Konferenz anlässlich des 150jährigen Bestehens des Freundschaftsvertrages zwischen
Österreich und Japan vom 17. bis 18. Oktober an der Universität Salzburg.
Salzburg (universität) - In der Konferenz, die von Mitgliedern der Fachbereiche Germanistik sowie Musik-
und Tanzwissenschaft durchgeführt wird, geraten Kunstformen der Wiener Moderne in den Blick, die bislang nicht
im Zentrum des so genannten Japonisme standen: Der Tanz und die Szenischen Künste, Architektur und Keramik
sowie Philosophie und Literatur. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beleuchten Parallelen zwischen der
Ästhetik der Wiener Moderne und der japanischen Ästhetik. Der „Impuls Japan“ konnte in Wien sofort Wurzeln
schlagen und die Wiener Moderne wurde auch in Japan sofort aufgenommen. Diese Einflüsse haben die Entwicklung
von Kunst, Kultur und Literatur in Japan maßgeblich mitgeprägt. Im Rahmen der Konferenz wird eine Verflechtungsgeschichte
erzählt, mit dem Ziel, auch letzte Reste von kolonialisierenden Überformungen hinter sich zu lassen und
die fruchtbaren Wechselwirkungen zu beleuchten.
Key-note und Vorträge
Bereits mit der Key-note wird ein innovativer Akzent gesetzt: Das Ehepaar Fiell and Fiell, in der Geschichte des
Designs bewandert wie kaum jemand und durch zahlreiche Publikationen auch einer Leserschaft über den Rahmen
der Universität hinaus bekannt, wird – wie immer im Duo auftretend – mit Christopher Dresser einen der wichtigsten
Protagonisten vorstellen, wenn es um die frühe Erkundung der fernöstlichen Ästhetik geht und seine
Bedeutung für die Wiener Moderne aufzeigen.
Mit Irmela Hijiya-Kirschnereit konnte eine der renommiertesten Vertreterinnen der gegenwärtigen Japanologie
gewonnen werden, die sich mit der Rezeption von Arthur Schnitzler im modernen Japan auseinandersetzt.
Die österreichich-japanische Freundschaft wird durch den Besuch zweier Referenten aus Japan gelebt: Die Germanistin
Mari Moh, Professorin am Kobe College, wird über Hofmannsthals lesende Annäherung an Japan berichten.
Und der Philosoph Hideki Mine, emeritierter Professor an der Kwansei Gakuin University Nishinomiya und vormals
Dekan und Vizerektor seiner Universität, hat sich mit der Konstellation Ernst Mach, Nishida und Tanabe in
einer Weise auseinandergesetzt, die philosophisches Neuland erschließt. Franziska Kollinger wird einen neuen
Blick auf die strukturellen Gemeinsamkeiten zwischen der Neuen Wiener Schule und der japanischen Musikästhetik
werfen.
Julia Ostwald wird mit Sada Yacco eine der einflussreichsten Tänzerinnen vorstellen, wenn es um die Vermittlung
japanischen Tanzes in Wien geht.
Die OrganisatorInnen der Tagung vertreten jeweils eines der drei genannten Felder, die die Tagung ausmachen und
halten ebenso Vorträge:
Antonia Egel beleuchtet die Frage, wie man ein konstruiertes Japan-Bild von Japan als genuiner Größe
in der literarischen Auseinandersetzung mit Japan unterscheiden kann und arbeitet so ästhetische Parallelen
zwischen Paris, Wien und Japan heraus. Nicole Haitzinger widmet sich der wichtigen und bislang zu wenig beleuchteten
Frage nach Max Reinhardts Orientierung am japanischen Theater und insbesondere an japanischen Bühnenaufbauten.
Und Günter Figal schließlich entwirft einen neuen Begriff von „Kultur“ anhand der Darstellung von ästhetischen
Parallelen in Architektur und Keramik sowie Parallelen zwischen der Spätphilosophie Ludwig Wittgensteins und
dem Zen-Buddhismus.
Wettbewerb für Veranstaltungen
Die Japanische Botschaft in Österreich hat angesichts des 150jährigen Jubiläums des Freundschaftsvertrages
zwischen Österreich und Japan einen Wettbewerb für Veranstaltungen ausgelobt, die als Teil der Feierlichkeiten
in den offiziellen Veranstaltungskalender der Botschaft aufgenommen werden und unter dem Ehrenschutz der Japanischen
Botschaft in Österreich veranstaltet werden. Der Antrag der Salzburger Wissenschaftler hat den Wettbewerb
erfolgreich durchlaufen. Ein schönes Zeichen gelebter Gastfreundschaft ist auch, dass Land und Stadt Salzburg
sowie die Universität Salzburg diese Tagung zur Feier des bilateralen Freundschaftsvertrages finanzieren.
Österreich – im Jahre 1869 noch Monarchie - war eines der ersten Länder, mit dem Japan nach seiner Öffnung
ab dem Jahr 1853 einen Freundschaftsvertrag geschlossen hat. Ein besonderer Grund zum Feiern ist, dass sich dieser
Vertrag über alle historischen Veränderungen und Brüche bis heute kontinuierlich erhalten hat. Die
Freundschaftsverträge mit Ländern in der westlichen Welt schloss Japan seinerseits bewusst mit dem Ziel,
Neues zu lernen. Der Austausch auf Basis des Freundschaftsvertrages bewegte sich zunächst vor allem auf den
Gebieten der Medizin, der Technik und - besonders wichtig - der Musik. Umgekehrt kam insbesondere durch die Weltausstellung
im Jahre 1873 in Wien, bei der sich Japan erstmalig umfassend im Westen präsentierte, ein ästhetischer
Impuls in die junge künstlerische Moderne, die die Ästhetik der Moderne grundlegend prägen sollte.
Forschungsgeleitete Lehre und öffentlich sichtbare Wissenschaft
Studierende sind ausdrücklich eingeladen, die Tagung zu besuchen und können sie auch als Lehrveranstaltung
verbuchen.
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