William McDonough, Vorsitzender des Baseler Bankenausschusses bei OeNB-
Diskussionsverantstaltung
Wien (oenb) - „Basel II ist aus Sicht der Geldpolitik ein Schritt in die richtige Richtung“ betonte
der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, Dr. Klaus Liebscher, am Dienstag (14. 01.)
anlässlich einer Diskussionsverantstaltung in der OeNB zum Thema „Die ökonomischen Folgen von Basel II“,
bei der der Vorsitzende des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht und Präsident der Fed New York William
McDonough, das Hauptreferat hielt. Liebscher wies darauf hin, dass das Hauptanliegen der internationalen Bankenaufseher
die Sicherstellung der Stabilität der Finanzmärkte und die Definition entsprechender Maßnahmen
zur Krisenprävention sei. Finanzmarktturbulenzen würden nicht nur die Geldpolitik negativ beeinträchtigen,
sondern zögen vor allem auch die Gesamtwirtschaft stark in Mitleidenschaft. Es gelte daher, Maßnahmen
im Bereich der Bank-Kundenbeziehung zu definieren, die einerseits zu einem höheren Risikobewusstsein bei der
Kreditvergabe führen, andererseits aber keine allzu große administrative Belastung darstellten. Ein
gesundes Finanzsystem - und dazu tragen die Regelungen von Basel II bei - stelle die Basis für die Wirksamkeit
geldpolitischer Maßnahmen und für stabiles Wirtschaftswachtsum im Allgemeinen dar, so Gouverneur Liebscher.
OeNB Vize-Gouverneurin Dr. Gertrude Tumpel-Gugerell verwies darauf, dass im Diskussionsprozess um Basel II die
Besonderheiten der Finanzstrukturen in den einzelnen Ländern Berücksichtigung fänden. So wurden
im Herbst vergangenen Jahres weltweit ca. 300 Banken eingeladen, die Auswirkungen des neuen Regelwerks auf die
erforderliche Eigenkapitalhaltung durchzurechnen. An diesen Proberechnungen, deren Ergebnisse Anfang März
2003 der Öffentlichkeit präsentiert werden sollen, haben sich unter Koordination der OeNB mehr als zehn
österreichische Banken beteiligt. Die rückgemeldeten Daten befänden sich momentan in Auswertung
und werden noch Ende Jänner an die BIZ weitergeleitet, so Tumpel-Gugerell.
Bezüglich der ökonomischen Auswirkungen von Basel II hob die OeNB Vize-Gouverneurin hervor, dass die
österreichische Wirtschaft durch die zahlreichen Erleichterungen, die in den Verhandlungen für Klein-
und Mittelbetriebe erreicht werden konnten, mit den neuen Regelungen eine Stärkung erfahre. Mehr Transparenz
in der Kreditvergabe, ein verbessertes Risikomanagement der Banken und eine zielorientierte Unternehmensplanung
mit ausreichender Eigenkapitalausstattung stellten eine wichtige Voraussetzung für ein dynamisches Wachstum
der heimischen Wirtschaft dar. Abschließend betonte Tumpel-Gugerell die große Bedeutung intensiver
Informationsarbeit, die am Beginn einer erfolgreichen Umsetzung von Basel II stehen müsse - dazu seien alle
Banken und Interessensvertretungen genauso aufgerufen, wie auch die Oesterreichische Nationalbank selbst. |