veränderte Schule - Den aktuellen Herausforderungen
im Schullalltag erfolgreich begegnen“, statt.
Bildungsreferent Landeshauptmann Peter Kaiser begann sein Statement mit einem Zitat des britischen Naturforschers
Charles Darwin: „Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der Wandel“. Davon betroffen sei
nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Schulen, die ständig mit großen Herausforderungen konfrontiert
werden. „Veränderungen sind Kennzeichen von Gesellschaften und ihren Kulturen. Allerdings geschahen diese
Veränderungen früher in einer deutlich geringeren Geschwindigkeit“, betonte Kaiser. Dass sich die Lebenswelt
der Kinder und Jugendlichen vielfältig und nachdrücklich verändert habe, sei ein Faktum. Auf diesen
schnellen Wandel müssen auch die Schulen reagieren, wenn sie ihren Bildungsauftrag gerecht werden wollen.
Dass das Bildungssystem sich dabei in einer ambivalenten Situation befinde sei ebenfalls klar. Einerseits soll
und muss die Schule modern und innovativ sein und auf die Veränderungen reagieren und die Schülerinnen
und Schüler auf deren Zukunft vorbereiten. Andererseits habe die Schule jedoch die Aufgabe bestimmte Inhalte
und Werte zu wahren und an die nächste Generation zu übermitteln. „Diesen Spagat zu leisten ist außerordentlich
schwierig. Die Herausforderungen an die Lehrer bzw. die Schulorganisation aber auch an die Erziehungsberechtigten
wachsen rapide“, so Kaiser.
Durch die Digitalisierung unserer Lebenswelt gäbe es zudem ein verändertes Sozialverhalten. Machte man
sich bis zur Jahrtausendwende in der Erziehung von Kindern und Jugendlichen vor allem über die Dauer und die
Inhalte von Fernsehsendungen Sorgen, so wechselt seit dem Aufkommen von Handys und Internet sogar die Expertenrolle.
„Kinder weisen ihre Eltern in den Umgang mit den neuen Medien ein“, stellte der Landeshauptmann fest. Einen entscheidenden
Einfluss auf das Verhalten von Jugendlichen haben auch die Social Media Communities „Traditionelle soziale Netze
wie Vereine, Kirchen, politische Gruppierungen verlieren vor allem in den Städten an Bedeutung“, so Kaiser.
Den bisherigen Lernraum Schule und Bildung werde man künftig in einem höheren Maße als bisher als
Lebensraum zu sehen haben. Daher sei es wichtig, neue Maßnahmen anzudenken. „Dazu gehört die Errichtung
von Bildungszentren ebenso wie von Ganztagesschulen und modernen Elementarpädagogische Bildungseinrichtungen“,
so Kaiser, der auch davon überzeugt ist, dass man mit Clustern und der Schulautonomie die eine oder andere
Ressource ebenfalls noch heben werde können.
Landtagspräsident Reinhart Rohr betonte, dass die gesellschaftlichen Veränderungen auch deutlich spürbar
in Schulen zu bemerken seien. „Es gilt künftig viele Fragen zu lösen und jeder ist aufgefordert, seinen
Beitrag dazu zu leisten“, so Rohr. Kärnten zur kinder- und jugendfreundlichsten Region zu machen sei das erklärte
Ziel
Bei der Enquete, sie wurde von Christof Glantschnig (ORF Kärnten) moderiert, nahmen fünf Referenten zum
Thema Stellung.
Primarius Wolfgang Wladika (Klinikum Klagenfurt) referierte zum Thema - „Die Unangepassten - Schnittstelle zwischen
Schule und Kinder- und Jugendneuropsychiatrie“. Lob gab es vom Abteilungsvorstand der Neurologie und Psychiatrie
des Kindes und Jugendalters für das Modell der Time Out Gruppen für verhaltensauffällige Kinder.
Im heurigen Schuljahr gibt es in Kärnten insgesamt 39 solcher Gruppen.
Bildungssprecher NAbg. Wendelin Mölzer thematisierte „Wahlfreiheit und Vielfalt des Angebotes sichern die
Qualität in der Bildungspolitik“. Er bescheinigte dem Bildungssystem viele positive Eckpunkte. Forciert gehört
für ihn die Schulautonomie und der Ausbau einheitlicher Bildungsstandards.
Univ. Prof Heinz Faßmann, Bundesminister a.D. für Bildung Wissenschaft und Forschung, stellte „Veränderte
demographische Strukturen, veränderte Schule? - Aktuell Herausforderungen im Bildungssystem“ in den Mittelpunkt
seiner Ausführungen. Er verneinte nicht, dass die Zuwanderung neue Wert-, Normen- und Sozialisationsmuster
mit sich bringe. „Die Herausforderungen und Anforderungen an das Bildungssystem und die Gesellschaft haben sich
geändert. Die Politik muss in die Gesellschaft hineinhören. Bund und Länder sollten sich nicht kontrovers
im Bildungsbereich gegenüberstehen“, betonte Faßmann.
Dieter Duftner, CEO Duftner digital Group, ließ mit dem Thema „Der (einzige) Weg aus der Kreidezeit- Bildung
radikal und realistisch digitalisieren“ aufhorchen. Univ. Prof. Peter Schlögl (Institut für Erziehungswissenschaften
und Bildungsforschung, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt) beleuchtete „Die Schule von heute für die
Welt von morgen“.
Bei der Enquete ebenfalls vor Ort: Landesrat Martin Gruber, dritter Landtagspräsident Josef Lobnig, Klubobmann
Markus Malle, die stellvertretenden Klubobleute Andreas Scherwitzl und Christian Leyroutz, zahlreiche Abgeordnete,
der stellvertretende Landesamtsdirektor Markus Matschek, Bildungsdirektor Robert Klinglmair sowie Vertreter von
Ämtern und Behörden.
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