Leoben (idw) - Die an der österreichischen Montanuniversität Leoben entwickelten Fördersysteme
werden der weltweiten Forderung nach billiger, effizienter und wartungsarmer Fördertechnik gerecht. Die Überwindung
von Flüssen, Bergen oder auch Gebäuden stellt damit für den Bergbau keinen Mehraufwand mehr dar.
Massenschüttgüter bilden die Basis unserer technisierten Gesellschaft. Es handelt sich dabei um Erze
und mineralische Rohstoffe unterschiedlichster Art, die zur
Horizontalkurven sind mit dem neu entwickelten Gurtförderer kein Problem mehr |
Produktion von industriell eingesetzten Werkstoffen benötigt werden. Die in den Bergbauen gewonnenen Massenschüttgüter
müssen vom Gewinnungsort zu den Aufbereitungsanlagen und weiter zu den Produktionsstätten befördert
werden.
Transport ist entscheidender Kostenfaktor
Aufgrund des spezifisch geringen Wertes dieser Güter ist daher der Kostenanteil der Förderung
eine entscheidende Einflussgröße auf den Gesamtpreis des Produktes. Diese Tatsache führt in allen
Betrieben der Welt zur Forderung nach billigen, effizienten und wartungsarmen Fördersystemen. Am Institut
für Fördertechnik und Konstruktionslehre der österreichischen Montanuniversität Leoben wurden
unter der Leitung von Professor Dr. Franz Kessler Fördersysteme entwickelt, die dieser Forderung der Industrie
gerecht werden.
Flexibles Fördersystem
Das Problem, mit dem sich die Leobener Experten hauptsächlich konfrontiert sahen, war die Tatsache,
dass in der sehr verbreiteten Gurtfördertechnik
Innovative Tragrollenstühle passen sich den Kurvenradien optimal an
Fotos: Montanuniversität Leoben |
der Streckenverlauf normalerweise gerade ist. Das bringt große Nachteile wenn Hindernisse, wie Flüsse,
Seen, Berge oder auch Gebäude einer geraden Fördertrasse im Wege stehen. In diesen Fällen müssen
mehrere geradlinige Förderer mit den erforderlichen Übergabestellen hintereinander angeordnet werden.
Neben betrieblichen Problemen treten an den Übergaben dann auch hohe Lärm- und Staubentwicklungen auf.
Ebenso sind Energieversorgungsleitungen zu allen Zwischenantriebsstationen zu verlegen. "Unsere Aufgabe war
es nun, Möglichkeiten zu finden, den Streckenverlauf der Gurtförderer den Geländegegebenheiten anzupassen",
erläutert Professor Kessler.
Gelungen ist das dem Forscherteam mit Hilfe von sogenannten Vertikal- und Horizontalkurven. Die Förderstrecke
kann so in einem Stück ohne Übergabestellen ausgeführt werden. "Die Führung des Gurtes
durch die Horizontalkurven war dabei aber die besondere Herausforderung", stellt der Experte fest.
Weltweit im Einsatz
Die Neuentwicklungen des Institutes bezogen sich daher auf die den Gurt unterstützenden Tragrollenstühle,
die sich den auftretenden Gurtzugkräften und vorgegebenen Kurvenradien selbsttätig anpassen und sowohl
den beladenen als auch den unbeladenen Gurt optimal durch die Horizontalkurve lenken. Da diese Tragrollenstuhlsysteme
selbsteinstellend sind, muss bei der Montage kein großer Aufwand mehr betrieben werden. "Unsere entwickelten
Gurtlenksysteme kommen nun weltweit zum Einsatz und stellen und für die Betreiber eine äußerst
kostengünstige und umweltfreundliche Lösung zur Schüttgutförderung dar", so Professor
Kessler. |