Einem
kritisiert mangelnde Ernsthaftigkeit der ÖVP
Schüssel ist zur Regierungsbildung und nicht zur Abhaltung eines Schönheitswettbewerbs
beauftragt
Wien (sk) - "Bei all den in ihrer Intensität durchaus anerkennenswerten taktischen Bemühungen
der ÖVP, den Eindruck zu erwecken, die SPÖ sei nicht wirklich fähig oder bereit, klar zu signalisieren,
ob sie mit der ÖVP und deren Programm regieren wolle, gilt zunächst: Wolfgang Schüssel hat einen
Auftrag zur Regierungsbildung. Bisher hat er sich lediglich um einen Schönheitswettbewerb bemüht",
stellte der stellvertretende Klubobmann der SPÖ, Einem, Freitag (24. 01.) gegenüber
dem Pressedienst der SPÖ fest. "Abgesehen davon, dass die Einladung an andere Parteien, eine Regierung
ausschließlich zu seinen Bedingungen zu bilden etwas übertrieben wirkt, wenn man bedenkt dass die ÖVP
42 Prozent der Wählerstimmen bekommen hat und nicht 51 Prozent, muss doch auch klar gesagt werden: wie die
ÖVP und Schüssel die Probleme dieses Landes lösen wollen, hat er bisher nicht einmal angedeutet.
Kein Wort findet sich in Schüssels 10-Punkte-Programm zur nachhaltigen Lösung des Pensionsproblems, kein
Wort zur Lösung des Finanzierungsproblems im Gesundheitsbereich, kein Wort zur Ankurbelung der Wirtschaft
und zur dringend notwendigen Reduktion der Rekordarbeitslosigkeit", verwies Einem auf die fehlenden Vorschläge
der ÖVP. Die SPÖ habe zu diesen brennenden Problemen des Landes Vorschläge vorgelegt und bestehe
darauf, sie ernsthaft zu diskutieren.
"Heute vor zwei Monaten hat Österreich gewählt. Und seit zwei Monaten kann sich Schüssel nicht
entscheiden, mit wem er ernsthaft über die Bildung einer Regierung verhandeln will", kritisierte Einem.
"So verständlich es auch sein mag, dass er gern wüsste, mit welchem der drei möglichen Partner
es am nettesten wäre zu regieren, so klar ist, dass seriöse Ergebnisse in dieser Frage nur in ernsthaften
Verhandlungen erzielbar sind. Und die kann man nicht mit allen dreien zugleich führen, sondern dazu muss sich
Schüssel entscheiden" so Einem. Die SPÖ habe ein klares Bekenntnis abgelegt. "Wir sind bereit,
uns auf ernsthafte Verhandlungen mit dem Ziel der Bildung einer reformfähigen und stabilen Regierung einzulassen,
falls Schüssel uns dazu einlädt", stellte Einem fest. "Jetzt liegt es an ihm, sich für
eine Regierungsbildung mit dem Rest der FPÖ - der billigsten Lösung - oder mit den Grünen - einer
interessanten aber höchst ungewissen Lösung - oder mit der SPÖ zu entscheiden", schloss Einem. |
Rauch-Kallat: Einem-Aussagen »sehr merkwürdig«
ÖVP hat konkrete Vorschläge gemacht - Antworten der SPÖ stehen noch immer
aus
Wien (övp-pk) - Als "im Ton und Inhalt sehr merkwürdig" bezeichnete heute, Freitag,
ÖVP-Generalsekretärin Abg. z. NR Maria Rauch-Kallat die jüngsten Aussagen des stellvertretenden
SPÖ-Klubchefs Caspar Einem in Richtung der ÖVP. Die Ernsthaftigkeit der Sozialdemokraten zur Bildung
einer Bundesregierung muss angesichts solcher polemischer Aussagen ernsthaft hinterfragt werden", so Rauch-Kallat.
Es sei Geschichtsverdrehung, wenn Einem der ÖVP Verzögerung vorwerfe. "Die SPÖ hat sich erst
nach 60 Tagen endlich zu Gesprächen durchgerungen. Gleichzeitig war das Ergebnis vom 24. November sicherlich
kein Signal, das SPÖ-Wahlprogramm eins zu eins umzusetzen."
Außerdem verkenne Caspar Einem die Funktion des 10 Punkte- Programmes. Dieses sei eine Auflistung der dringend
notwendigen Reformbereiche. In den vertiefenden Gesprächen habe die ÖVP der SPÖ eigene Lösungsvorschläge
präsentiert und wollte die Lösungsansätze der Sozialdemokraten hören. Dies sei ja auch den
Aussagen von Barbara Prammer gegenüber dem ORF zum Thema Frühpensionen zu entnehmen. "Wenn Caspar
Einem also nichts davon weiß, so wurde entweder der SPÖ- Vorstand nicht darüber informiert oder
er hat dort nicht aufgepasst", sagte Rauch-Kallat.
"Leider war die SPÖ auch in der Plenarrunde am Mittwoch nicht zu konkreten Antworten bereit. Vielmehr
ist man mit einem Rucksack von Bedingungen in das Gespräch gekommen, der Parteichef Alfred Gusenbauer noch
vorsorglich am Abend zuvor vom SPÖ-Präsidium gepackt und umgehängt worden war. Das war auch der
Grund für die Enttäuschung der ÖVP über das magere Verhandlungsergebnis", so die ÖVP-
Generalsekretärin. Aber die SPÖ sei nach wie vor eingeladen, die Antworten zu diesen Problembereichen
zu geben, schloss Rauch-Kallat. |