Brüssel (eu-int) - Die Europäische Kommission legte am Mittwoch (30. 03.) eine umfangreiche
neue Studie vor, in der untersucht wird, wie sich biometrische Technologien – unter anderem Fingerabdruck-, Iris-
und Gesichtserkennung – auf unseren Alltag auswirken werden. Nach der Entscheidung der EU über die Aufnahme
biometrischer Merkmale in Pässe, Visa und Aufenthaltstitel ab 2006 wird die Biometrik in unserem täglichen
Leben einen immer selbstverständlicheren Platz einnehmen. Die Kosten dafür werden sinken, die Menschen
werden sie auf Reisen kennen lernen und sich daran gewöhnen, und es werden mit Sicherheit weitere kommerzielle
und zivile Anwendungen folgen. Deshalb enthält der Bericht die Empfehlung, dass die politischen Entscheidungsträger
jetzt den Einsatz der Biometrik aktiv gestalten sollten, anstatt später nur zu reagieren.
Die Biometrik wird erheblich dazu beitragen, die europäischen Grenzen sicherer zu machen, den Grenzübertritt
zu erleichtern und die Vertrauenswürdigkeit von Identifikationsdokumenten zu erhöhen, und so einen Beitrag
zur Schaffung eines europäischen Raums des Rechts, der Freiheit und der Sicherheit leisten. Die Entwicklung
solcher Technologien kann eines der Elemente sein, die für eine sichere Wissensgesellschaft sorgen. Es ist
ein Ansatz erforderlich, der verschiedene Politikbereiche – Sicherheit, Industrie, Wettbewerb – zusammenführt,
damit Europa den Nutzen der Initiativen der Regierungen und der EU in Bezug auf biometrische Technologien voll
ausschöpfen kann.
Bei Entwicklung und Anwendung der Biometrik stellen sich eine Reihe von Herausforderungen:
- Hinsichtlich des wirtschaftlichen Aspekts wird in dem Bericht unterstrichen, dass die EU-Mitgliedstaaten beim
Entstehen einer florierenden europäischen Biometrikindustrie eine wichtige Rolle spielen können. Als
die Kunden, die die erste Anwendung von Biometrik in großem Maßstab weltweit lancieren, können
sie die Industrie zur Interoperabilität und zur Festlegung gemeinsamer Standards drängen, die den Wettbewerb
und die Schaffung von Arbeitsplätzen fördern.
- Hinsichtlich des rechtlichen Aspekts kommt der Bericht zu dem Schluss, dass die Mitgliedstaaten geeignete Garantien
für das Privatleben und den Datenschutz bieten müssen, indem sie für die Kontrolle der Nutzung biometrischer
Daten sorgen und ihren Missbrauch verhindern.
- Hinsichtlich des technologischen Aspekts wird in dem Bericht darauf hingewiesen, dass unabhängige empirische
Daten fehlen. Daher müssen dringend Feldversuche in großem Rahmen durchgeführt werden, um zu gewährleisten,
dass die Einführung biometrischer Systeme erfolgreich ist.
- Hinsichtlich des sozialen Aspekts ist es nach Aussage des Berichts erforderlich, gezielt drauf hinzuarbeiten,
dass biometrische Anwendungen von den Bürgern angenommen werden, indem ihr Zweck und ihre Grenzen klar vorgegeben
werden. Gleichzeitig wird die Gefahr angesprochen, dass ein kleiner, aber wichtiger Teil der Bevölkerung sozial
ausgegrenzt werden könnte. Dies könnte der Fall sein, wenn die Bürger nicht bereit sind, die erforderliche
Biometrik anzuwenden, oder dies aufgrund von Faktoren wie Alter oder Behinderung nicht können. Künftige
Systeme sollten so konzipiert sein, dass es möglichst wenig zu sozialer Ausgrenzung kommen kann.
Der Bericht wurde von der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission im Auftrag des Ausschusses
des Europäischen Parlaments für die Freiheiten und Rechte der Bürger, Justiz und innere Angelegenheiten
erstellt und wurde am Mittwoch (30. 03.) vorgelegt.
|