Wirtschaftswachstum 2019 von 1,5 Prozent erwartet

 

erstellt am
15. 10. 19
13:00 MEZ

Neue Prognose 2020 auf 1,1 Prozent gesenkt, Inflation mit 1,6 bzw. 1,8 Prozent unter EZB-Ziel – UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator erreicht im September erneut 1,5 Punkte und signalisiert eine Fortsetzung des moderaten Wachstumstempos im Herbst
Wien (bank austria) - Die Eintrübung der Konjunkturstimmung in Österreich seit dem Höhepunkt zum Jahreswechsel 2017/18 macht seit dem Sommer 2019 eine Pause. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator liegt im September den vierten Monat in Folge bei 1,5 Punkten. Nach der Verlangsamung des Wirtschaftswachstums auf 1,7 Prozent im ersten Halbjahr signalisiert der Indikator, dass im dritten Quartal dieses Tempo weitgehend beibehalten werden konnte. Die österreichische Wirtschaft setzt den moderaten Wachstumskurs von rund 1,5 Prozent im Jahresvergleich im Herbst fort“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Die Risiken einer weiteren Konjunkturverlangsamung in den kommenden Monaten haben sich durch steigende internationale Herausforderungen jedoch erhöht. Das Exportumfeld der österreichischen Wirtschaft verschlechterte sich im September spürbar. „Die Stimmung in der europäischen Industrie hat sich aufgrund zunehmender Sorgen über Belastungen durch Protektionismus im globalen Handel deutlich eingetrübt. Die Konjunktureinschätzung der heimischen Industriebetriebe hat sich in der Folge im September verschlechtert. Noch läuft die Inlandskonjunktur gut, doch negative externe Einflüsse dämpfen unter anderem bereits den Optimismus der Konsumenten“, so Bruckbauer.

Die Zuversicht der heimischen Konsumenten ist trotz einer hohen Lohndynamik rückläufig, da mittlerweile die Sorgen um den Arbeitsplatz wieder zunehmen. Während die exportorientierte Industrie stark unter der globalen Abschwächung leidet und auch die Hochkonjunktur am Bau langsam ausläuft , hat sich die Stimmung im Dienstleistungssektor nach dem Einbruch des Vormonats im September zwar wieder etwas erholt, doch in allen Wirtschaftssektoren ist die Einschätzung deutlich ungünstiger als vor einem Jahr.

BIP-Prognose 2020 auf 1,1 Prozent gesenkt
Die Inlandsnachfrage wird auch in den kommenden Monaten die tragende Säule des Wirtschaftswachstums in Österreich bleiben, jedoch voraussichtlich unter der Last des schwächelnden globalen Umfelds an Schwung einbüßen. „Aufgrund des noch guten Starts ins Jahr erwarten wir für 2019 nunmehr ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent. Für 2020 haben wir unsere BIP-Prognose auf 1,1 Prozent gesenkt, denn die Schwäche der globalen Wirtschaft hält an und wird sich im kommenden Jahr voraussichtlich stärker negativ auf den Konsum und die Investitionstätigkeit in Österreich niederschlagen“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Zudem wird 2020 eine Abschwächung der US-Wirtschaft mit dem Risiko einer leichten Rezession das internationale Umfeld belasten. Damit kommt zu dem Bremsfaktor einer protektionistischen Handelspolitik, die sich durch US-Zölle auf europäische Autos noch verschärfen könnte, sowie einem möglichen ungeregelten Brexit noch ein weiterer belastender Einfluss auf die österreichische Wirtschaft hinzu. In der Folge wird sich trotz des weiterhin günstigen Finanzierungsumfelds vor allem das Investitionswachstum verlangsamen. Dabei ist mit einer deutlich stärkeren Abschwächung der Ausrüstungs- als der Bauinvestitionen zu rechnen. Der private Konsum wird sich 2020 zwar gut behaupten, aber ebenfalls weniger Schwung entfalten. Der erwartete Rückgang der Sparquote wird die geringere Lohndynamik und die Folgen der Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt im kommenden Jahr nicht ganz ausgleichen können.

Wende am Arbeitsmarkt
Nach dem Rückgang der Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2019 auf voraussichtlich 7,4 Prozent wird sich die nachlassende Konjunktur im Jahr 2020 negativ auf den österreichischen Arbeitsmarkt niederschlagen. Bereits seit dem Frühjahr lässt das Beschäftigungswachstum im Jahresvergleich nach, die Anzahl an offenen Stellen verringert sich und der Rückgang der Arbeitssuchenden bremst sich ein. „In den kommenden Monaten wird am heimischen Arbeitsmarkt eine Trendwende einsetzen. Erstmals seit fünf Jahren wird die Arbeitslosigkeit wieder nach oben gehen. Wir erwarten im Jahresdurchschnitt 2020 einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 7,5 Prozent“, so Pudschedl. Verursacht wird die Verschlechterung vordringlich durch die ungünstige Entwicklung in der Industrie.

Inflation niedrig, aber weiter über Euroraum-Durchschnitt
In den ersten neun Monaten 2019 sank die Inflation in Österreich auf durchschnittlich 1,6 Prozent im Jahresvergleich. Die Abschwächung der Konjunktur und der moderate Ölpreis werden die Teuerung weiterhin begrenzen. „Wir erwarten im Gesamtjahr 2019 einen Rückgang der durchschnittlichen Teuerung auf mittlerweile 1,6 Prozent, nach 2,0 Prozent im Vorjahr. Auch 2020 wird die Inflation in Österreich gedämpft durch den Ölpreis mit durchschnittlich 1,8 Prozent unter dem EZB-Ziel von 2 Prozent liegen“, meint Pudschedl. Die etwas höhere Dynamik der Dienstleistungspreise als Folge der soliden Entwicklung des privaten Konsums wird die Inflation in Österreich weiterhin über dem Vergleichswert im Euroraum von nur 1,2 Prozent halten.

Spielraum für fiskalpolitische Maßnahmen
Im Kampf gegen die niedrige Inflation hat die EZB ihren geldpolitischen Spielraum mittlerweile weit ausgeschöpft. Angesichts der weiter nachlassenden Konjunktur erscheint der Einsatz von fiskalpolitischen Maßnahmen im Euroraum als Ergänzung der lockeren Geldpolitik zunehmend angemessen. In vielen Ländern des Euroraums, darunter auch Österreich, besteht dafür auch entsprechender budgetärer Spielraum. Zum einen ist für 2019 für rund die Hälfte der 19 Euroländer ein Budgetüberschuss zu erwarten. Zum anderen können sich die Länder der Eurozone durch das niedrige Zinsumfeld derzeit sehr günstig finanzieren. „Angesichts der Konjunkturentwicklung sollte die Nutzung fiskalischer Spielräume im Euroraum auf der wirtschaftspolitischen Agenda nach oben rücken. Ein steigendes BIP und steigende Budgeteinnahmen bei gleichzeitig sinkendem Zinsaufwand eröffnen fiskalische Spielräume ohne die Verschuldung zu erhöhen“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Selbst bei einem Budgetdefizit von 2 Prozent des BIP würde Österreichs Staatsschuldenquote 2020 sinken.“

 

 

 

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