Klimawandelanpassung: Vom verwundbaren Fichten- zum widerstandfähigen Mischwald
Innsbruck (lk) - Derzeit sind die Fichtenbestände im Wald der Agrargemeinschaft Lans unweit des Lanser
Sees noch intakt. Doch es ist klar, dass steigende Temperaturen und Trockenheit der Baumart Fichte in tiefen Lagen
unter 1.000 Meter Seehöhe künftig stark zusetzen werden. „Die Auswirkungen des Klimawandels stellen den
Tiroler Wald in tieferen Lagen auf eine harte Probe. Hier haben wir Handlungsbedarf und müssen unsere Wälder
Schritt für Schritt klimafit machen, um von risikoreichen Fichtenwäldern hin zu klimaresistenten Mischwäldern
zu kommen. Das Land Tirol startet daher das Schwerpunktprogramm ‚Klimafitter Bergwald‘“, erklärt LHStv Josef
Geisler.
Im Rahmen der von „Klimafitter Bergwald“ bietet das Land Tirol den WaldbesitzerInnen gezielte Beratungs- und Förderprogramme,
um den Wald widerstandsfähiger gehen Wetterextreme, Naturkatastrophen sowie Käfer- und Pilzbefall zu
machen. Genau das ist es auch, was die Agrargemeinschaft Lans mit Unterstützung des Landesforstdienstes nun
im Bereich des Lanser Kopfes in Angriff nimmt. „Wir sorgen für die nächste Baumgeneration vor und beginnen
mit dem schrittweisen Umbau der reinen Fichtenbestände hin zu einem widerstandfähigeren Mischwald“, erläutert
Hannes Partl, Substanzverwalter der Agrargemeinschaft Lans. Für die Agrar, die rund 400 Hektar Wald zwischen
800 und fast 2000 Meter Seehöhe bewirtschaftet, ist das Holz ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor, und das
soll auch in Zukunft so bleiben.
Inseln im Wald
Um zu einem klimafitten Wald der Zukunft zu kommen, werden die Fichtenbestände nicht großflächig
abgeholzt und die Flächen neu aufgeforstet. „Verteilt auf zwei Hektar Fläche legen wir Inseln mit Stieleichen,
Ahorn und Ulmen an“, verweist Waldaufseher Georg Kinzner auf ein neuartiges waldbauliches Konzept. Jeder einzelne
Baum wird mit einem Pflock gestärkt und mit einer Schutzhülle vor Wildverbiss geschützt. Den Rest
erledigt die Natur. Sind die Laubbäume groß genug, werden sie Samen produzieren und dafür sorgen,
dass ausgehend von diesen Waldinseln auf natürliche Weise mehr und mehr Laubbäume wachsen. So sollen
aus den heuer rund 1.000 gesetzten Pflanzen in 50 Jahren eine Vielzahl starke Bäume für eine gute Baumartendurchmischung
und einen stabilen und gleichzeitig ertragsstarken Wald sorgen.
Hauptbaumart Fichte geht nach oben
„Der Klimawandel ist für den Tiroler Wald keine Katastrophe, aber eine Herausforderung, auf die wir uns vorbereiten
müssen. Heute begründete Jungwälder müssen auf das Klima der nächsten 100 Jahre vorbereitet
sein“, fasst Landesforstdirektor Josef Fuchs die Auswirkungen auf den Tiroler Wald zusammen. Die Klimaänderung
werde die Konkurrenzverhältnisse der einzelnen Baumarten verschieben. „Die Fichte als dominierende Baumart
in den Tiroler Wäldern wird sich nach oben hin zurückziehen, aber in Tirol die Hauptbaumart bleiben“,
prognostiziert Fuchs. Aufgrund der unterschiedlichen Höhenlagen sei Tirol damit gegenüber Bayern oder
Bundesländern wie Nieder- und Oberösterreich, klar im Vorteil.
Waldfunktionen nachhaltig sichern
Zusätzlich zu den bereits bestehenden Förderprogrammen fließt eine halbe Million Euro Landesmittel
pro Jahr im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Klimafitter Bergwald“ in den Wald. „Schlussendlich geht es bei den
Bemühungen des Landes darum, gemeinsam mit den Waldbesitzern sämtliche Funktionen des Waldes nachhaltig
abzusichern“, blickt LHStv Josef Geisler in die Zukunft. Gerade auch in talnahen Lagen haben die Wälder eine
direkte Schutzfunktion für Siedlungen und Straßen. Und natürlich sind die Wälder Erholungsraum
und Wirtschaftsfaktor. Außerdem sind im Tiroler Wald 250 Millionen Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Das macht
ihn zum Klimaschützer schlechthin.
|