Ausstellung der Universität für angewandte Kunst Wien verhandelt eine Art von spekulativem
Feminismus - von 30.10. 2019 bis 25.01.2020
Wien (dieangewandte) - Die Ausstellung We need more than one term for these big things setzt sich mit künstlerischen
Werken auseinander, die Tendenzen eines bereits emanzipierten Feminismus enthalten. So versucht die Ausstellung,
eine Art spekulativen Feminismus zu verhandeln, der nicht von vornherein aus einer Position des Mangels spricht,
sondern aus der Behauptung von bereits emanzipierten Standpunkten, die in gleichberechtigter Kommunikation mit
anderen Disziplinen stehen. Diese Setzung beinhaltet auch die Frage, mit welchen repräsentativen Funktionen
das Wort Feminismus denn beauftragt ist und wie es im Wissen um die Historizität des Diskurses möglich
sein könnte, den Vorschlag abzuspalten, Feminismus als Haltungsform einer subjektiv informierten Angemessenheitsethik
zu betrachten. Dies meint, Zusammenhänge nicht ausschließlich voraussetzungsvoll und symbolisch zu verhandeln,
sondern bereits existierende Anordnungen in unterschiedlichen Systemen und Institutionen in konzeptuelle und formale
Entscheidungen bezüglich der Herstellung von spezifischen Formaten mit einzubeziehen, und sie dementsprechend
zu editieren.
Der Denkzusammenhang ließe sich so auch auf andere Systeme übertragen. Das würde bedeuten, alles
Wissen, auch jenes um die eigenen, symbolisch konnotierten Projektionen, in die Arbeit mit einzubeziehen und die
Wahrnehmung auf das jeweils behauptete Format, unter Vorbehalt der Anwesenheit anderer, im selben Feld agierender
Formate, einzujustieren. Repräsentative Stellvertreterschaft, arbiträre Charakteristiken konventioneller
Zuordnungen wären ausgehebelt. Es ist gerade der Vorteil und die Errungenschaft der Kunst, sich solchen eindeutigen
oder einwertigen Ordnungen zu enthalten und mit ihnen zu agieren. Die Problematik liegt hier jedoch in der angenommenen
Symbolbefähigung des Ausstellungformats an sich und der konventionellen Annahme, eine Ausstellung könne
einen bestimmten Zusammenhang vollends repräsentieren, oder argumentieren. Angeführt wird diese Behauptung
zumeist von entsprechend organisierten Textformaten, die einen Zusammenhang und eine Leserichtung vorschlagen,
mitunter unter Zuhilfenahme der Behauptung nicht näher definierter, populärer Relevanz. Auch hier wäre
der Vorschlag, die Struktur des Ausstellens nicht ausschließlich als Folge sprachlicher Repräsentationsordnungen
anzunehmen, sondern die Ausstellung selbst als Entität zu betrachten und zu bewerkstelligen. Solcherart, dass
sie zu ihrer sich selbst strukturierender Sprache und Inhalt wird.
Künstler_innen: Lilli Thiessen, Louise Lawler, Trisha Donnelly, Ei Arakawa, Cinzia Ruggeri, Greg Parma Smith,
Sophie Gogl, Yasmina Haddad, Andrea Fraser, Tonio Kröner, Bonnie Camplin, Nicole Wermers, Miranda July, Ernst
Yohji Jaeger. Kuratorin: Melanie Ohnemus.
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