„Sprache als wesentliche, gemeinsame Klammer und Brücke zwischen den Nationen“
Wien (aekwien) - Ulrike Guérot, streitbare Kämpferin für ein vereinigtes Europa, Leiterin
des Departments für Europapolitik und Demokratieforschung der Donau-Universität Krems, wurde am 14. Oktober
mit dem Paul-Watzlawick-Ehrenring der Ärztekammer für Wien ausgezeichnet. Gleichzeitig erschien in der
Reihe ifa-Edition im Steidl Verlag auch ihr neues Buch „Was ist die Nation?“.
Guérot ist Mitglied im Scientific Comitee des Institute of European Democrates, Council Member beim European
Council on Foreign Relations und Vorstandsmitglied des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik in
Köln. Bereits während ihres Studiums und im Rahmen ihrer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin
des ehemaligen Präsidenten der Europäischen Kommission, Jacques Delors, beschäftigte sie sich intensiv
mit der Integration Europas und einer neuen Identität der EU. Von 2007 bis 2013 leitete sie das Berliner Büro
des European Council on Foreign Relations. Erstes großes, öffentliches Aufsehen erregte sie mit dem
„Manifest zur Gründung einer Europäischen Republik“, das sie 2013 gemeinsam mit Robert Menasse veröffentlichte.
Guérot ist die zehnte Ehrenringpreisträgerin und setzte sich in ihrer Festrede mit Paul Watzlawick
als europäischem Geist und dessen Kommunikationsphilosophie auseinander: Sprache als wesentliche, gemeinsame
Klammer und Brücke zwischen den Nationen.
Die Elite der Denker und „Aufklärer“
Grenzen überschreiten, Kommunikation und Interaktion, Schreiben und Philosophieren, das ist prägend für
die bislang zehn Preisträger des Paul-Watzlawick-Ehrenrings, die aus unterschiedlichen Wissensdisziplinen
kommen. Einige Preisträger sind bereits verstorben, so Peter L. Berger, der große Soziologe und Religionswissenschafter,
der Physiker und Philosoph Walter Thirring, oder Friedrich Achleitner, der ein Standardwerk über die österreichische
Architektur verfasste und gleichzeitig als Lyriker die Wiener Gruppe mitprägte.
Der erste Preisträger steht symptomatisch für das „globale Denken und Forschen“. Peter L. Berger war,
wie Paul Watzlawick, gebürtiger Österreicher, der in die USA auswanderte. Eine ähnliche Biografie
weist auch Ruth Klüger auf, die emigrieren musste, um dem KZ zu entkommen. Einige der Preisträger sind
Bestsellerautoren, wie etwa Rüdiger Safranski und Konrad Paul Liessmann, Ruth Klüger oder Aleida Assmann,
die erst vor einem Jahr mit dem renommierten Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde. Safranski
hat sich in seiner bislang letzten Publikation intensiv mit der „Zeit“ auseinandergesetzt, Konrad Paul Liessmann,
populär durch seine Darstellungen der großen Philosophen, ist ein radikaler Befürworter der Allgemeinbildung
und des Humanismus. Seine Bücher - unter anderem die „Theorie der Unbildung“ - polarisieren. Nicht zu vergessen
Franz Schuh mit seiner „Theorie des Glücks“ und Hartmut Rosa mit seinen Resonanzen und seiner Theorie der
Entschleunigung des Lebens und des Subjekts.
Ein Zeichen von Weltoffenheit und Diskursfreude
Der Paul-Watzlawick-Ehrenring ist eine Initiative der Ärztekammer für Wien. Für deren Präsidenten,
Thomas Szekeres, ist der Ehrenring „ein Zeichen unserer Weltoffenheit und Diskursfreude. Wir sind stolz auf diese
Institution und die Preisträger“. Von der ersten Stunde an war Erhard Busek – mit einer kurzen Unterbrechung
aus Rotationsgründen – Vorsitzender der Jury. Ihm zur Seite stand und steht Hubert Christian Ehalt, Begründer
der Wiener Vorlesungen, die nunmehr von Daniel Löcker verantwortet werden, der die Partnerschaft mit dem Paul-Watzlawick-Ehrenring
neu vertiefte.
Mit den Wiener Vorlesungen bestand vom ersten Jahr der Verleihung an eine enge Zusammenarbeit. Die Vorlesungen
verfolgen ähnliche Ziele wie der Paul-Watzlawick-Ehrenring: Aufklärung, die Förderung des interdisziplinären
Austausches sowie die Begegnung zwischen Wissenschaft, Literatur, Kunst und Gesellschaft.
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