Bischof Heitz: Nicht am Buchstaben anklammern
Gottesdienste zur Weltgebetswoche für die Einheit der Christen - Superintendent Eichmeyer kritisiert "blasphemisches Reden" vom sauberen Krieg
Wien/Linz (epd Ö) - Gottes Wort dürfe nicht vereinnahmt und für eigene Zwecke missbraucht werden, betonte der altkatholische Bischof Bernhard Heitz in seiner Predigt beim ökumenischen Gottesdienst in der anglikanischen Christuskirche anlässlich der „Weltgebetswoche für die Einheit der Christen“. Bei dem Gottesdienst wurde das ökumenische „Jahr der Bibel 2003“ offiziell eröffnet.

Die Bibel sei ein „spannungsgeladenes und zugleich widersprüchliches Buch“, das den auf sich selbst bedachten und ängstlichen Leser sogar in die Irre führen könne, „wenn er sich in frommer Absicht an einzelne isolierte Worte festklammert“. Die Wahrheit und befreiende Weisung Gottes liege vielmehr „in der Gesamtheit der heiligen Texte und damit buchstäblich im ‘Dazwischen’, zwischen den Texten, Zeilen und Buchstaben“, so Bischof Heitz.
Der altkatholische Bischof mahnte zur Vorsicht gegenüber allen vereinfachenden, wortwörtlichen Deutungen und unterschiedlichen kirchlich-konfessionellen Interpretationen. Heitz: „Immer dürfen und müssen wir historisch-kritisch tiefer graben und forschen, denn der einzelne Satz und das kirchliche Dogma sind an die Geschichte gebunden und stehen nicht über ihr.“ Es gehe nicht um kostbar ausgestattete und geschmückte Kirchen, sondern darum, „dass sie einladende und offene Türen haben, um den suchenden Menschen Heil und Zuflucht und den Schatz des Gottesreiches zu vermitteln“. Es gehe auch nicht um einzelne Konfessionen, sondern um die allen gemeinsame Botschaft.
Zuletzt gehe es um die Freiheit und Würde der Menschen als Geschöpfe Gottes. Alle seien berufen, so Heitz, „eine neue Schöpfung zu sein und zu werden, ohne Unterschied von Nationalität, Religion, Konfession, Hautfarbe und Geschlecht“. Ziel und Maß sei deshalb nicht „irgendeine Kirche“, an der sich alle zu messen hätten, sondern einzig und allein Jesus
Christus.

Auf die Irak-Krise ging der oberösterreichische Superintendent Mag. Hansjörg Eichmeyer in seiner Predigt beim ökumenischen Festgottesdienst am Sonntag im Alten Dom in Linz ein. „Um den Ölschatz zu sichern, müssen auf Befehl Hunderttausende aufmarschieren und man nimmt dafür unsägliches Leid, nicht nur der irakischen Bevölkerung, in Kauf“, sagte Eichmeyer. Blasphemisch werde von einem „kurzen, sauberen Krieg“ gesprochen, mit Vorteilen für die Rüstungsindustrie, für den Aktienkurs und die Wirtschaft. Der Apostel Paulus hingegen - sein Wort vom „Schatz in zerbrechlichen Gefäßen“ stand im Mittelpunkt der Predigt - opfere, so wie sein Herr, den er verkündigt, nicht andere, betonte der Superintendent. Paulus bleibe „ein zerbrechliches Gefäß, ein für andere offenes Gefäß mit einer herrlichen, befreienden Botschaft für alle, die wirklich leben möchten“.
 
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