Utl.: Trotz großer Erfolge bestehen noch viele Hemmnisse
Brüssel (evp-pd) - "Zum zehnten Geburtstag des EU-Binnenmarktes darf man die greifbaren
und nachweisbaren Vorteile des Binnenmarktes für alle Europäer durchaus anerkennen. Man muss aber auch
ganz deutlich sagen, dass der Binnenmarkt noch nicht vollendet ist: Zu viele Hemmnisse bestehen noch, vor allem
im Bereich der Dienstleistungen. Die Blockierer und Bremser müssen die Ungeduld nicht nur der Kommission.
sondern aller europäischen Bürger zu spüren bekommen", forderte der Wirtschaftssprecher der
EVP-ED-Fraktion im Europäischen Parlament, Mag. Othmar Karas, am Donnerstag (09. 01.).
Einem ökonomischen Modell der Kommission zufolge sei das BIP der EU im Jahre 2002 dank des Binnenmarkts um
schätzungsweise 1,8 Prozentpunkte oder 164,5 Mrd. Euro höher als es ohne Binnenmarkt wäre. Die Beschäftigung
liegt um 1,46 Prozentpunkte höher, was 2,5 Millionen zusätzlichen Arbeitsplätzen entspricht. "In
den letzten zehn Jahren hat der Binnenmarkt den Wohlstand der Union um 877 Mrd. Euro gesteigert. Das bedeutet,
jeder Haushalt in der Union hat durchschnittlich 5 700 Euro mehr zur Verfügung", so der österreichische
Europaparlamentarier.
Auch die Unternehmen haben neue Marktchancen in anderen Mitgliedstaaten genutzt, die Preise für viele Waren
und Lebensmittel haben sich auf einem niedrigeren Niveau einander angenähert. Ein einheitliches System macht
es auch für Unternehmen aus Drittländern einfacher, auf dem Markt Fuß zu fassen, wodurch sich der
Wettbewerb weiter verschärft und sich auch das Warenangebot noch vergrößert. "Ich sage daher
uneingeschränkt Ja zu einem sich voll entfaltenden Binnenmarkt, der seine gesamte Dynamik zum Wohle Europas
entwickeln kann", betonte Karas. Der EVP-Wirtschaftssprecher forderte daher zur Beseitigung der noch bestehenden
Hemmnisse mehr Ernsthaftigkeit statt Halbherzigkeit, mehr Tempo statt Verzögerung und mehr Verantwortung für
das Ganze statt Kantönle-Geist. "Die Richtlinien müssen rascher umgesetzt werden. Wir benötigen
eine Beschleunigung des Entscheidungsprozesses, nicht 28 Monate wie bei der betrieblichen Altersvorsorge. Wir benötigen
die Debatte, dass die Kompetenzregelungen im Lichte der Binnenmarktstrategie überprüft werden und im
Lichte der Lissabon-Strategie und zur Grundlage der Arbeit im Konvent gemacht werden", sagte Karas.
Nach der Erweiterung im Mai 2004 gelte es zunächst sicherzustellen, dass der Binnenmarkt auch mit 452 Millionen
Bürgern reibungslos funktioniert. "Die zweite Herausforderung besteht darin, das Ziel von Lissabon zu
erreichen, nämlich bis 2010 der wettbewerbsfähigste und dynamischste wissensbasierte Wirtschaftsraum
der Welt zu werden. Dazu sind weitreichende wirtschaftliche und strukturelle Reformen nötig, auch und vor
allem in Bezug auf den Aktionsplan für Finanzdienstleistungen, das Steuerpaket und natürlich auch die
Fragen der Bildungs-, Forschungs- und Sozialpolitik", sagte Karas abschließend. |