Im dritten Quartal 2019 sackte das Konjunkturbarometer der Industriellenvereinigung NÖ
(IV-NÖ) erneut deutlich ab, auch bei den Detailergebnissen nahm die Skepsis zu.
Wien (iv) - Das IV-NÖ Konjunkturbarometer ist seit dem zweiten Quartal 2019 von +4,2 auf -4,0 Punkte
gesunken. Dabei überwiegt unter den 31 befragten niederösterreichischen Unter-nehmen mit insgesamt 16.773
Beschäftigten die Skepsis bei der aktuellen und zukünftigen Geschäftsentwicklung. „Die Abschwächung
der Konjunktur setzt sich fort, vorerst ist auch keine Trendwende in Sicht“, erklärt Thomas Salzer, Präsident
der Industriellenvereinigung NÖ (IV-NÖ). Bei den Detailergebnissen zeigt sich, dass sich vor allem die
Prognosen der Unternehmen deutlich verschlechtert haben. So gaben im dritten Quartal 34 Prozent aller befragten
Unternehmen an, dass sie mit einem niedrigeren Beschäftigtenstand in drei Monaten rechnen.
Steigende Arbeitslosigkeit trotz Fachkräftemangels
Nur noch knapp jedes zehnte Unternehmen (9 %) rechnet damit, dass es in den nächsten drei Monaten neues Personal
einstellen kann. „Der konjunkturelle Rückgang wirkt sich natürlich auf den Arbeitsmarkt aus. Dazu kommt,
dass jene Unternehmen, die gern mehr Personal einstellen würden, zunehmend Schwierigkeiten haben, geeignete
Fachkräfte zu finden. An-gebot und Nachfrage passen also nicht zusammen am Arbeitsmarkt. Diese Schere zwischen
Arbeitslosigkeit auf der einen Seite und Fachkräftemangel auf der anderen Seite, lässt sich nur durch
Qualifizierung schließen. Gut ausgebildete Fachkräfte werden immer leichter eine Beschäftigung
finden“, sagt IV-NÖ-Präsident Salzer. Gut die Hälfte der befragten Unternehmen (57%) geht in den
nächsten drei Monaten von einem gleichbleibenden Personalstand aus. Unterm Strich sank der Bewertungssaldo
hier von -21 auf -25 Prozentpunkte.
Wirtschaftspolitische Unsicherheit sorgt für negative Prognosen
Weiters sank der Bewertungssaldo bei der Geschäftslage in sechs Monaten leicht von -24 auf -25 Prozentpunkte.
Verschlechtert hat sich auch einmal mehr die Einschätzung rund um die aktuellen Auslandsaufträge. Hier
sank der Saldo von +16 auf +7 Prozentpunkte. Während im zweiten Quartal noch 24 Prozent aller befragten Unternehmen
ihre aktuellen Auslandsaufträge als gut bezeichneten, waren es im zweiten Quartal dieses Jahres nur noch 20
Prozent der Betriebe. „Das ist einmal mehr auf internationale Unsicherheitsfaktoren wie Handelskonflikte und den
ungeklärten Brexit zurückzuführen“; so Salzer.
Mit dem aktuellen Auftragsbestand sind 28 Prozent der Unternehmen zufrieden – im Vorquartal waren es noch mehr
als ein Drittel (37%). Unterm Strich sank der Bewertungssaldo hier von +23 auf +17 Prozentpunkte. Die Detailergebnisse
zur Einschätzung der aktuellen Geschäftslage und der derzeitigen Ertragssituation verschlechterten sich
ebenfalls mit einem neuen Bewertungssaldo von +17 (nach +32 im Vorquartal) beziehungsweise +3 (nach +8) Prozentpunkten.
Unternehmen gehen von geringerer Produktion aus
Bei einigen Detailergebnissen zu den künftigen Einschätzungen gab es gegenüber dem Vorquartal Verbesserungen
– wenngleich auch das niedrige Ausgangsniveau berücksichtigt wer-den muss. So stieg der Bewertungssaldo für
die Produktionstätigkeit in drei Monaten von -13 auf -10 Prozentpunkte. Der Saldo für die Produktionskapazität
in drei Monaten verbesserte sich von -13 auf -6 Prozentpunkte. In beiden Fällen überwiegt jedoch der
Anteil jener Unternehmen, die von einer negativen Produktionsentwicklung in den kommenden drei Monaten ausgehen.
„Zusätzliche internationale Unsicherheitsfaktoren – zum Beispiel in Form von Zöllen bei europäischen
Automobilexporten in die USA oder ein No-Deal-Brexit zum Monats-ende – könnten zu weiteren Produktionsrückgängen
führen“, so Salzer.
Betriebe rechnen nicht mit steigenden Erträgen
Bei der Ertragssituation in den nächsten sechs Monaten stieg der Bewertungssaldo von -27 auf -21 Prozentpunkte,
liegt aber nach wie vor deutlich im negativen Bereich. Von den befragten 31 Unternehmen rechnet kein einziges mit
steigenden Erträgen im nächsten halben Jahr, gut jedes fünfte (21 %) geht von fallenden Erträgen
aus. Leicht gebessert haben sich auch die Einschätzungen zu den Verkaufspreisen in den nächsten drei
Monaten: Hier stieg der Bewertungssaldo von -12 auf -9. „81 Prozent der befragten Unternehmen gehen von gleichbleibenden
Verkaufspreisen aus, die aufgrund von Rohstoffknappheit und internationalem Wettbewerbsdruck ohnehin bereits auf
einem niedrigen Niveau sind“, so Salzer.
Befragungsmethode:
Bei der Befragung, die die IV-NÖ quartalsweise in Auftrag
gibt, haben dieses Mal 31 Unter-nehmen mit insgesamt 16.773 Beschäftigten teilgenommen. Der Befragungszeitraum
umfasste den 6. September 2019 bis 4. Oktober 2019.
Das Konjunkturbarometer ist der Mittelwert aus der Beurteilung der gegenwärtigen und zu-künftigen Geschäftsentwicklung
bei den befragten Unternehmen. Bei den Detailergebnissen der Konjunkturumfrage der IV kommt die folgende Methode
zur Anwendung: Den Unter-nehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ.
Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, danach wird der
konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung
der neutralen gebildet. Diese Werte werden auch für die grafische Darstellung der Ergebnisse herangezogen.
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