Computer als Pianisten   

erstellt am
11. 09. 08

JKU-Forschungsprojekt räumt bei der diesjährigen RENCON-Veranstaltung drei Preise ab
Linz / Sapporo (universität linz) - Computerwissenschafter der Johannes Kepler Universität haben Formeln für musikalische Computer-Interpretation gefunden und lehren Maschinen zu spielen wie die großen Meister. Für diese Innovation haben Univ. Prof. Dr. Gerhard Widmer und sein Team im Zuge des diesjährigen "Performance Rendering Contest" im japanischen Sapporo drei Hauptpreise - den Rencon Award, den Rencon Technical Award und den Rencon Performance Rendering Contest - gewonnen.

RENCON (Performance Rendering Contest) ist eine weltweit stattfindende wissenschaftliche Veranstaltung, die heuer in Sapporo durchgeführt wurde. Im Zuge dieses Treffens präsentieren Wissenschafter aus aller Welt ihre Forschungsprojekte, in denen Computer vorgegebene Musikstücke mit "Ausdruck" interpretieren (d.h. auf einem Computerflügel spielen) müssen. Ausdrucksvolle Musikinterpretation bezeichnet all jene Dinge, die ein klassischer Musiker, beispielsweise ein Konzertpianist, während des Musikstückes tut, damit die Musik "zum Leben erweckt wird". Dazu gehören das Variieren des Tempos und der Lautstärke. Manche Spielweisen sind im Notentext vorgeschrieben, doch die individuelle gefühlvolle Spielweise geht vom Musiker selbst aus.

"Mit Hilfe neuer, intelligenter Computermethoden wollen wir Licht in dieses komplexe künstlerische Verhalten bringen. Um diese Dinge zu erforschen, müssen wir zuerst mal vermessen, was Pianisten beim Spielen wirklich tun und was sie zugleich auch unterscheidet. Das ergibt eine riesige Menge von Messdaten, die wir mit Computerhilfe sichtbar machen und analysieren", sagt Univ. Prof. Dr. Gerhard Widmer, Leiter des Instituts für Computational Perception.

Widmer und sein Forschungsteam (Dr. Maarten Grachten, Dipl.-Inf. Sebastian Flossmann und DI Bernhard Niedermayer) versuchen seit einigen Jahren, diesen so genannten "Horowitz-Faktor" (Interpretieren wie Meisterpianist Horowitz) quantitativ auf den Punkt zu bringen. Dazu werden neueste Methoden des maschinellen Lernens angewendet. Mit diesen Daten versucht der Computer, aus Interpretationen wirklicher Musik zu lernen und diese selbst ausdrucksvoll zu spielen. "Und genau so ein von uns entwickeltes selbst lernendes Computerprogramm hat bei der diesjährigen RENCON -Veranstaltung diese drei Hauptpreise gewonnen. Es zeigt uns, dass unsere Grundlagenforschung zum Thema Musikinterpretation auf dem richtigen Weg ist und es zeigt uns natürlich auch, dass wir weltweit in diesem Forschungsbereich zur Spitze gehören. Ausländische Gutachter und die Scientific Community bestätigen uns das regelmäßig", sagt Widmer stolz.

Informationen: http://www.cp.jku.at
 
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