Wissenschaft und Technik
der Woche vom 15. 01. bis 21. 01. 2002

   
Österreichische Forscher zeigen starkes Engagement am Balkan
Wien (pte) - Eine mit 4,3 Mio. Euro dotierte Ausschreibung für wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit mit den fünf westlichen Balkanländern Albanien, Bosnien und Herzegowina, Jugoslawien, Kroatien und Mazedonien hat vorwiegend österreichische Forscher auf den Plan gerufen. Jede dritte Organisation, die im Rahmen von "INCO-Copernicus-Balkan" eine Förderzusage bekommen hat, stammt aus Österreich. Am 4. und 5. Februar 2002 wird das Büro für Internationale Forschungs- und Technologiekooperation BIT zur Stärkung der österreichisch-kroatischen Forschungskooperation unter Einbeziehung junger Forscher einen Wissenschaftstag in Zagreb organisieren.
Insgesamt wurden 43 Projekte unter Beteiligung von 122 Organisationen aus der EU für gemeinsame Forschungsprojekte eingereicht. Nach einer Evaluierung wurden acht Projekte als hervorragend beurteilt, weitere fünf als förderungswürdig auf die "Reserveliste" gesetzt. Neun der 30 an diesen Projekten beteiligten Organisationen aus den EU-Ländern kommen aus Österreich. Themenschwerpunkte der Ausschreibung waren: Umweltmanagement für industrielle Ballungsräume, Entwicklung von umweltfreundlichen industriellen Technologien und Verbesserung der Post-Konflikt-Gesundheitsprobleme.
Österreich hat sich bereits am Zustandekommen der speziellen Ausschreibung sowie an der Integration der Balkan-Staaten in das EU-Rahmenprogramm beteiligt. Die Ausschreibung wurde 1999 vom BIT-Direktor Manfred Horvat der EU vorgeschlagen und von der Kommission umgesetzt. Eine Konferenz mit Beteiligung des Wissenschafts- und Wirtschaftsministeriums, der EU-Kommission und des SECI (Southeast European Cooperative Initiative) führte zur Formulierung des "Vienna Memorandum", das die Grundlage für die Integration der Balkan-Staaten in die europäische Forschungszusammenarbeit darstellt.

 
Pestwurz gegen Heuschnupfen?
London (pte) - Schweizer Forscher haben in der Pflanze Pestwurz die gleichen Wirkstoffe gegen Heuschnupfen gefunden, wie sie in chemischen Antihistaminen seit Jahrzehnten verwendet werden. Die Pflanzenextrakte haben gegenüber den Medikamenten aber den Vorteil, dass sie nicht müde und schläfrig machen. Das berichtet das British Medical Journal.
Die Forscher gaben 125 Allergikern einerseits sowohl Cetrizine, ein Antihistamin, als auch Pestwurz-Extrakte. Nach rund zwei Wochen hatten beide Patientengruppen die gleichen Effekte. Obwohl Cetrizine eigentlich keine sedative Wirkung hat, klagten die Patienten, die mit dem Antihistamin behandelt worden waren, über mehr Müdigkeit als die Patientengruppe, die mit der rein pflanzlichen Substanz behandelt wurde.
Kritisch äußerte sich der britische HNO-Spezialist vom Royal Preston Hospital John de Carpentier. Es sei wünschenswert, dass neue Medikamente gegen Allergien gefunden werden, da es viele Patienten gebe, die mit den bisher am Markt befindlichen nicht mehr auskommen und die gewünschte Heilung ausbleibe. Dennoch rate er nicht zur Einnahme von Kräutersubstanzen, wenn diese noch nicht ausreichend klinisch getestet wurden. Unbestritten ist jedoch auch vom Mediziner der biochemische Bestandteil in der Pflanze.
Pestwurz (Petasites hybridus) wird in Europa und Asien seit Jahrhunderten als Heilpflanze verwendet. Bereits im Mittelalter wurden Pflanzenextrakte gegen Fieber und Pest verwendet. Im 17. Jahrhundert wurde die Pflanze gegen Husten, Asthma und Hautverletzungen eingenommen. Auch zur Behandlung von Erkrankungen im Magen-Darm Bereich sowie bei Blasenleiden findet sie Verwendung. Die Deutsche Ärztezeitung hat in einem 1997 veröffentlichten Artikel des Mediziners Werner Grossmann über die erfolgreiche Pestwurz-Therapie gegen Migräne berichtet.

 
Frequentis liefert Test-Gerät für Seefunk-Standard
Wien (pte) - Das Wiener Unternehmen Frequentis ist mit seinem Test-Tool für das Seefunk-System "Digital Selective Calling" (DSC) in der Endauswahl des österreichischen Innovationsstaatspreises 2001. Der DSC-Analyser erlaubt es, verschiedene Szenarien im Funkverkehr zwischen Schiffen und Küstenfunkstationen durchzuspielen.Den Anstoß zur Entwicklung des Systems liefert die weltweit verpflichtende Einführung des DSC-Protokolls, eines internationalen Seefunk-Standard für die Datenübertragung. Das Protokoll erlaubt das selektive Ansprechen von Schiffen oder Küstenfunkstationen per Funk. Allerdings kommt es bei der Implementierung des Standards noch zu Schwierigkeiten, da nicht alle Geräte 100 Prozent kompatibel sind.
Der DSC-Analyser ermöglicht erstmals, das Verhalten von DSC-Geräten während der Übertragung zu simulieren und für die spätere Analyse zu speichern. Der wichtigste Teil ist die Simulation von DSC-Telegrammen, um die Reaktion von Empfangsgeräten in Küstenfunkstationen zu überprüfen. Der DSC-Analyser überprüft, ob die Funkausrüstung den internationalen Normen entspricht, und kann Übertragungsfehler, Störungen im Funkkanal oder Hochlastsituationen, wie sie im Katastrophenfall auftreten, simulieren.
Für die einfache Bedienung des Geräts sorgt ein grafisches Benutzer-Interface mit umfangreichen Möglichkeiten zur Signaldarstellung. Im laufenden Betrieb von Küstenfunkstationen zeichnet der Analyser die Kommunikationsabläufe über längere Zeiträume auf. Eine Funktion, die vor allem in Seenotfällen wichtig ist. Frequentis begann mit der Entwicklung des DSC-Analysers 1999. Erstmals in der Praxis implementiert wurde das System 2001 für norwegische Küstenfunkstationen.
Das Unternehmen entwickelt seit über 50 Jahren integrierte Kommunikationssysteme für die Luftverkehrskontrolle, Einsatzorganisationen oder den Personenverkehr. Im Bereich der Flugsicherheitssysteme hält das Unternehmen einen Marktanteil von 30 Prozent. Frequentis beschäftigt derzeit über 500 Mitarbeiter und erzielte im Jahr 2001 einen Jahresumsatz von 91 Mio. Euro. Das Unternehmen gewann 2001 zum dritten Mal in Folge den Mercur-Innovationspreis der Wiener Wirtschaftkammer.

 
Revolutionäre Therapie im Kampf gegen die Sepsis
Wien (php) - In den USA wurde im Dezember 2001 die neue Substanz "aktiviertes Protein C (APC)" des internationalen Pharmakonzerns Eli Lilly zur Therapie der schweren Sepsis von der "Food and Drug Administration" FDA) zugelassen. In einer Untersuchung konnte unter dieser Therapie das relative Todesrisiko um 19,4 Prozent gesenkt werden. Die Zulassung in Österreich wird noch im heurigen Jahr erwartet.
Unter einer sogenannte Blutvergiftung oder Sepsis versteht man eine Allgemeininfektion, die infolge konstanter oder periodischer Ausschüttung von Mikroorganismen wie z.B. Bakterien auftritt. Sie wird nicht daher nicht als eigenes Krankheitsbild angesehen, da die Ursachen und Erscheinungsformen zu vielfältig sind. Im Rahmen der Sepsis kommt es unter anderem zu einer Verschiebung der Balance im Bereich der Blutgerinnung. Während sich bei Gesunden gerinnungsfördernde und –hemmende Kräfte die Waage halten, sind diese im Fall einer Sepsis in Richtung der gerinnungsfördernden Kräfte verschoben. Dies führt bei schweren Fällen von Sepsis zur Blutgerinnung in den kleinsten Gefäßen praktisch des gesamten Körpers (disseminierte intravasale Gerinnung, DIC). Da dadurch die Blutzirkulation und Versorgung der lebenswichtigen Organe erschwert bis unmöglich wird, kann eine schwere Sepsis zum Tod führen.
Aktiviertes Protein C ist ein natürlicher Eiweißstoff, der normalerweise im Körper gemeinsam mit anderen Faktoren eine zu starke Blutgerinnung verhindert. Im Rahmen einer Sepsis wird dieses körpereigene Protein C schnell verbraucht und der Krankheitsprozess nimmt seinen Lauf. Erstmals kann nun dieses Eiweiß durch das naturidentische, rekombinant hergestellte aktivierte Protein C des Pharmaunternehmens Eli Lilly ersetzt und so die Sepsis auf der Ebene der Blutgerinnung bekämpft werden. In einer im März vergangenen Jahres im New England Journal of Medicine veröffentlichten Untersuchung konnte durch Einsatz von aktiviertem Protein C bei Patienten mit schwerer Sepsis das relative Todesrisiko um 19,4 Prozent gesenkt werden.
"Xigris® (rekombinantes, humanes Aktiviertes Protein C) ist eine hochinteressante Substanz zum Einsatz bei Patienten mit Sepsis", sagt Univ.-Prof. Dr. Christoph Wenisch, Abteilung für Infektiologie, Medizinische Universitätsklinik, Graz, der mit seiner Arbeitsgruppe an einer klinischen Studie mit dem neuen Präparat teilnimmt.
Wenisch weiter: "Die massiven Gerinnungsstörungen im Rahmen einer Sepsis können damit erstaunlich rasch positiv beeinflusst werden. Zu einer generellen Beurteilung dieser Substanz fehlen allerdings noch Daten. Es ist bisher nicht klar, welche Patientengruppen vom Einsatz dieser Substanz wirklich profitieren. Der Art der zugrundeliegenden Infektion als Anlass für die Entstehung der Sepsis sollte dabei mehr als bisher Rechnung getragen werden."

 
Nature Trail für Salzburg
Salzburg (uni) - „Nature Trail Salzburg“ will der neue Geographie-Professor an der Uni Salzburg Jürgen Breuste ab Sommersemester 2002 mit Studierenden erarbeiten. Dabei sollen die besonders wertvollen und „schönen“ Naturelemente im Raum Salzburg zunächst in ihrer Bedeutung identifiziert werden. Der nächste Schritt ist dann, auf breiter Basis darüber zu informieren. Zunächst sind virtuelle Führungen entlang des Weges durch Salzburgs Naturschönheiten geplant. Später soll man den „Nature Trail Salzburg“ auch wirklich begehen und gleichzeitig Informationen zu den einzelnen Naturelementen erhalten können. Was dabei immer mitgedacht wird, ist so Breuste - die Frage: Wie soll unsere Kulturlandschaft, speziell die von Salzburg, in Zukunft aussehen? Wird Salzburg weiterhin „schön und ein guter Ort zum Leben“ sein? Diese berühmten Standortqualitäten Salzburgs neben anderen zu erhalten, dazu will Breuste mit seinen Studierenden beitragen.
Seinen Dienst als Universitätsprofessor für Geographie begann er im Herbst 2001. 1956 in Halle an der Saale geboren, hat Breuste an der Universität Halle-Wittenberg Geographie studiert, hier 1983 promoviert und sich 1987 für Physische Geographie habilitiert. Ab 1988 lehrte er vier Jahre Thematische Karthographie an der Universität Greifswald und wirkte als Lehrbeauftragter für Stadtökologie an der TU Dresden. Von 1992 bis 2001 war Breuste dann als Forschungs- bzw. Projektbereichsleiter am Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle tätig, einem von 13 Hermann v. Helmholtz-Großforschungszentren in Deutschland. Ab 1995, nach einer Gastprofessur für Stadtökologie und Stadtplanung an der Universität Aalborg, Dänemark, wirkte er als Universitätsprofessor für Geoökologie an der Universität Leipzig.
Als Spezialist für Landscape Ecology, Urban Ecology, Environmental Geography und Nature Conservation Strategies stellt sich Breuste auch in der Homepage vor, ebenso als Leiter zahlreicher Forschungsprojekte in diesem Bereich.
1998 bis 2001 arbeitete er beispielsweise im Rahmen des Programms „Sustainable urban development Strategies for the cities of Leipzig (Germany) and Mendoza (Argentina)“ mit dem Forschungszentrum CRYCIT Mendoza/Argentinien zusammen. Seit 2001 koordiniert er das EU-Projekt "Development of Urban Greenspaces to Improve the Quality of Life in Cities and Urban Regions”. Weiters entwickelt er im Rahmen nationaler und internationaler Programme Perspektiven für die Zukunft von Städten und Regionen. Und zwar nicht nur in Deutschland und Österreich, sondern auch in den Gebieten entlang des einstigen Eisernen Vorhangs, aber auch in Indien, Südafrika, Südamerika und künftig auch in Sibirien. Stadtökologie, Kulturlandschaftsforschung und Umweltgeographie bzw. Umweltmanagement sind demnach auch in Salzburg Breustes Schwerpunkte in Forschung und Lehre. Beides will er sehr eng miteinander verbinden.
So ist bereits im Wintersemester 2001/02 eine Serie von Lehrveranstaltungen angelaufen, die sich mit Landschaftsplanung im Sinne der European Landscape Convention (2000) befassen. Jeweils im Wintersemester gibt es eine Übung zum Thema und im Sommersemester dann eine Exkursion in eine bestimmten Region, bei der die Studierenden dann auch praktisch arbeiten und dabei versuchen werden, die Entwicklung in eine positive Richtung zu lenken. Wobei es schwierig ist, die in einer Region gemachten Erfahrungen auf eine andere anzuwenden. Um neue Perspektiven zu entwickeln, muss man jeweils mit den Menschen der Region zusammenarbeiten, mit der Politik, der Wirtschaft. Denn Entwicklung soll nicht nur bewirken, dass man in einer Region sein materielles Auskommen findet, sondern dass man gut leben kann, im Sinne von Umweltqualität und Ästhetik.

 
Folientechnik revolutioniert Bauteil-Technologie für Autoindustrie
Karlstein (pte) - Für die Ingenieur-Leistung im Bereich der Mechatronic-Baugruppen für Automobile ist Pollmann Austria mit dem "Karl Ritter von Ghega-Innovationspreis der Wirtschaftskammer Niederösterreich" ausgezeichnet worden. Das Unternehmen ist damit für den Innovationsstaatspreis 2001 von Niederösterreich nominiert worden.
Das Unternehmen Pollmann-Austria hat den Innovationspreis für die Entwicklung des Folienschlosses (Foto) erhalten. Das sind flexible, im fototechnischen Verfahren hergestellte mit elektronischen Bauteilen bestückte Leiterbahnen, die mit Kunststoff-Gehäusen umspritzt werden. Diese Bauteile sind für die Automobil-Industrie ebenso wichtig wie für die Unterhaltungselektronik. Die Innovationsleistung besteht im Umspritzen von so genannten "flexible printed circuits" in Kunststoff.
Diese Technologie ermöglicht die Integration einer Steuerelektronik und Sensorik in Mechatronic-Baugruppen. Bisher sind Sensoren ausgelagerte Bauteile oder sie wurden in aufwändigen Verfahren gegen das Eindringen von Staub, Wasser und anderen mechanischen Einflüssen geschützt. Die neue Technologie ermöglicht eine direkte Integration dieser Bauteile. Durch einen Umspritzungsprozess werden die Teile vor allen Umwelteinflüssen geschützt. Anwendungsbereiche dafür sind beispielsweise die Integration intelligenter Schaltungen in Baugruppen, die in Getriebegehäusen für Schließsysteme, Scheibenwischermotoren und in der Unterhaltungselektronik Einsatz finden.
Pollmann liefert aber nicht direkt an die Automobilhersteller, sondern an Zulieferer-Unternehmen wie Inalfa, Webasto, Bosch, Visteon und Schukra. Pollmann-Baugruppen werden für Türschließsysteme, Fronthaubenschloss-Systeme, Schiebedachmechaniken, und Scheibenwischer-Motordeckel verwendet. Diese finden sich zum Beispiel in Autos von BMW, Ford, General Motors, Jaguar, Lincoln und Mercedes Benz. Ab 2002 produziert Pollmann Türschließsysteme für alle weltweit erzeugten Ford Focus-Modelle.
Pollmann Austria beschäftigt derzeit rund 430 Mitarbeiter und erzielte im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 37 Mio. Euro. Der Umsatz des Unternehmens und die Zahl der Mitarbeiter haben sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Der Export-Anteil beträgt 80 Prozent. 80 Prozent des Umsatzes wird in der Automobilbranche erzielt, 15 Prozent im Bereich "Consumer Electronics" wie zum Beispiel bei Video Chassis für VCR-Recorder von Philips. Das Unternehmen hat Niederlassungen in den USA, Tschechien, Frankreich und Großbritannien. Das geplante Umsatz-Wachstum für das Gesamtunternehmen liegt bis 2005 bei jährlich zehn Prozent.

 

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