Ungarn verspricht Übermittlung einer Stellungnahme zum Projekt. Gemeinsame Arbeitsgruppe
mit Ungarn soll künftig Austausch in wichtigen Belangen rund um das Welterbe Neusiedler See gewährleisten.
Fertörakos/Eisenstadt (blms) - Die Neugestaltung der Hafenanlage in Fertörakos in großem
Stil mit Ferienhäusern, Hotels, Restaurants, Sportanlagen und Strandpromenaden hat beim Land Burgenland, bei
Umweltschützern und beim ICOMOS, dem Internationalen Rat für Denkmalpflege, große Besorgnis ausgelöst.
Trotz wiederholter offizieller Ersuchen seitens des Burgenlandes sind aus Ungarn bislang keine Stellungnahmen oder
Pläne zum Projekt eingelangt. Nun sei ein Durchbruch erzielt worden. Bei einem Treffen in Sopron vor wenigen
Tagen mit den zuständigen Vertretern Ungarns im Beisein von Vertretern aus dem Bundeskanzleramt, von ICOMOS,
des Welterbebeirates, des Naturschutzes und des Nationalparks Neusiedler See sei eine tragfähíge Gesprächsbasis
hergestellt werden, berichtete Umweltlandesrätin Astrid Eisenkopf bei einem Pressegespräch am 25. Oktober.
Ungarn habe die Übermittlung einer Stellungnahme zugesichert, und eine neu geschaffene gemeinsame Arbeitsgruppe
werde einen laufenden Austausch in wichtigen Belangen des UNESCO-Welterbes Neusiedler See gewährleisten.
UVP auf ungarischer Seite vom BMNT als ausreichend angesehen
Die zuständigen Stellen in Ungarn seien wiederholt ergebnislos um Stellungnahme zur Welterbekonformität
des Hafenprojekts in Fertörakos und um Übermittlung konkreter Pläne ersucht worden, informierte
Eisenkopf. Ein Ersuchen des Burgenlandes an das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT),
eine grenzüberschreitende UVP in die Wege zu leiten, wurde von diesem abschlägig beantwortet. „Die auf
ungarischer Seite durchgeführte UVP wurde als ausreichend angesehen. Das ist zur Kenntnis zu nehmen“.
Treffen in Sopron hat Gesprächsbasis geschaffen
Bemühungen auf politischer und diplomatischer Ebene, Informationen zum Hafenprojekt zu bekommen, hätten
nun endlich Erfolg gezeitigt: Bei einem Informationsaustausch in Sopron am 21. Oktober im Beisein einer Vertreterin
des Bundeskanzleramtes als nationale Koordinationsstelle für Welterbe, des ICOMOS in Ungarn, Vertretern der
Welterbe-Vereine des Burgenlands und Ungarns, der Ministerien, des Naturschutzes, des Nationalparks und der Projektverantwortlichen
sei nun das Eis gebrochen worden. „Es war ein sehr professionelles, konstruktives Gespräch. Wir haben unsere
Bedenken klar auf den Tisch gelegt und betont, dass bei der Gestaltung des Großprojekts in Fertörákos
die Erfüllung der Kriterien und damit die Erhaltung des Status Welterbe an oberster Stelle stehen müssen.
Es wurden zwar noch immer keine konkreten Pläne übermittelt, es ist nun aber endlich eine erste Gesprächsbasis
geschaffen worden. Auch Ungarn ist es ein großes Anliegen, dass der Welterbestatus erhalten bleibt“.
Gemeinsame Arbeitsgruppe soll laufenden Austausch in wichtigen Belangen des UNESCO-Welterbes Neusiedler See
gewährleisten
Die ungarischen Vertreter hätten versichert, dass das Projekt in Fertörakos auf Welterbekonformität
geprüft worden sei; sie seien um Übermittlung dieser Unterlagen und in einem ersten Schritt um Beantwortung
der noch offen gebliebenen Fragen gebeten worden. Eine Stellungnahme werde in den nächsten Wochen erwartet,
sagt Eisenkopf. „Darüber hinaus haben wir - weil wir uns bewusst sind, Klima- und Naturschutz nur gemeinsam
angehen zu können - eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit Ungarn ins Leben gerufen“. Diese soll sich konkret zum
Projekt in Fertörakos und darüber hinaus kontinuierlich zu wichtigen Belangen rund um das Welterbe Neusiedlersee
austauschen. „Wir haben nun endlich konkrete Ansprechpartner, und wir stehen in regelmäßigem Kontakt“,
erklärte Hannes Klein, Geschäftsführer des Vereins Welterbe Neusiedler See.
Beirat prüft im Burgenland Projekte auf Welterbetauglichkeit
Im Burgenland prüft der Welterbegestaltungsbeirat Projekte in dieser sensiblen Region schon in der Planungsphase
– etwa der Umgang mit Seeuferzonen, Verbauung neuer Flächen oder Windparkanlagen. In diesem Gremium sitzen
neben Vertretern der Gemeinden und des Vereins Welterbe auch Fachexperten der TU Wien sowie die Vizepräsidentin
von ICOMOS. Der Beirat, der auch im neuen Naturschutzgesetz gesetzlich verankert worden ist, hat jedoch lediglich
beratende Funktion und darf Empfehlungen abgeben.
Neuer Managementplan für nachhaltige Welterbe-Zukunft
„Für uns ist ganz klar: Wir wollen das Welterbe erhalten und in eine nachhaltige Zukunft bringen“, betont
Eisenkopf. Der aktuell gültige Managementplan aus dem Jahr 2003 sei überholungsbedürftig, ein grenzüberschreitendes
Interreg-Projekt zur Erstellung eines neuen, grenzüberschreitenden Managementplans bereits eingereicht worden.
Eisenkopf: „Beurteilung der Welterbekonformität obliegt ausschließlich den Vertretern der UNESCO!“
Eines stellt die Umweltlandesrätin abschließend klar: „Wir wollen nicht das Projekt per se kritisieren,
es darf jedoch zu keinen negativen Auswirkungen auf Natur und Welterbe und schon gar nicht zu einem Verlust des
Welterbestatus kommen. Die Beurteilung der Konformität mit dessen Kriterien obliegt jedoch nicht uns, sondern
ausschließlich den Vertretern der UNESCO“.
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