Nationale und internationale Experteninnen und Experten diskutierten in Wien zum Thema Wasser
im Wandel
Wien (bmnt) - Der jüngste Bericht des Weltklimarates macht die Auswirkungen des Klimawandels und der
Erderwärmung auf die Gewässer unseres Planeten deutlich. Auch in einem wasserreichen Land wie Österreich
zeigen sich schon jetzt klar erkennbare Spuren dieser Veränderungen. Um gemeinsam mit nationalen und internationalen
Fachleuten Lösungen zu diskutierten, veranstaltet das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus
erstmals eine Konferenz zum Thema „Wasser und Klima – Wasser im Wandel“. „Der Klimawandel findet statt. Klimaschutz
und Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel sind die größten globalen Herausforderungen unserer
Zeit. Wir müssen die Zeichen des Klimawandels, die wir heute schon deutlich spüren, ernst nehmen und
die richtigen Weichen für unsere Wasserressourcen stellen. Wasser ist für Mensch und Natur lebenswichtig
und hat deshalb eine hohe Priorität bei der Umsetzung von Maßnahmen“, betonte Bundesministerin Maria
Patek anlässlich der Eröffnung der Konferenz am 24. Oktober im Wiener Museumsquartier.
Spannungsfeld von zu viel und zu wenig Wasser
Die fortschreitende Erderwärmung wurde vorige Woche auch seitens der größten US-Wetterbehörde
bestätigt. So war der vergangene Monat global der wärmste September seit Beginn der Aufzeichnungen. Die
Folgen des Klimawandels zeigen sich auch in Österreich immer deutlicher. Die Ressource Wasser spielt dabei
eine besonders wichtige Rolle – als Lebensgrundlage für Mensch und Natur, aber auch im Hinblick auf Trockenheit
oder Hochwasser. Die aktuelle europäische Sicht zum Thema Wasser und Klimawandel erläutert der zuständige
Generaldirektor der Europäischen Kommission Calleja Crespo, der mit seiner Anwesenheit auch die Bedeutung
der Veranstaltung unterstreicht.
Österreich gehört zu den wasserreichsten Regionen der Welt. Die nachhaltige Sicherung der wertvollen
Ressource Wasser zählt zu den zentralen Aufgaben des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus.
Die Ausgangsbedingen könnten besser nicht sein, wenn es um die verfügbaren Mengen, die Qualität
und die unglaubliche Formenvielfalt des Wassers in Österreich geht. Die Wasserbilanz zeigt, dass uns jährlich
etwa 86 km³ Wasser zur Verfügung stehen. Rechnet man alle Wasserreserven des Landes um, ergäbe das
eine 1,5 m hohe Wassersäule über das gesamte Land.
In Österreich wurden enorme Anstrengungen unternommen, um die Infrastruktur in der Trinkwasserversorgung und
Abwasserentsorgung aufzubauen. Dazu wurden rund 61 Mrd. Euro investiert. Daher sind mehr als 90 Prozent der Bevölkerung
an öffentliche Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsanlagen angeschlossen. Der hohe Anschlussgrad an
Kläranlagen hat auch die Gewässergüte in Österreich erheblich verbessert.
Höhere Temperaturen und längere Trockenperioden können auch in Österreich zur kleinräumigen
Wasserknappheit führen. Um die Bevölkerung trotzdem mit dem nötigen Trinkwasser zu versorgen, wurden
schon frühzeitig Maßnahmen wie der Bau von Verbundleitungen und die Erkundung von neuen Trinkwasser-Ressourcen
gesetzt. Auch der sorgsame Umgang mit Wasser spielt eine wichtige Rolle und die Wahl der richtigen Kulturen in
der Landwirtschaft. Die steigenden Temperaturen von Oberflächengewässern wie Seen zeigen schon jetzt
deutliche Auswirkungen, so zum Beispiel auf Fische und ihre Lebensräume. Die Gewässer erwärmen sich
schneller als erwartet. Bereits 2020 ist in weiten Teilen Oberösterreichs mit Wassertemperaturen zu rechnen,
die über zwei Grad höher liegen als noch vor 40 Jahren, zeigt eine aktuelle Studie.
Neben langen Trockenperioden verzeichnen wir auch häufigere, kleinräumige, extreme Niederschläge,
die zu Überflutungen führen können. Der Schutz vor Hochwasser steht schon seit vielen Jahrzehnten
hoch auf der Agenda des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus. Jährlich werden 200 Mio.
Euro in den Schutz vor Naturgefahren investiert und rund 2.000 Projekte zur Sicherung der Lebensräume erfolgreich
umgesetzt. Und trotzdem muss man auch hier die neuen Klima-Szenarien verstärkt berücksichtigen, um Lebensräume
weiterhin sicherer zu machen.
Neue Studie: Wasserschatz Österreichs
Um die Grundlagen für die nachhaltige Nutzung des Grundwassers zu schaffen, wird die Wasserkonferenz auch
als offizielles Startsignal für eine neue Wasserstudie genützt. „Wir werden in dieser wichtigen Studie
eine fachlich fundierte Grundlage für Planungen und Vorsorgemaßnahmen auf Basis der Klimaszenarien für
das Jahr 2050 schaffen. Eine der zentralen Fragestellungen wird das Verhältnis zwischen Wasserbedarf für
Trinkwasserversorgung, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft und den verfügbaren Grundwasserressourcen sein.
Wir werden dabei eng mit den Bundesländern und wichtigen Stakeholdern zusammenarbeiten. Die Ergebnisse sollen
im Dezember 2020 vorliegen“, erläutert der für Umwelt und Wasserwirtschaft zuständige Sektionschef,
DI Günter Liebel in seinem Schluss-Statement.
An der Konferenz nehmen rund 250 Personen aus den verschiedensten Fachbereichen aus ganz Österreich teil.
|