Leichte Verbesserung des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Oktober, doch mit 45,5
Punkten wird eine Fortsetzung des Industrieabschwungs in Österreich signalisiert
Wien (bank austria) - Die Abschwächung der Industriekonjunktur in Österreich setzt sich zu Beginn
des Schlussquartals 2019 fort. „Im Oktober hat sich der Konjunkturabschwung der heimischen Industrie verfestigt.
Mit einer nur moderaten Verbesserung auf 45,5 Punkte signalisiert der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex
weiterhin sehr starke Geschäftseinbußen der heimischen Industrie und liegt mittlerweile den siebten
Monat in Folge unterhalb der Wachstumsschwelle“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Der Indikator erreicht aktuell den zweitschwächsten Wert seit sieben Jahren. Die Abschwächung des globalen
Handels infolge der Verstärkung protektionistischer Tendenzen sowie die anhaltenden Unsicherheiten rund um
den Brexit und bestehende politische Spannungen setzen der österreichischen Industrie unvermindert stark zu.
Der Gegenwind aus dem Ausland belastet mittlerweile nicht mehr ausschließlich die Entwicklung in den exportorientierten
Industriebereichen.
„Infolge des schwachen Neugeschäfts aus dem In- und Ausland haben die Betriebe die Produktion im Oktober erneut
stark zurückgenommen und die Beschäftigung deutlich verringert. Sinkende Auftragspolster und kürzere
Lieferzeiten weisen auf bestehende Überschusskapazitäten hin mit folglich weiterhin fallenden Preisen“,
so Bruckbauer mit den wichtigsten Details der monatlichen Umfrage.
Produktion und Aufträge stark rückläufig
Die Entwicklung in der österreichischen Industrie war im Oktober den sechsten Monat in Folge von Produktionsrückgängen
gekennzeichnet. Das ist die längste Kontraktionsphase seit dem Jahr 2011. Zwar hat sich der Produktionsrückgang
gegenüber dem Vormonat etwas verlangsamt, war aber dennoch einer der stärksten in den vergangenen sieben
Jahren. „Die erneut starke Zurücknahme der Produktion im Oktober war eine Folge der deutlichen Auftragseinbußen
der heimischen Industrie. Insbesondere das Neugeschäft aus dem Ausland geht stark zurück. Fehlende Investitionen
und vor allem der Abschwung im deutschen Automobilsektor nennen die heimischen Betriebe dabei als bestimmende Ursachen“,
meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Im Einklang mit dem rückläufigen Neugeschäft haben sich die Auftragsrückstände der österreichischen
Hersteller im Oktober weiter reduziert. In Fortsetzung des seit März andauernden Trends haben sich zu Beginn
des vierten Quartals die Lieferzeiten deutlich verringert. Dazu dürften mittlerweile unausgelastete Lieferkapazitäten
und die verbesserte Verfügbarkeit von Rohstoffen beigetragen haben.
Stärkster Beschäftigungsrückgang seit Ende 2009
Die heimischen Betriebe haben im Oktober auf die anhaltende Verschlechterung der Auftragsentwicklung und der stark
sinkenden Auftragspolster mit einer erneuten Anpassung der Personalkapazitäten reagiert. „Im Oktober ist der
Beschäftigungsindex auf 45,0 Punkte gesunken. Damit weist der Indikator nunmehr den vierten Monat in Folge
auf eine Personalreduktion in der heimischen Sachgütererzeugung hin. Zudem hat sich das Tempo des Beschäftigtenabbaus
gegenüber dem Vormonat nochmals leicht erhöht, der Rückgang der Beschäftigung erreicht mittlerweile
das stärkste Niveau seit der Finanzkrise im Herbst 2009“, so Pudschedl. Die heimische Industrie, die noch
im ersten Halbjahr 2019 überdurchschnittlich stark zum Anstieg der Beschäftigung in der österreichischen
Gesamtwirtschaft beigetragen hat, wird für den österreichischen Arbeitsmarkt damit zunehmend zu einer
Belastung.
Während im Dienstleistungssektor noch zusätzliche Jobs entstehen werden, wird aufgrund der schwachen
Industriekonjunktur in den kommenden Monaten die Arbeitslosenquote in Österreich leicht nach oben tendieren.
Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria erwarten für 2019 im Durchschnitt zwar einen Rückgang der
Arbeitslosenquote gegenüber dem Vorjahr auf 7,4 Prozent, für 2020 jedoch bereits einen leichten Anstieg
auf 7,5 Prozent.
Konjunktursorgen führen zu erhöhter Vorsicht im Lagermanagement und fallenden Preisen
Der anhaltende Rückgang der Produktionsleistung und des Neugeschäfts hat sich im Oktober auch in einer
Verringerung der Einkaufsmenge der Hersteller niedergeschlagen. Die geringeren Einkaufsaktivitäten stehen
im Einklang mit erhöhten Anstrengungen, die Lagerkosten zu reduzieren und das Betriebskapital zu optimieren.
Während die Bestände in den Verkaufslagern bedingt durch die nachlassende Nachfrage nur geringfügig
abnahmen, haben die Betriebe die Vormateriallager so stark wie zuletzt vor rund drei Jahren reduziert. Insbesondere
die Hersteller von Zwischenprodukten und Investitionsgütern verringerten ihre Lagerbestände. „Der geringere
Bedarf an Vormaterialien und Rohstoffen hat zu einem starken Preisverfall beigetragen. Den fünften Monat in
Folge sanken die Einkaufspreise, im Oktober besonders stark für Stahl, Kunststoffe und einige Holzprodukte.
Dagegen sanken die Verkaufspreise spürbar langsamer, sodass die Preistrends im Durchschnitt zu einer leichten
Verbesserung der Ertragslage der heimischen Betriebe gesorgt haben“, so Pudschedl.
Unsicherheiten verfestigen negative Erwartungen
Trotz einer leichten Verbesserung zeigt der aktuelle UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex für die österreichische
Industrie nunmehr den siebten Monat in Folge einen Wert unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten an. Nach einem
schwachen dritten Quartal kündigt sich auch für die kommenden Monate keine Trendwende an. Aus dem europäischen
Ausland ist angesichts einer Kombination belastender Faktoren, wie dem Handelskonflikt, der Unsicherheit in Zusammenhang
mit dem Brexit sowie einer angeschlagenen Autoindustrie, keine Unterstützung für die heimische Industrie
zu erwarten.
Der vorläufige Einkaufsmanagerindex der Eurozone liegt unverändert bei 45,7 Punkten, wobei der Wert von
41,9 Punkten für Österreichs größten Absatzmarkt Deutschland das gesamteuropäische Ergebnis
nach unten zieht. Zudem weisen die Komponenten des aktuellen Indikators für Österreich direkt auf eine
anhaltende Eintrübung der Industriekonjunktur hin. Zwar verbesserte sich das Verhältnis von Auftragseingang
zu Lagerbestand leicht, da sich der Index der Auftragseingänge leicht von 44,3 auf 45,5 Punkte erholt hat,
während der Index für die Verkaufslager von 50,8 auf 49,5 Punkte zurückging. Allerdings sind die
Verkaufslager immer noch stark genug befüllt, um das geringere Neugeschäft erfüllen zu können,
sodass in den kommenden Monaten die Produktion und die Beschäftigung wohl weiter nach unten angepasst werden
müssen.
„Die Konjunktursorgen der heimischen Industriebetriebe scheinen sich mittlerweile zu verfestigen. Seit vier Monaten
übersteigt die Anzahl der heimischen Betriebe, die auf Jahressicht einen Rückgang der Produktion erwarten,
jene der Unternehmen mit steigenden Aussichten. Mit 46,0 Punkten übertraf der Erwartungsindex nur geringfügig
das 7-Jahres-Tief des Vormonats“, meint Bruckbauer abschließend.
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