Christbaum für Rathausplatz in der Bundeshauptstadt kommt heuer aus Lend-Embach
Wien/Salzburg (lk) - Wenn dieser gestandene Pinzgauer reden könnte, er hätte etwas zu erzählen:
über die Regentschaft Kaiser Franz Josef I., über Werden und Untergehen der Ersten Republik und das Entstehens
der Zweiten Republik, über die Gründung der Salzburger Festspiele, über beide Weltkriege, die positive
Entwicklung Österreichs danach und vieles mehr. Am 30. Oktober wird der 130 Jahre alte Zeitzeuge von Profis
gefällt und dann nach Wien gebracht. Dort wird die 32 Meter hohe Fichte den weltberühmten Christkindlmarkt
auf dem Rathausplatz schmücken.
Das Landes-Medienzentrum war heute, Mittwoch, beim Fällen des Baumes, im Fachjargon „ernten“, im Lender Ortsteil
Embach dabei, und zwar exakt im Maria-Elend-Wald der dortigen Wald- und Weidegemeinschaft.
Schwaiger: Fichte aus nachhaltiger Waldwirtschaft
Für Agrarlandesrat Josef Schwaiger passt die Auswahl der „Fichte aus dem Holzland Salzburg perfekt. Die Christbaumtradition
ist genauso alt wie das Stille-Nacht-Lied und ein heimisches Kulturgut. Außerdem stammt der Baum aus zertifizierter
nachhaltiger Waldwirtschaft.“
Fast fünf Minuten bis zum Durchbruch
Fast fünf Minuten dauert es, bis sich die Motorsäge mit dem 45 Zentimeter langen Schwert durch den
85 Zentimeter dicken Stamm gearbeitet hat – trotz des Einsatzes dieses hochleistungsfähigen Geräts „doch
auch körperlich anstrengend“, sagt Christian Röck schweißgebadet. Er ist ein seit vielen Jahren
erfahrener Schlägerungsunternehmer. Als Embacher und Mitglied der Agrargemeinschaft kennt er den Wald wie
kaum ein anderer und ist daher „besonders stolz“, den bald weltweit beachteten Baum bearbeiten zu dürfen.
Sein Glück: Mit der Hand hätten zwei kräftige Männer rund eine halbe Stunde Schwerstarbeit
verrichten müssen.
Zwei Kräne schonen den Baum
Schon eineinhalb Stunden vor dem Starten der Motorsäge begannen die Vorbereitungen: Das Hauptaugenmerk
lag dabei auf der Schonung der Fichte. Denn: „Der Baum darf beim Fällen und beim Transport nicht beschädigt
werden“, bestätigt Hubert Schilcher von der Landschaftlichen Forstverwaltung Pinzgau. Das soll der Einsatz
zweier Kräne sicherstellen. Der erste fixiert den Baum bereits beim Sägen. Der zweite hält den Stamm
dann am unteren Ende fest. Zusammen heben sie die „Ernte“ dann auf einen Lader. „Also wie beim Krankentransport,
da darf der Patient ja auch nie umfallen“, beschreibt Schilcher den Vorgang bildhaft.
150 Äste als Ersatz
Zur Sicherheit wird die Agrargemeinschaft rund 150 Äste als Ersatz mitliefern. Die Äste wurden anderen
Bäumen des Waldes entnommen und werden, falls die auserwählte Fichte doch beschädigt wird, im Nachhinein
eingebohrt.
Als Weihnachtsgeschenk verpackt
Doch damit nicht genug: Der Transport darf die Höhe von vier Metern nicht überschreiten, und zwar wegen
der Oberleitungen in Wien. „Deshalb müssen wir den Baum schonend einpacken“, erklärt Hubert Schilcher.
Astreihe für Astreihe wird mit einem Gurt festgebunden, während der Baum am Kran hängt. Die Gabe
an Wien wird also im wahrsten Sinne als Weihnachtsgeschenk verpackt.
Eine Ehre für die Embacher
Alle Arbeiten zusammen werden den ganzen Tag in Anspruch nehmen. Für den Transport müssen noch Zäune
umgelegt und Viehsperren abmontiert werden. Schon vorher wurden Wege aufgeschottert und beispielsweise die Einfahrt
zum Gut verbreitert. Neben der Firma Röck helfen zahlreiche Bauern und Mitglieder der Agrargemeinschaft freiwillig
mit. „Wie selbstverständlich sind alle mit dabei. Uns taugt das, dass wir die Ehre haben, unsere Lender Fichte
in Wien aufstellen zu dürfen“, sagt Bürgermeisterin Michaela Höfelsauer.
Erinnerung an ehemaligen Landeshauptmann aus Embach
Neben einer fein gestalteten Widmungstafel des Landes Salzburg ließ die Embacher Wald- und Weidegemeinschaft
auch eine Stammscheibe anfertigen. Dieses Stück Holz ist eine zehn Zentimeter dicke Scheibe, geschnitten aus
der 130 Jahre alten Fichte. Sie wird geschliffen, poliert und eingeölt, schließlich muss sie sechs Wochen
im Freien Wind und Wetter standhalten und dabei eine saubere Optik bewahren. Darauf werden kleine Holzplättchen
genagelt. Diese sind mit den markanten Jahreszahlen und -ereignissen aus dem Leben des „stämmigen Pinzgauers“
handbeschriftet – darunter auch das Jahr 1989, der Amtsantritt des damaligen Landeshauptmanns und Embacher Bürgers
Hans Katschthaler.
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