Österreichische Erstaufführung einer Barockoper des 17. Jahrhunderts
Wien - Die Wiener Kammeroper setzt damit ihren, in der vergangenen Spielzeit so erfolgreich gestarteten,
Barockopern-Zyklus mit einem frühen Meisterwerk des Italieners Francesco Cavalli (1602-1676) fort. Bernhard
Klebel, der bereits eine große Anzahl unveröffentlichter Barockopern und Oratorien herausgab und bearbeitete,
zeichnet auch bei diesem 150minütigen Werk gemeinsam mit Rudolf Hinterdorfer für die musikalische Fassung
verantwortlich. Richard Bletschacher übernahm die Übersetzung von „Gli amori di Apollo e di Dafne“ (Libretto:
Giovanni Francesco Busenello), wie die Oper im Original lautet, ins Deutsche.
Inhalt
Aurora, die Göttin der Morgendämmerung, verlässt ihren machtlosen und unfähigen Ehemann
Tithonus, um Apollos Triumphwagen zu lenken. Sie trifft Cephalus, der seine Frau Procris für Aurora verlassen
hat. Er ist eifersüchtig auf Tithonus. Aurora versichert ihm wiederholt ihrer Liebe, obgleich sie nicht bei
ihm bleiben könne. Venus entsendet ihren Sohn Cupid, um Apollo zu bestrafen, der sie beleidigt hat. Im Wald
erfreut sich indessen die Nymphe Daphne an ihrer uneingeschränkten Freiheit: sie möchte nichts mit der
Liebe zu tun haben! Ihre Freundin Philena warnt sie, dass das Leben ohne Liebe keinen Sinn und Wert habe.
Apollo, in Thessaly auf der Jagd, erblickt Daphne. Cupid schießt seinen Pfeil ab, woraufhin sich Apollo in
Daphne verliebt. Ungeachtet Philenas dringender Bitten, weist Daphne Apollo ab und bittet ihren Vater Peneios sie
vor „der Liebe“ zu schützen, woraufhin dieser die einzige Lösung darin sieht, Daphne in einen Lorbeerbaum
zu verwandeln. Apollo ist untröstlich und sein Herz gebrochen. Aber der Waldgott Pan tröstet ihn, indem
er ihm erzählt, als er selbst von Syrinx einst zurückgewiesen wurde, habe er sie in eine Pfeife verwandelt
und nun könne er sie küssen, wann immer er wolle.
Paul Flieder (Regisseur) zum Stück
Apollo und Daphne – aha, das übliche antike Wallawalla-Theater, erhaben, klug und fad. So das spontane
Vorurteil, wenn man nur den Titel liest und dabei zwangsläufig an den altsprachlichen Unterricht im Gymnasium
erinnert wird. Stimmt eben nicht. Die Götter in dieser Oper sind überaus menschlich, lieben und lügen,
schwindeln und schwafeln, und verhalten sich oft wie die Kids in einer Fernsehsoapopera. Allerdings ist die Oper
phantasievoller. Oder hat sich in „Guten Zeiten, Schlechten Zeiten“ schon einmal jemand in einen Stein, in einen
Lorbeerzweig oder in ein Schilfrohr verwandeln können, um einem ungeliebten Liebhaber elegant entfliehen zu
können? Dazu hat Cavallis Musik auch noch Elemente der heutigen Popmusik, in der Instrumentation und in der
Rhythmik. Mit einem Augenzwinkern sollen in der Inszenierung die Elemente der großen klassischen Sagen, die
Verspieltheit des Barock und Zitate aus dem heutigen Leben miteinander verknüpft werden.
Francesco Cavalli (Komponist)
Eigentlich Pier Francesco Caletti-Bruni - nahm den Namen eines venezian. Edlen an der ihn zur Ausbildung
nach Venedig holte, war ein zu seiner Zeit hochgeschätzter Kirchenkomponist, geboren in Cremona 14.2.1602,
gestorben in Venedig 17.1.1676, 1617 Sänger an San Marco, 1665 Organist, seit 1668 Kapellmeister an der Markuskirche
in Venedig; prägte in der Nachfolge von Claudio Monteverdi den Stil der venezianischen Oper, indem er die
Monodie des Rezitativs durch ariose Einschübe auflockerte und damit die Trennung von Arie und Rezitativ vorbereitete.
Kennzeichnend für Cavalli ist sein dramatisches Talent. Er schrieb 42 Opern (u.a. „Gli amori di Apollo e
di Dafne” 1640, Il Giasone“ 1649, „Il Serse“ 1654, „L’Ercole amante“ 1662 zur Vermählung Ludwigs XIV.), Messen,
Psalmen und ein Requiem (1675).
Giovanni Francesco Busenello (Librettist)
Geboren in Venedig 1598, gestorben ebenda 1659; lebte als sehr anerkannter Advokat in Venedig, wurde der erste
große Librettist der Operngeschichte, u.a. zu „Gli amori di Apollo e di Dafne“ (1640, Cavalli), „Didone“
(1641, Cavalli), „L’Incoronazione di Poppea (1642, Monteverdi) sowie zu allen anderen Werken von Cavalli.
Aufführungsgeschichte zum Werk
„Gli amori di Apollo e di Dafne“ (Die Liebe des Apollon und der Daphne)
Oper in 1 Prolog + 3 Akten
Uraufführung: Karneval 1640 in Venedig (Teatro San Cassiano),
Aufführungen: 1647 in Venedig (Teatro Santi Giovanni e Paolo). 25. / 27. März 1999 in
Fano/Italien (Teatro della Fortuna, Regie: Pier Luigi Pizzi), 31. Mai 1998 in Fano/Italien (Regie: Pier Luigi
Pizzi).
Premiere: 20. Februar 2003 / 19.30h
Musikalische Leitung: Bernhard Klebel
Regie: Paul Flieder
Ausstattung: Otto Sujan
Choreographie: Eva Reinthaller
Licht: Lukas Kaltenbäck
Vorstellungen: 22., 25., 27. Februar 2003; 1., 4., 6., 8., 11., 13., 15., 18., 20., 22., 25., 27.,
29. März 2003 (jeweils 19.30h)
Karten: Tageskasse (Mo-Fr. 12h-18h), Fleischmarkt 24, 1010 Wien; Tel. +43-1- 512 01 00 / 77.
Preise: 40,00 Euro, 14,00 Euro |