Evangelischer Bischof Chalupka wendet sich bei Feier in der Hofburgkapelle gegen "pauschale
Abwertung" von Politkern - Katholischer Militärbischof Freistetter: Mit Bitte um Gottes Hilfe politischen
Dienst beginnen
Wien (kap) - Vor der konstituierenden Sitzung des Nationalrates haben die neugewählten Parlamentarier
am 23. Oktober in der Wiener Hofburgkapelle einen ökumenischen Gottesdienst gefeiert. Unter den rund 100 Mitfeiernden
waren Abgeordnete aus allen Fraktionen mit Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) an der Spitze.
Den Gottesdienst leiteten der evangelische Bischof Michael Chalupka, der katholische Militärbischof Werner
Freistetter und der orthodoxe Geistliche Pater Athanasius Buk. Die Mandatare haben damit eine Gepflogenheit fortgesetzt,
die vor fünf Jahren in der vorletzten Gesetzgebungsperiode begonnen hat.
In der Predigt unterstrich der neue evangelische Bischof seinen Respekt für all jene, "die sich mit großem
Engagement für demokratisch verantwortete politische Überzeugungen einsetzen". Er kenne viele Politikerinnen
und Politiker, die sich für das Gemeinwohl einsetzen und von hohen Idealen angetrieben seien, so Chalupka,
der sich gegen eine "pauschale Abwertung" von Politkern verwahrte. "Dass Politiker - insbesondere
in den sozialen Netzwerken - heute manchmal fast so schon etwas wie Freiwild sind, geht an vielen nicht spurlos
vorüber", gab der frühere Diakonie-Direktor zu bedenken.
Vor diesem Hintergrund sollten gerade politisch Verantwortliche darauf achten, dass sie Geist, Seele und Leib unversehrt
halten, so der Bischof unter Bezugnahme auf den beim Gottesdienst verlesenen Text des Apostels Paulus. Der christliche
Glaube und die Verankerung in der eigenen Tradition könne dabei helfen, so Chalupka, denn: "Als Christen
wissen wir, dass wir uns nicht selbst überlassen sind, sondern unserem Heiland Jesus Christus."
Weil richtig verstandene Politik immer eine "gemeinsame Sache" sei, die auf das Gemeinwohl ausgerichtet
ist, gelte auch für sie die Überzeugung, "dass niemand alleine sich selbst überlassen ist".
Von daher seien Politiker gegenwärtig mit großen Erwartungen konfrontiert: "Die Bewahrung der Schöpfung
verlangt ein Umdenken und einschneidende Maßnahmen, die Betreuung und Pflege der älteren Menschen muss
auf neue Beine gestellt werden, und kein Kind darf am Bildungsweg zurückgelassen werden."
Eröffnet wurde die ökumenische Liturgie von Militärbischof Freistetter. So wie diese Feier "mit
der Bitte um Gottes Hilfe" eröffnet worden sei, mögen auch die Parlamentarier ihren politischen
Dienst beginnen. Die Hinwendung zu Gott "eröffnet einen Raum des Vertrauens und zeigt an, dass es nicht
allein auf uns ankommt, um das Beste für unser Land zu tun", so der Bischof.
Die Initiative zum ökumenischen Gottesdienst mit den Parlamentariern ging wie schon in den Vorjahren vom Generalsekretär
der Bischofskonferenz, Peter Schipka, aus, der für Einladung und Vorbereitung zuständig war. Für
die musikalische Gestaltung sorgte das Vokalensemble St. Stephan unter der Leitung von Domkapellmeister Markus
Landerer.
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