Japan und Wiener Moderne -
 Japan and Viennese Modernism

 

erstellt am
15. 10. 19
13:00 MEZ

Konferenz anlässlich des 150jährigen Bestehens des Freundschaftsvertrages zwischen Österreich und Japan vom 17. bis 18. Oktober an der Universität Salzburg.
Salzburg (universität) - In der Konferenz, die von Mitgliedern der Fachbereiche Germanistik sowie Musik- und Tanzwissenschaft durchgeführt wird, geraten Kunstformen der Wiener Moderne in den Blick, die bislang nicht im Zentrum des so genannten Japonisme standen: Der Tanz und die Szenischen Künste, Architektur und Keramik sowie Philosophie und Literatur. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beleuchten Parallelen zwischen der Ästhetik der Wiener Moderne und der japanischen Ästhetik. Der „Impuls Japan“ konnte in Wien sofort Wurzeln schlagen und die Wiener Moderne wurde auch in Japan sofort aufgenommen. Diese Einflüsse haben die Entwicklung von Kunst, Kultur und Literatur in Japan maßgeblich mitgeprägt. Im Rahmen der Konferenz wird eine Verflechtungsgeschichte erzählt, mit dem Ziel, auch letzte Reste von kolonialisierenden Überformungen hinter sich zu lassen und die fruchtbaren Wechselwirkungen zu beleuchten.

Key-note und Vorträge
Bereits mit der Key-note wird ein innovativer Akzent gesetzt: Das Ehepaar Fiell and Fiell, in der Geschichte des Designs bewandert wie kaum jemand und durch zahlreiche Publikationen auch einer Leserschaft über den Rahmen der Universität hinaus bekannt, wird – wie immer im Duo auftretend – mit Christopher Dresser einen der wichtigsten Protagonisten vorstellen, wenn es um die frühe Erkundung der fernöstlichen Ästhetik geht und seine Bedeutung für die Wiener Moderne aufzeigen.

Mit Irmela Hijiya-Kirschnereit konnte eine der renommiertesten Vertreterinnen der gegenwärtigen Japanologie gewonnen werden, die sich mit der Rezeption von Arthur Schnitzler im modernen Japan auseinandersetzt.

Die österreichich-japanische Freundschaft wird durch den Besuch zweier Referenten aus Japan gelebt: Die Germanistin Mari Moh, Professorin am Kobe College, wird über Hofmannsthals lesende Annäherung an Japan berichten. Und der Philosoph Hideki Mine, emeritierter Professor an der Kwansei Gakuin University Nishinomiya und vormals Dekan und Vizerektor seiner Universität, hat sich mit der Konstellation Ernst Mach, Nishida und Tanabe in einer Weise auseinandergesetzt, die philosophisches Neuland erschließt. Franziska Kollinger wird einen neuen Blick auf die strukturellen Gemeinsamkeiten zwischen der Neuen Wiener Schule und der japanischen Musikästhetik werfen.

Julia Ostwald wird mit Sada Yacco eine der einflussreichsten Tänzerinnen vorstellen, wenn es um die Vermittlung japanischen Tanzes in Wien geht.

Die OrganisatorInnen der Tagung vertreten jeweils eines der drei genannten Felder, die die Tagung ausmachen und halten ebenso Vorträge:

Antonia Egel beleuchtet die Frage, wie man ein konstruiertes Japan-Bild von Japan als genuiner Größe in der literarischen Auseinandersetzung mit Japan unterscheiden kann und arbeitet so ästhetische Parallelen zwischen Paris, Wien und Japan heraus. Nicole Haitzinger widmet sich der wichtigen und bislang zu wenig beleuchteten Frage nach Max Reinhardts Orientierung am japanischen Theater und insbesondere an japanischen Bühnenaufbauten. Und Günter Figal schließlich entwirft einen neuen Begriff von „Kultur“ anhand der Darstellung von ästhetischen Parallelen in Architektur und Keramik sowie Parallelen zwischen der Spätphilosophie Ludwig Wittgensteins und dem Zen-Buddhismus.

Wettbewerb für Veranstaltungen
Die Japanische Botschaft in Österreich hat angesichts des 150jährigen Jubiläums des Freundschaftsvertrages zwischen Österreich und Japan einen Wettbewerb für Veranstaltungen ausgelobt, die als Teil der Feierlichkeiten in den offiziellen Veranstaltungskalender der Botschaft aufgenommen werden und unter dem Ehrenschutz der Japanischen Botschaft in Österreich veranstaltet werden. Der Antrag der Salzburger Wissenschaftler hat den Wettbewerb erfolgreich durchlaufen. Ein schönes Zeichen gelebter Gastfreundschaft ist auch, dass Land und Stadt Salzburg sowie die Universität Salzburg diese Tagung zur Feier des bilateralen Freundschaftsvertrages finanzieren.

Österreich – im Jahre 1869 noch Monarchie - war eines der ersten Länder, mit dem Japan nach seiner Öffnung ab dem Jahr 1853 einen Freundschaftsvertrag geschlossen hat. Ein besonderer Grund zum Feiern ist, dass sich dieser Vertrag über alle historischen Veränderungen und Brüche bis heute kontinuierlich erhalten hat. Die Freundschaftsverträge mit Ländern in der westlichen Welt schloss Japan seinerseits bewusst mit dem Ziel, Neues zu lernen. Der Austausch auf Basis des Freundschaftsvertrages bewegte sich zunächst vor allem auf den Gebieten der Medizin, der Technik und - besonders wichtig - der Musik. Umgekehrt kam insbesondere durch die Weltausstellung im Jahre 1873 in Wien, bei der sich Japan erstmalig umfassend im Westen präsentierte, ein ästhetischer Impuls in die junge künstlerische Moderne, die die Ästhetik der Moderne grundlegend prägen sollte.

Forschungsgeleitete Lehre und öffentlich sichtbare Wissenschaft
Studierende sind ausdrücklich eingeladen, die Tagung zu besuchen und können sie auch als Lehrveranstaltung verbuchen.

 

 

 

Weitere Informationen:
https://www.uni-salzburg.at/

 

 

 

 

 

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