Wien (rk) - Die Volksschule VBS 16 (Vienna Bilingual School) in der Herbststraße 86 wird in "Marie
Jahoda-Schule" benannt. Die Benennung der Schule nach der wegweisenden Soziologin und die Enthüllung
der Gedenktafel an der Schule durch Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny findet am Freitag (17. 01.)
statt.
Die große Dame der internationalen Sozialforschung
Marie Jahoda wurde durch ihre Arbeit zur großen Dame der internationalen Sozialforschung. Ihre wegweisende
1933 in gemeinsamer Arbeit mit ihrem Mann Paul Lazarsfeld und Hans Zeisl veröffentlichte Studie "Die
Arbeitslosen von Marienthal" wurde zu einem Klassiker der Sozialforschung. Marienthal, südöstlich
von Wien, in dem 1000 Menschen durch die Schließung einer Textilfabrik ihre Arbeit verloren hatten, wurde
zu einem Beispiel für den Absturz eines ganzen Ortes durch die Arbeitslosigkeit. Die von Otto Bauer angeregte
Studie führte zur Erkenntnis, dass Arbeitslosigkeit nicht zur Revolution, sondern zur Resignation führt.
Marie Jahoda, 1907 in Wien geboren, nahm schon als Mittelschülerin an politischen und kulturellen Aktivitäten
der "Vereinigung sozialistischer Mittelschüler" teil. Sie studierte neben der Ausbildung zur Volksschullehrerin
Psychologie, 1926 heiratete sie Paul Lazarsfeld und wirkte in der Folge im Karl-Marx-Hof als Arbeiterbibliothekarin,
1932 schloss sie ihr Studium ab, 1934 schloss sie sich den "Revolutionären Marxisten" als Mitarbeiterin
Josef Buttingers an. 1937 emigrierte sie nach England, wo sie eine wichtige Mitarbeiterin der "Österreichischen
Sozialisten in Großbritannien" wurde, 1945 ging sie aus familiären Gründen in die USA. 1958
wurde ihr Angebot , nach Österreich zurückzukehren, abgelehnt, sie ging wieder nach Großbritannien,
wo sie eine Professur für Sozialpsychologie an der neugegründeten University of Sussex übernahm.
Am 29. April 2001 starb sie in Sussex.
Marie Jahoda publizierte eine ganze Reihe sozialpsychologischer und sozialwissenschaftlicher Arbeiten darunter
"Anti-Semitism and emotional disorder. A psychoanalytic interpretation" (1950), "Studies in the
scope and method of 'The autoriarian personality'" (1954), "Current concepts of positive mental health"
(1958) und verfasste das Standardlehrbuch "Research methods in social relations, with special reference to
prejudice", das eine Reihe von Neuauflagen mit wechselnden Bearbeitern erlebte.
Sie wurde unter anderem mit dem Preis der Stadt Wien für Geistes- und Sozialwissenschaften und dem Großen
Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. |